Enders
Hyden.
»Diese Explosion im Einkaufszentrum …«, begann Michael.
»Die fiel besonders heftig aus, weil das Signal auf maximale Zerstörung eingestellt war«, erklärte Hyden. »Etwas anderes ist es, wenn jemand den Mechanismus zufällig auslöst – so wie der Doktor bei Emmas Operation.«
Es war zu schrecklich, um darüber nachzugrübeln. Wir versanken in ein bedrücktes Schweigen. Es dauerte nicht lange, bis Michael eingeschlafen war.
Hyden nickte. »Keine schlechte Idee. Vermutlich müssen wir morgen bei Kräften sein.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass sie sich nicht damit zufriedengeben werden, uns hier drinnen gefangen zu halten.«
»Du denkst, dass sie weiterhin versuchen werden, Informationen von uns zu bekommen?«
Er rückte weit genug von uns ab, dass wir ihn nicht im Schlaf anstoßen konnten.
»Mit allen nur erdenklichen Mitteln.«
Bald darauf ging auch Hydens Atem in einen langsamen, entspannten Schlafrhythmus über.
Wie konnten sie nur schlafen? Emma lebte nicht mehr. Es hätte auch jeden von uns treffen können. Als Metallos waren wir verwundbar.
Dawson behauptete, mein Vater habe an der Entwicklung der Neurochip-Technologie mitgewirkt. In geheimer Mission. Deshalb war ich wohl bis jetzt ahnungslos gewesen. In Diensten der Regierung?
Ich dachte zurück an den Streit meiner Eltern zu Beginn der Sporenkriege. Mom hatte meinen Vater angefleht, seine Regierungskontakte zu nutzen, um für sie beide den Impfstoff zu besorgen. Sie hatte argumentiert, dass sich viele Angehörige der mittleren Generation impfen ließen. Man bekam die Impfung entweder für teures Geld auf dem Schwarzmarkt oder mit Sondergenehmigungen, wenn man als besonders wichtig für Politik und Wissenschaft eingestuft wurde. Manche Leute nutzten auch ihre Beziehungen. Holo-Stars zum Beispiel oder Hydens Vater. Dieses Impfprogramm war keine durchstrukturierte Angelegenheit gewesen. Es gab viele Enders und Starters, die den Impfstoff nicht erhielten. Manche Eltern waren verunsichert, weil Gerüchte umgingen, dass das Medikament Lähmungen oder noch Schlimmeres hervorrufen könnte. Viele weigerten sich gegen eine Impfung.
Meine Mutter hatte ganz bestimmt nicht aus Egoismus gehandelt. Ihr war es nur darum gegangen, ihre Familie am Leben zu erhalten …
Endlich wurden auch meine Lider schwer. Ich streckte mich auf dem elastischen Boden aus und schob all die beängstigenden Fragen beiseite.
Ich träumte, dass ich die Stimme meines Vaters hörte. Er rief meinen Namen, wieder und wieder.
Ich schlug die Augen auf. Und hörte ihn immer noch.
Callie?
Mein Herz tat einen Sprung. »Dad?«, wisperte ich.
Ich wartete auf eine Antwort. Michael hatte sich mit dem Rücken zu mir zusammengerollt und schlief tief und fest. Auf der anderen Seite, ein gutes Stück von mir entfernt, lag Hyden, ein Bein angewinkelt, das andere ausgestreckt. Das Saugen und Gurgeln aus dem Loch im Boden übertönte meine Stimme. Vielleicht bildete ich mir nur ein, meinen Vater zu hören. Oder träumte ich immer noch?
»Daddy?«
Kannst du mich hören?
Er war es! Seine Stimme.
»Ich höre dich, Daddy, ich höre dich.«
Cal, mein Mädchen.
»Sag mir, dass du es bist!« Meine Stimme versagte.
Es war so schwer, zu dir durchzukommen.
Diese Wärme. Am liebsten hätte ich mich an seine Brust geworfen und Schutz in seinen Armen gesucht.
»Ist es wahr, dass du an der Entwicklung der Neurochips mitgewirkt hast? Und woher wusstest du, dass ich so ein Implantat besitze?«
Bitte, hör genau zu, Cal. Meine Zeit ist knapp. Ich habe in einer Disco namens Rune Club ein Z -Laufwerk hinterlegt.
»Ich weiß. Ich habe es bekommen, aber es ist verschlüsselt.«
Es enthält äußerst wertvolle Daten.
»Sag mir, wo du dich aufhältst.«
Ich will nicht, dass du nach mir suchst. Es ist zu gefährlich.
»An welchem Ort bist du? Bitte, Daddy, sag mir, wie ich dich finden kann.«
Nein. Es ist zu weit weg, mitten in der Wüste. Und der Mann, der mich gefangen hält, schreckt vor nichts zurück.
Dann hörte ich nur noch Wortfetzen. Verstümmelte Laute.
»Daddy? Daddy?« Meine Stimme weckte die Jungs.
»Mit wem redest du?«, fragte Michael benommen.
Ich presste meine Hände gegen beide Ohren und horchte angespannt, ob mein Vater sich noch einmal meldete. Er musste mir helfen, von hier zu fliehen und zu ihm zu gelangen. Aber es war, als habe jemand den Kontakt unterbrochen. Etwas schnürte mir die Brust zusammen.
Michael rückte näher zu mir heran. »Was ist
Weitere Kostenlose Bücher