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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Verhörmethoden vor. Warum nahmen sie sich ausgerechnet ihn vor? Von uns dreien hätte Hyden ihnen am meisten preisgeben können. Oder wussten sie etwa nicht, wer er in Wahrheit war?
    Ich sah ihn an.
    »Was ist?«, erkundigte er sich leise.
    »Nichts.« Ich wollte die letzte Frage nicht einmal im Flüsterton riskieren.
    Nachdem wir fertig gegessen hatten, holte mich eine Bewacherin ab, um mich in einen anderen Raum zu bringen.
    »Wir halten durch«, sagte Hyden. »Wir bleiben stark.«
    Ich lächelte verhalten, und er nickte mir noch einmal zu.
    Die Frau führte mich den Korridor entlang und lieferte mich in einem kleinen kahlen Raum ab, dessen ganze Einrichtung aus einem Tisch und zwei Stühlen bestand. Eine Ender mit weißer Hose und weißem Rollkragenpullover trat ein.
    »Hallo, Callie. Setzen Sie sich bitte.«
    Sie nahm mir gegenüber Platz und drehte ihren Mini-Airscreen so, dass er unser Gespräch als Text aufzeichnen konnte. Ich sah die Buchstaben in Spiegelschrift.
    »Nun, Callie, dann beginnen wir.«
    »Womit?«
    »Mit den Fragen. Und ich rate Ihnen, alle zu beantworten.«
    Ich seufzte.
    »Wann wurde Ihr Chip implantiert?«
    »Vor drei Monaten, zwei Wochen und fünf Tagen.«
    »Haben Sie irgendwelche Beschwerden, die Sie auf den Chip zurückführen?«
    »Kopfschmerzen.«
    »Das ist alles?«
    Eigentlich hätte ich ihr den Rest gern verheimlicht. Aber ich konnte noch etwas auf dem Airscreen erkennen – eine Art Diagramm, das sich laufend veränderte. Es war ein Lügendetektor, der bereits ausschlug, wenn ich nur daran dachte, die Wahrheit zu verschweigen.
    »Es gibt da Erinnerungsepisoden …«
    Sie beugte sich vor. »Erklären Sie das genauer!«
    »Erinnerungen meiner Mieterin. Dinge, die sie erlebte, als sie sich in meinem Körper befand, und von denen ich damals nichts mitbekam. Diese Rückblenden überfallen mich aus heiterem Himmel.«
    »Wie äußern sie sich?« Ihre Worte wanderten quer über den Airscreen.
    »Es ist, als würde ich einen Holo-Film betrachten«, sagte ich. »Eine kurze Sequenz, die kaum eine Minute dauert.« Ich zuckte die Achseln, um die Sache herunterzuspielen. Aber ihre gespannte Aufmerksamkeit verriet, dass sie mir das nicht abkaufte.
    »Und Sie behaupten, es handele sich um eine Erinnerung an die Erlebnisse Ihrer Mieterin? Woher wissen Sie das?«
    »Weil …«
    Ich zögerte, und die Detektorkurve schlug in steilen Spikes nach oben aus.
    »Einfach die Wahrheit, bitte«, mahnte mein Gegenüber.
    »Ich wusste, wer meine Mieterin war. Ich erkannte die Orte, die in ihren Erinnerungen vorkamen. Ihr Zimmer beispielsweise.«
    »Und sind diese Episoden mit irgendwelchen Gefühlen verbunden?« Sie zog die Brauen hoch, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und rückte noch näher.
    »Ja. Es ist, als würde ich das Geschehen von damals selbst erleben. Aber ich weiß nicht, warum. Diese Bilder beantworten keine Fragen und bringen mir keine neuen Erkenntnisse. Ich kann auch nicht erklären, was sie auslöst. Ohne jede Vorwarnung spult sich so ein Film in meinem Kopf ab – und dann ist es vorbei.«
    Ich sah, wie der Bildschirm meine Worte als Schriftdokumente abbildete. Irgendwie beängstigend.
    »Stimmt es, dass Sie hier einen genialen Arzt haben?«, erkundigte ich mich.
    Die Ender sah mich prüfend an. Sie leugnete nicht, dass es so war, ging aber auch nicht näher auf meine Frage ein. Stattdessen fuhr sie mit ihrem Verhör fort.
    »Sprechen wir über Hyden.«
    Meine Muskeln spannten sich an. Ihr Gerät gab ein hohes Fiepen von sich. Es klang wie Vogelgezwitscher.
    »Entspannen Sie sich bitte. Was wissen Sie über ihn?«
    »Ich finde, Sie sollten ihn selbst fragen«, sagte ich.
    »Aber ich frage Sie.«
    »Und ich wiederhole meine Antwort. Das sollten Sie ihn selbst fragen.«
    Ihr Gerät verstummte. Sie ebenfalls. Sie verstaute ihren Mini-Airscreen und erhob sich. Wortlos verließ sie den Raum.
    Dawson trat ein. Ich war ihm eine ganze Weile nicht mehr persönlich begegnet. Und es kam mir ein wenig unheimlich vor, nachdem er über den Chip mit mir Kontakt aufgenommen hatte.
    »Du bist ein kämpferisches kleines Starter-Mädchen«, sagte er.
    Ich starrte ihn möglichst unbeeindruckt an. Er setzte sich.
    »Also – ich würde gern mehr über Hyden erfahren«, begann er.
    »Wie ich bereits der Ender hier sagte: Fragen Sie ihn selbst!«
    »Möchtest du wirklich, dass wir diesen Weg einschlagen?« Er kniff die Augen zusammen, als dächte er über eine unangenehme Prozedur nach.
    »Ich weiß nicht

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