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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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zu.
    »Sie können gehen«, sagte die Ender hinter der Glasscheibe.
    Der Mann verließ den Schießstand. Ich fragte mich, was ihnen dieses Experiment bewies. Wahrscheinlich, dass sie meinen Körper besser steuern konnten, wenn ich dem Typen vertraute, der die Befehle erteilte. Das hieß …
    O nein, das würden sie nicht tun.
    O ja. Sie hatten keinerlei Hemmungen.
    Diesmal tauchte Michael am Ende der Schussbahn auf und sah mich mit einer Pistole in der Hand dastehen. Er schien den gleichen Helm und kugelsicheren Overall zu tragen wie sein Vorgänger.
    Aber sicher war ich nicht.
    »Nein!«, schrie ich auf.
    Er versuchte zu fliehen, aber ich konnte sehen, dass seine Füße irgendwie am Boden fixiert waren. Seine Sohlen waren dick. Vielleicht starke. Er wand sich, doch es gelang ihm nicht, sich loszureißen. Er war gezwungen, dort hinten auszuharren.
    Vor mir stand kein namenloser, kräftiger Ender, sondern jemand, den ich kannte und wie einen Bruder liebte. Was, wenn sein Anzug nicht kugelsicher war?
    Ich soll dir sagen: Bleib locker!
    »Tu das nicht, Hyden!«
    Sie behaupten, ihm würde nichts geschehen.
    Der Arm, der die Pistole hielt, hob sich.
    Michael zuckte zusammen.
    »Hör auf!«, rief ich. »Weigere dich!«
    Es wird genau wie beim letzten Test ablaufen.
    »Zwing mich nicht dazu, Hyden! Bitte!«
    Ich konnte durch den Helm erkennen, dass Michael die Augen schloss.
    »Das tue ich nicht!«, schrie ich Hyden an.
    Ich wehrte mich mit aller Kraft. Mein Inneres wurde in Stücke gerissen. Aber es gelang mir nicht, die Kontrolle über meine Hände zurückzugewinnen.
    Es tut mir leid.
    »Es tut mir leid«, wiederholte ich.
    Mein Finger drückte ab, der Schuss löste sich mit einem lauten Knall, und Michael fiel nach hinten.
    Im nächsten Moment war ich frei. Ich ließ die Pistole fallen, rannte zu ihm und nahm ihm den Helm ab.
    »Michael, kannst du mich hören?«
    Seine Lider flatterten. »Callie?«
    Ich warf einen Blick auf seine Brust. Das gleiche rot umrandete Loch. Wie bei dem Ender.
    Ein erstaunter Ausdruck huschte über Michaels Züge. »Callie … Du … du hast auf mich geschossen.«
    Ender-Wachtposten kamen und führten mich weg, in einen anderen ihrer zahlreichen Räume. Der hier war mit einer Strand-Projektion ausgeschmückt. Ein paar Stühle umgaben einen schlichten Tisch. Schulmöbel, wenn ich mich nicht täuschte. Kurz darauf brachten sie Hyden herein und ließen uns allein.
    »Das werde ich dir nie verzeihen!«, fauchte ich ihn an.
    Er breitete die Arme aus. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Du hast mich gezwungen, auf Michael zu schießen. Nur damit sie dich nicht anfassen? Das kann ich einfach nicht glauben.«
    »Mein Schicksal ist mir egal. Aber sie drohten, dich zu foltern, wenn ich nicht mit ihnen zusammenarbeitete.« Er sah mich flehend an. »Sie sagten, die Pistole sei mit Platzpatronen geladen.«
    »Er hätte dennoch tot sein können. Manche Menschen sterben von dem Aufprall, wenn der Schuss aus der Nähe abgegeben wird.«
    »Es kennen sich nicht alle Leute so gut mit Waffen aus wie du.«
    Hyden fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. Er sah elend aus. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab.
    »Haben sie dir wehgetan?«
    »Du kennst meine Schwachstelle«, wisperte er.
    Ich sah mich im Raum um. Vermutlich wurden wir von allen Seiten von Kameras beobachtet und von Wanzen belauscht.
    »Wer sind diese Leute?«, flüsterte ich.
    Er rieb sich die Stirn. »Ich weiß es nicht genau.« Auch er sprach so leise wie möglich. »Sie sind hinter dem Chip her. Meinem Chip. Sie haben herausgefunden, wie er sich einsetzen lässt. Also handelt es sich vermutlich um Wettbewerber.«
    Er schirmte seinen Mund mit beiden Händen ab, um Beobachtern das Lippenlesen zu erschweren. »Die Frage ist: Sind es Leute meines Vaters?«
    Ich erinnerte mich an die Worte von Hydens Vater: Trau niemandem außer dir selbst. Und dann ziehe auch das in Zweifel.
    Nicht lange nach unserem Gespräch versorgten sie uns endlich mit Wasser und Nahrung. Es gab nur Brot und eine dünne Suppe, aber wir verschlangen alles mit Heißhunger.
    »Wo ist Michael?«, fragte ich den Ender, der uns das Essen brachte.
    Er tat, als sei ich Luft
    »Was machen die bloß mit ihm?«, fragte ich Hyden.
    »Es könnte Taktik sein, dass sie uns trennen. Wer weiß? Vielleicht verdrückt er gerade einen Cheeseburger und Pommes.«
    Er versuchte mich aufzuheitern, aber das klappte nicht. Ich machte mir Sorgen um Michael und stellte mir die schlimmsten

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