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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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nickte. »Wie geht es dir?«
    Er presste eine Hand gegen die Stirn und setzte sich auf.
    »Langsam«, warnte ich.
    Michael hob beide Beine über die Bettkante und blieb einen Moment lang so sitzen. »Ich habe Kopfschmerzen.«
    Ich setzte mich neben ihn. »Wie fühlst du dich – mal abgesehen von den Kopfschmerzen?«
    »Als hätte ich tausend Jahre geschlafen.«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »Dass ich vor der Bücherei aufwachte. In einem Zelt. Allein. Ich stolperte ins Freie und rief dich an.«
    »Wenigstens hattest du noch dein Handy.«
    »Ja. Was danach geschah, weiß ich nicht mehr.«
    Wenn Hydens Vermutung stimmte, hatte sich jemand außerhalb der Bücherei Zugriff auf Michaels Körper verschafft. Aber warum? War keiner von uns sicher?
    Ich legte eine Hand auf Michaels Arm.
    »Wie geht es meinem Bruder?«, fragte ich.
    »Gut. Zumindest, als ich das Chalet verließ.«
    Er spürte wohl, dass ich beunruhigt war, denn er setzte hinzu: »Er mag Eugenia. Sehr sogar. Mach dir keine Sorgen.«
    Es klopfte. Ich ging an die Tür. Hyden und Avery standen draußen.
    »Gut sieht er aus«, meinte Hyden.
    Avery nickte. »Sehr gut sogar.«
    Sie kamen ins Zimmer und blieben vor dem Bett stehen.
    »Darf ich dir Avery vorstellen?«, sagte ich zu Michael.
    »Und wer ist der andere?« Michael musterte Hyden, der immer noch in Jeremys Körper steckte.
    »Er heißt Hyden.« Ich beschloss, dass es einfacher war, Michael nicht zu erklären, dass Hyden in einem fremden Körper steckte.
    Avery trat näher und maß seine Temperatur mit einem Stirnthermometer. Michael sah sie mit hochgezogenen Brauen an, doch dann lächelte er.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
    Michael rieb sich die Schläfen. »Ich habe einen mörderischen Schädel.«
    »Dann hole ich dir mal ein Aspirin.« Avery tätschelte Michaels Arm und verließ den Raum.
    »Bei deinem Anruf wolltest du Callie etwas Wichtiges sagen«, meinte Hyden. »Es ging um eine Erinnerung, die du von deinem Mieter übernommen hattest …«
    Michael kratzte sich im Nacken und starrte ins Leere. »Die seltsamste Geschichte, die mir je passiert ist. Ich war mit Tyler draußen am See und sah ihm beim Angeln zu, und urplötzlich hatte ich dieses Bild vor Augen. Wie auf einer Bühne. Ein echtes Spukerlebnis. Also … ich befand mich in der Body Bank, kam eben aus dem Waschraum und lief den falschen Gang entlang, weil ich den Weg nicht mehr genau im Kopf hatte. Als ich um eine Ecke bog, sah ich eine schmale, mit einem Laken zugedeckte Gestalt auf so einer fahrbaren Krankenbahre liegen. Eine Frau wahrscheinlich. Eine tote Frau. Die Bahre wurde eben rückwärts durch eine Tür gezogen. Von wem, das weiß ich nicht, denn die Person, die das tat, befand sich bereits draußen. In diesem Moment verrutschte das Laken, und ich sah das Gesicht der Toten. Es war eine Ender.«
    Er unterbrach sich. »Aber jetzt kommt das Unheimliche. In der Erinnerung meines Mieters kannte ich sie nicht.«
    »Und?«, fragte Hyden, als er nicht weitersprach.
    Michael räusperte sich. »Ich selbst dagegen, der die Erinnerung wie einen Film vor Augen hatte, wusste, wer sie war. Helena.«
    »Helena?«, wiederholte ich wie betäubt.
    Michael nickte. »Ich hatte all die Bilder von ihr in der Villa gesehen und erkannte sie sofort. In dieser Erinnerung blickte ich auf und sah, dass es Trax war, der die Bahre nach draußen zerrte. Ich zog mich zurück, bevor er mich entdeckte. Das war alles.«
    Ich warf Hyden einen Blick zu. Er sah blass aus. Elend. Wortlos stand er auf und verließ das Zimmer.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Michael.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sonst fällt dir nichts mehr ein?«
    Er schloss die Augen, als versuchte er sich zu konzentrieren. »Nein«, sagte er.
    Ich rieb meine kalten Arme. »Du hast gesehen, was dein Mieter erlebt hat. Einer dieser Flashbacks. Der Mieter hatte wohl gerade erst von deinem Körper Besitz ergriffen, als er in diese Geschichte stolperte.« Ich begann auf und ab zu gehen. »Ich war mit Helena verbunden, als sie starb, und hörte ihren Todeskampf … Also hat Trax sie umgebracht.«
    »Das steht nicht fest. Vielleicht hatte er nur den Auftrag, den Leichnam zu beseitigen.«
    »Dann ist er zumindest ein Mitwisser.«
    Michael sah mich mit flehenden Augen an, als könnte ich all seine Fragen beantworten. Ich wünschte, es wäre so.
    »Warum quälen sie uns mit ihren Erinnerungen?«, fragte er. »Würde es nicht reichen, dass sie unsere Körper benutzt haben?«
    Ich konnte nur die Augen

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