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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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zugutekommen sollen.«
    Sein Testament und Letzter Wille. Der Kummer brach mir fast das Herz.
    »Callie, falls du diese Nachricht tatsächlich eines Tages erhältst, hör mir gut zu. Die Resultate meiner Forschungsarbeit werden dir und Tyler den Lebensunterhalt sichern. Ich habe einen Tauschprozess entwickelt, eine Art Körper-Gehirn-Transfer. Ich weiß, dass ich nicht der einzige Erfinder auf diesem Gebiet bin, dass andere ebenso erfolgreich, wenn nicht gar erfolgreicher waren als ich. Aber meine Umkehr-Transposition ist, so glaube ich, eine bislang einmalige Errungenschaft, die dich und deinen Bruder reich machen kann.«
    »Umkehr-Transposition?«, fragte ich.
    Hyden hielt das Bild mit einem kurzen Fingerschnippen in der Luft an. »Wenn ein Spender oder eine Spenderin wie du in den Körper des Mieters oder der Mieterin zurückkehrt und dort die Kontrolle übernimmt. Das ist noch nie gelungen.«
    Ich? Den kontrollieren, der mich steuern wollte? Was für eine Erfindung!
    »Ich könnte die Kontrolle umkehren? Durch die Augen meines Widersachers sehen? Ihn zwingen, meine Befehle auszuführen? Das klingt unglaublich.«
    »Es ist nur eine Theorie«, sagte er.
    Hyden berührte den Airscreen, und mein Vater sprach weiter. Ich hatte ihn noch nie so ernst gesehen.
    »Wenn das hier abgespielt wird, lebe ich vielleicht nicht mehr«, sagte er. »Darüber bin ich mir im Klaren.«
    Es schmerzte, diese Worte zu hören. Aber er hatte eben erst in meinem Kopf gesprochen. Er lebte, das spürte ich.
    »Während des letzten Monats wurde ich verfolgt, unter Druck gesetzt und bedroht, weil ich mich weigerte, für einen Mann zu arbeiten, der mit der neuen Technologie andere Ziele verfolgt als ich. Ich habe deshalb für den Fall, dass mir etwas zustößt, meine wichtigsten Forschungsergebnisse dokumentiert und auf diesem Stick gespeichert. Verwahre ihn gut und setze ihn mit Bedacht ein.«
    Sein Bild blendete sich aus. Es folgten Zahlen und Formeln in rascher Folge. Hyden starrte fasziniert auf den Monitor. Dann fuhr Michael über ein Schlagloch, der Airscreen geriet ins Wanken und wurde dunkel. Einfach so.
    »Hey«, sagte Hyden zu Michael. »Pass doch auf!«
    »’tschuldigung.« Michael warf einen Blick über die Schulter.
    »Was ist jetzt passiert?«, fragte ich erschrocken.
    »Keine Sorge, alles noch da«, beruhigte mich Hyden. »Ich sehe mir die Aufzeichnung später an.«
    Der Video-»Besuch« meines Vaters war viel zu kurz gewesen. Ich hätte ihn am liebsten wieder und wieder auf den Schirm geholt.
    »Damit scheint festzustehen, dass dein Vater meinen Vater in seiner Gewalt hat«, sagte ich.
    Hyden nickte. »Obwohl ich nicht glauben kann, dass ihm wirklich das gelungen ist, was er behauptet.«
    »Was bedeutet das alles für uns?«
    »Diese Zahlen, die du eben über den Schirm huschen sahst? Das ist ein Programm, mit dem ich angeblich deinen Chip hochrüsten kann. Das eröffnet dir die Möglichkeit, eine erzwungene Transposition umzukehren.«
    »Heißt das, dass ich durch Brockmans Augen sehen kann, wenn er auf meinen Chip zugreift? Dass ich ihn zwingen kann, meine Befehle auszuführen?«
    »Wie ich schon sagte, das ist bloße Theorie«, meinte Hyden. »So einfach kann es nicht sein.«
    Ganz gewiss hatte sich mein Vater nicht träumen lassen, dass ich einmal auf seine Erfindung angewiesen sein würde. Und gerade deshalb, hatte ich in diesem Moment entschieden, mussten wir seine Idee unbedingt in die Praxis umsetzen.

kapitel 21 Michael fuhr auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums mit mehreren großen Geschäften. Er hielt so weit weg vom Eingang wie nur möglich, wo nur wenige andere Fahrzeuge parkten.
    Hyden suchte bewusst keine Tiefgarage auf, weil er aus den Notizen meines Vaters schloss, dass der Transfer sich im Freien leichter bewerkstelligen ließ. Wir hatten uns den Tag über so gut wie möglich verborgen und uns erst jetzt, im Schutz des Abends, wieder hinausgewagt. Dennoch – unsere Zeit war knapp, und Hyden musste ein gewisses Risiko eingehen, um unsere Erfolgsaussichten zu erhöhen. Er öffnete die Heckklappe, kletterte in den Laderaum und schaltete den Airscreen ein.
    Dann lud er das Programm meines Vaters per Funk auf meinen Chip herunter. Das alles war absolutes Neuland für ihn, und so mussten wir einen Testlauf starten, um zu sehen, ob die Aufrüstung geklappt hatte.
    »Stell dich da drüben hin«, sagte er zu mir und deutete auf einen kleinen, etwa drei Meter entfernten Baum.
    Michael kam um den SUV herum und

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