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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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übergeschnappt.
    »Du wirst mich nicht umstimmen, egal, was du sagst«, erklärte sie. »Wenn ich den Eingriff nicht bereits hinter mir hätte, würde ich diesen Doktor hier überreden, ihn vorzunehmen. Der Mann ist genial.«
    »Welcher Doktor?«
    Aus einem unsichtbaren Lautsprecher drang die Stimme einer Ender. »Emma, Sie werden im Empfangsbüro gebraucht.«
    Sie verdrehte die Augen, erhob sich und verließ wortlos den Raum.
    Ich kam mir idiotisch vor, weil ich meine Energie darauf verschwendet hatte, Emma auf ihre eigentlichen Qualitäten hinzuweisen. Es war mir nicht gelungen, sie von meinen Ansichten zu überzeugen. Im Gegenteil, sie hatte mir kaum zugehört. Welche Rolle spielte sie hier in dem ganzen Geschehen? Und inzwischen dachte sich Dawson höchstwahrscheinlich eine neue Folter für mich aus. Nachdem ich seinen Wachtposten attackiert hatte, konnte ich kaum auf Milde hoffen.
    Callie.
    Wieder befand sich jemand in meinem Kopf. Und es war nicht Dawson.
    »Hyden?« Ich richtete mich auf.
    Ja.
    »Wie ist das möglich?«
    Ich starrte die grau gepolsterten Wände an.
    Sie ließen mich Kontakt zu deinem Chip aufnehmen. Sie sind hier.
    »Ich verstehe.« Dann war das hier vermutlich ein Test. Oder sie wollten, dass er mich zu irgendetwas überredete.
    Es tut mir leid …
    »Was tut dir leid?«
    Er schwieg einen Moment lang. Aber ich konnte spüren, dass die Verbindung nicht unterbrochen war. Redete jemand mit ihm? Gaben sie ihm Anweisungen, was er sagen sollte?
    Ohne es zu merken, näherte ich mich der Tür. Wie kam ich dorthin? Die Tür ging auf. Die Ender-Wächterin trat beiseite und ließ mich durch. Ich folgte dem Korridor. Es war, als schwebte ich in einem Traum dahin.
    Geh einfach weiter. Leiste keinen Widerstand gegen mich. Sonst musst du nichts tun.
    Es war ein seltsames Gefühl. Wie Schlittschuhlaufen ohne Kufen unter den Füßen. Ich versuchte nicht zu gehen, versuchte keinen Widerstand zu leisten. Aber ich bewegte mich.
    Ich hatte keine Ahnung, wohin ich mich begab. Und das galt nicht nur für mein endgültiges Ziel. Ich wusste nicht, ob ich als Nächstes eine Tür öffnen, um eine Ecke biegen oder bis ans Ende eines Korridors gehen sollte. Ich setzte einfach einen Fuß vor den anderen.
    Zu meinem großen Erstaunen ängstigte mich das diesmal nicht. Es war im Gegenteil fast beruhigend. Vielleicht lag es einfach daran, dass Hyden mich steuerte. Ich war bereit, ihm die Kontrolle zu überlassen, weil ich ihm wohl vertraute.
    Lass dich einfach führen.
    Ich war nicht naiv. Ich wusste, dass sie ihn zu diesem Experiment zwangen. Also würde bald etwas passieren. Außerdem konnte ich seinen Worten entnehmen, dass er besorgt war.
    Dann erkannte ich, wohin er mich steuerte. Zurück zur Schießanlage.
    Dort stand der neue Ender, den sie zu meiner Bewachung abgestellt hatten, größer und bulliger als der, den ich angegriffen hatte. Er öffnete mir die Tür zur Halle.
    Ein Blick nach oben verriet mir, dass sich in dem verglasten Beobachtungskäfig neben dem Kontrollraum die gleiche Frau wie beim ersten Mal befand.
    Ich dachte, sie würden mich wieder zum letzten Schießstand geleiten, aber diesmal hielt ich auf halbem Wege an. Diesmal erwartete mich kein Gewehr, sondern eine Glock 85. Die gleiche Pistole, die mir Helena untergeschoben hatte. Ob sie das wussten?
    Ich sah keine Zielscheibe. Würde ich es schaffen, nach dieser Waffe zu greifen? Ich musste die Entscheidung nicht treffen. Hyden traf sie für mich.
    Meine Hand senkte sich, umklammerte das kalte Metall. Und hob sich wieder.
    Die Ender hinter der Glasscheibe sprach mit jemandem im Kontrollraum. Diesmal tauchte am Ende der Schussbahn anstatt einer Zielscheibe ein Mensch auf. Ein Ender mit Helm und Overall. Er drehte sich um und sah mich an, eine lebende Version des Holos, auf das ich beim ersten Mal geschossen hatte.
    »Das ist doch ein kugelsicherer Anzug, oder?«
    Ja. Zumindest behaupten sie das.
    Hyden hob meinen Arm und benutzte meine Augen, um zu zielen. Mein Finger drückte ab. Der Ender stolperte durch den Aufprall rückwärts, blieb aber auf den Beinen.
    Die Frau im Glaskäfig sprach in ihr Mikro. »Würde das Opfer bitte vortreten?«
    Der Mann kam bis auf etwa drei Meter heran. Ich konnte sehen, wo die Kugel seinen Overall zerfetzt hatte. Ein Herzschuss. Das war leicht zu erkennen, weil an der Stelle, wo sich das Loch befand, ein rotes Pulver austrat.
    »Sauberer Treffer«, sagte der Ender durch seinen Schutzhelm. Er nickte mir anerkennend

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