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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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beobachtete Hyden, der konzentriert die blinkenden Lichter und Zahlen auf dem Airscreen anstarrte.
    »Was machst du da?«, fragte Michael ihn.
    »Ihre Chip-Nummer abrufen«, erwiderte er. »Da. Das klappt.«
    Hyden nahm auf der Rückbank Platz und schloss die Augen.
    Sekunden später schickte er mir seine Gedanken.
    Kannst du mich hören?
    »Laut und deutlich«, sagte ich.
    Es war ein seltsames Gefühl, Hyden wieder in meinem Kopf zu haben. Das letzte Mal hatte ich das in der Schießanlage erlebt, als Dawson mich zwang, die Glock auf Michael zu richten. Aber jetzt zogen wir selbst die Strippen.
    Okay, halt ganz still. Ich übernehme die Kontrolle.
    Ich stand mit hängenden Armen da und wartete. Dann hob sich mein rechter Arm ganz langsam über den Kopf.
    Gut. Und nun leiste mir Widerstand, wenn du kannst. Ich halte deinen Arm oben, und du versuchst ihn nach unten zu drücken.
    Es war eine Art Armdrücken mit einem unsichtbaren Gegner. Hyden besaß eine beachtliche mentale Stärke, gegen die ich überhaupt nicht ankam. Ich konzentrierte mich, biss sogar die Zähne zusammen, aber mein Arm blieb oben.
    »Ich schaffe das nicht«, sagte ich schließlich.
    Das liegt wahrscheinlich daran, dass du keine Angst hast. Du weißt, dass dir keine Gefahr droht. Okay, ich lasse deinen Arm los.
    Mein Arm senkte sich. Ich kam mir wie eine Versagerin vor.
    Versuchen wir es jetzt mit der Umkehrung. Nimm all deine Kraft zusammen, um in meine Gedanken einzudringen.
    »Wie soll das denn gehen?«
    Ich habe in den Unterlagen deines Vaters eine Beschreibung gefunden, die uns vielleicht weiterhilft. Denk dir, dass uns beide eine Schnur oder ein straff gespanntes Seil verbindet. Konzentrier dich auf dieses Bild. Stell dir vor, dass sich ein blaues Licht um das Seil windet und von mir zu dir wandert. Und dann mal dir ein goldenes Licht aus, das von dir zu mir wandert. Es legt sich um das blaue Licht und hüllt es vollständig ein. Siehst du, wie es von dir zu mir fließt?
    Ich begriff, was er meinte, aber vor meinem geistigen Auge erschienen nur flüchtige Eindrücke, die sich nicht festhalten ließen. Sosehr ich mich anstrengte, ich blieb in meinem Körper. Es gelang mir keine Sekunde, ihn zu erobern und das zu sehen, was er sah.
    Jetzt kam ich mir erst recht wie eine Versagerin vor.
    »Es klappt nicht«, sagte ich.
    Hyden verließ seinen Spezialsitz. Er warf einen Blick auf den Airscreen und überprüfte das Programm. Dann stieg er aus und kam zu mir.
    »Ich habe mir das Programm noch einmal angesehen. Mir ist kein Fehler unterlaufen. Es müsste funktionieren.«
    Michael legte mir einen Arm um die Schultern. Hyden wandte sich dem SUV zu.
    »Versuchen wir es an einem anderen Ort«, meinte er.
    »Findest du es im Freien nicht zu gefährlich?«, fragte Michael.
    »Wenn er auf ihren Chip zugreift, können wir den Ernstfall testen«, entgegnete Hyden.
    Wir stiegen wieder in den Wagen und fuhren in Richtung Osten. Hyden saß am Steuer.
    Mir fiel auf, dass uns etwas Wichtiges fehlte. »Wir haben keine Handys.«
    »Die sind alle bei Dawson.« Hyden deutete nach hinten. »Willst du umkehren?« Er grinste.
    Ich holte zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlfach und reichte eine davon Michael nach hinten. Durch das Rückfenster sah ich die dunklen Umrisse eines bulligen SUV auf der einsamen Straße.
    Er hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet.
    »Wir sind nicht allein«, sagte ich.
    Michael drehte sich um. Der massige SUV kam nä-her.
    Hyden sah mit zusammengekniffenen Augen in den Rückspiegel. »Seit wann ist der hinter uns?«
    »Ich habe ihn eben erst entdeckt«, erwiderte ich.
    »Vielleicht irgendein Blödmann, der vergessen hat, sein Licht einzuschalten«, meinte Michael.
    »Das glaube ich kaum«, widersprach Hyden.
    »Einer von Brockmans Leuten?«, fragte ich.
    Hyden nickte. »Der Test im Freien war ein Fehler. Die haben unsere Chips geortet.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Festhalten! Ich versuche ihn abzuhängen.«
    Er gab Gas und bog unvermittelt in eine Nebenstraße des gemischten Wohn- und Industriegebiets ein. Eine Katze schoss dicht vor uns über die Straße.
    »Vorsicht!«, rief ich.
    »Schon gesehen.«
    Hyden machte einen Schlenker und streifte eine Abfalltonne, die scheppernd auf die Straße rollte. Der SUV hinter uns nahm sie einfach unter die Räder. Müll flog in alle Richtungen.
    Ich drehte mich um. »Michael, sitzt da ein Starter am Steuer?«
    Er warf einen Blick auf den Verfolger. »Allerdings. Ein Junge.«
    Ich kniff die

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