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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Es wurde lauter, heller und kam in immer kürzeren Abständen.
    »Wir sind ganz nahe«, sagte ich. »Hier.«
    »Wo?«
    Ich deutete auf einen Körper, der auf einem der rauchgeschwärzten Grundstücke lag.
    Er stieg hart in die Bremse, und ich sprang aus dem Wagen. Michael lag mit dem Gesicht nach unten da. Er rührte sich nicht.
    Ich rief seinen Namen.
    Dann kniete ich neben seinem Körper nieder. Hyden trat hinter mich.
    »Michael …« Keine Reaktion.
    Ich rollte ihn auf den Rücken und legte mein Ohr an seine Brust. Er fühlte sich warm an.
    »Er atmet«, sagte ich zu Hyden. Ein Gefühl der Verzweiflung und Hilflosigkeit überkam mich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es war entsetzlich, ihn so daliegen zu sehen.
    Ich bettete Michaels Kopf auf meinem Schoß. »Was ist ihm zugestoßen?«
    »Wenn du mich fragst, hat sich jemand Zugriff auf seinen Körper verschafft und dann den Kontakt verloren. Er fiel einfach um. Das ist wie eine Unterbrechung des Handynetzes.« Er sah sich um. »Wir dürfen mit unseren drei Chips nicht hier im Freien bleiben. Ebenso gut könnten wir ein großes Reklameschild aufstellen. Callie, Hyden und Michael, frisch serviert. «
    Ich spähte die Straße entlang und sah einige Leute in unsere Richtung kommen. Freunde? Oder das Gegenteil?
    »Los, schaffen wir ihn ins Auto!«
    Jetzt war ich froh, dass Hyden in Jeremys Körper steckte, weil uns das die Bergung deutlich erleichterte. Er bückte sich und fasste unter Michaels Schultern. »Inzwischen hast du ja Übung«, meinte er.
    Ich packte Michaels Beine. Hyden übernahm die Hauptlast, als wir den Bewusstlosen in den Laderaum hievten.
    Bei der Rückkehr ins Labor nahm Ernie Michael in Empfang. Hyden hatte von unterwegs eine Zing-Nachricht geschickt und erklärt, was geschehen war.
    »Das also ist der Körper, den du dir ausgeliehen hast.« Ernie musterte Jeremys Gestalt und nickte anerkennend. »Hatte mich schon gefragt, wann du das tun würdest.«
    Ernie brachte Michael in eines der unbenutzten Wohnquartiere und überließ ihn der Chipträgerin Avery, die seine lebenswichtigen Funktionen kontrollierte. Averys Mutter war Krankenschwester gewesen, und das zierliche Metallo-Mädchen hatte eine sanfte Art, mit Patienten umzugehen.
    »Blutdruck, Temperatur – alle Werte sind ziemlich normal«, sagte sie. »Manchmal kann man nur abwarten, bis er zu sich kommt.« Sie musterte Hyden in Jeremys Körper.
    »Das ist in Wahrheit Hyden«, klärte ich sie auf.
    »Ich weiß schon. Ernie hat uns Bescheid gesagt.«
    Ich spürte eine gewisse Missbilligung in ihrem Tonfall.
    »Ich bleibe bei ihm«, sagte ich. »Ihr könnt mich jetzt mit ihm allein lassen.«
    Hyden nickte den beiden anderen zu. »Ihr habt sie gehört.«
    Ernie und Avery verließen zusammen mit Hyden das Zimmer. Bevor Hyden die Tür schloss, trafen sich unsere Blicke. Ich las eine Spur von Traurigkeit in seinen Augen.
    Michael rührte sich immer noch nicht. Natürlich freute ich mich, ihn wiederzusehen – aber doch nicht in diesem Zustand. Er wirkte so verwundbar.
    Würde er zu uns zurückkommen? Was war geschehen?
    »Michael.« Ich umklammerte seine Hand. »Michael«, wisperte ich, als könnte ich auf diese Weise irgendwie sein Unterbewusstsein erreichen.
    Es war ein vergeblicher Versuch.
    Wenn sich jemand Zugriff auf seinen Chip verschafft hatte, so musste er seinen Körper längst wieder verlassen haben. Warum also kam Michael nicht zu sich?
    Ich saß eine Zeit lang auf der Bettkante und dachte darüber nach, wie zerbrechlich das Leben doch war. Hydens beschwörende Worte fielen mir wieder ein. Dass wir mehr waren als unser Körper. Ich tupfte Michaels Stirn mit einem feuchten Schwamm ab, sprach leise auf ihn ein und versuchte dabei alle negativen Gedanken auszuschalten. Mit jeder Minute wuchs meine Angst, dass es uns nicht gelingen würde, ihn zurückzuholen. Und dann sah ich plötzlich seine Lider flattern.
    »Michael?«, sagte ich. »Michael!«
    Er bewegte den Kopf ruckartig hin und her, als bemühte er sich mit aller Kraft, einen Albtraum abzuschütteln. Ich erhob mich von der Bettkante, unsicher, was ich tun sollte. Irgendwie kam ich mir nutzlos vor.
    »Michael, ich bin es – Callie.«
    Er beruhigte sich, schlug die Augen auf und starrte zur Decke.
    »Kannst du mich hören? Oder sehen? Oder sonst irgendwas?«
    Ich fragte mich, ob in diesem Körper wirklich Michael steckte. Er tastete das Bett ab, als müsste er sich erst zurechtfinden. Dann schaute er mich an.
    »Callie?«
    Ich

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