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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Augen zusammen. »Und ein echt heißer Typ.«
    »Fremdgesteuert?«, fragte Hyden.
    »Und wie!« Ich schaute wieder nach vorn. »Weißt du, wohin du fährst?«
    »Nein!« Hyden hielt das Lenkrad fest umklammert. »Ich versuche ihn nur abzuschütteln.«
    Ich startete das Navi und sah, dass wir durch eine Sackgasse rasten.
    »Die Straße ist da vorn zu Ende«, sagte ich. »Keine Wendemöglichkeit, heißt das wohl.«
    »Gut«, sagte Hyden.
    »Gut?«, brüllte ihm Michael ins Ohr.
    Hyden gab noch mehr Gas. Der fremdgesteuerte Starter klebte uns an der Stoßstange. Ich sah eine hohe Betonmauer auf uns zukommen.
    »Gleich kracht es!«, warnte ich.
    »Ich weiß«, sagte Hyden.
    Er wartete bis zur letzten Sekunde. Als er nur noch eine Handbreit von der Mauer entfernt war, machte er eine Vollbremsung und legte den Rückwärtsgang ein.
    »Ausatmen und locker bleiben!«, schrie er.
    Der SUV knallte mit einem ohrenbetäubenden metallischen Knirschen in unser Gefährt. Unsere Airbags lösten aus und dämpften den Aufprall von allen Seiten.
    »Alles gut gegangen?«, fragte Hyden.
    Einen Moment lang waren wir benommen. Dann verschwanden die Airbags mit einem saugenden Geräusch in ihren Kammern.
    »Sieht so aus«, entgegnete ich. »Michael, wie geht es dir?«
    »Auf alle Fälle besser als dem Kerl dahinten.« Michael starrte aus dem Rückfenster.
    Hyden schnappte sich – genau wie ich – eine Pistole und sprang aus dem Wagen. Wir folgten ihm. »Vorsicht!«, sagte er zu mir.
    Ich wusste bereits, dass Hydens Fahrzeug im Wesentlichen ein Panzer war, aber ich hatte nicht erwartet, dass wir ohne jede Schramme davonkommen würden. Der SUV des Verfolgers hingegen hatte sich zu einem Schrotthaufen zusammengeschoben, während das Heck unseres Wagens nicht mehr als eine Delle aufwies.
    Wir näherten uns langsam dem Wrack, dessen Scheinwerfer die Szene ausleuchteten. Hyden zielte auf den Fahrersitz und öffnete die Tür.
    Der Metallo fiel auf die Straße.
    »Kein Sicherheitsgurt«, murmelte Hyden. »Er ist tot.«
    Der Starter blutete aus einer Kopfwunde und starrte mit leerem Blick in den Nachthimmel.
    Ich warf einen Blick ins Innere des SUV , um mich zu vergewissern, dass niemand sonst im Wagen war. Dann öffnete ich die Beifahrertür und sah mich um. Keine Fahrzeugpapiere, kein Ausweis, nichts, das auf die Herkunft des Fahrers hinwies.
    Hyden stieg über den Toten hinweg und nahm hinter dem Lenkrad Platz.
    »Was machst du da?«, fragte ich von der Beifahrerseite.
    Er schaltete den Navi-Airscreen ein und rief die letzten Daten ab. »Ich möchte wissen, von wo aus dieses Ding gestartet ist.« Er arbeitete sich rückwärts, bis er die genauen Koordinaten hatte.
    »Joshua-Tree-Nationalpark«, sagte er.
    Ich schaute ihn an.
    Mitten in der Wüste.
    Brockmans Forschungslabors.
    Zwei Stunden später rasten wir durch die nächtliche Landschaft des Naturparks. Der Mond stand hinter den Kandelaberkakteen, die bedrohlichen Wachtposten glichen. Der Wind heulte um unseren SUV . Durch die Luftschlitze drang der Geruch von Süßgras, der mich vor Angst und bösen Vorahnungen erschauern ließ. Die Wüste mit ihrem extremen Klima war mir schon immer unheimlich gewesen – nachts so rau und kalt, dass man erfrieren konnte, tagsüber brutal heiß und meilenweit weder Wasser noch Schatten zu finden.
    Es war nicht meine Welt, aber wie bei einem Schreckens-Holo, das man immer wieder anschauen musste, zog es mich oft dorthin – wenn auch nur für kurze Zeit. Trotz der späten Stunde spürte ich keine Müdigkeit, sondern nur nervöse Erwartung.
    »Wie soll es weitergehen, wenn wir am Ziel sind?«, erkundigte sich Michael.
    Ich warf Hyden einen fragenden Blick zu. Er sah mich kurz an und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
    »Ich schätze mal, wir stürmen den Laden«, sagte Hyden und lächelte vage.
    »Vielleicht sollten wir bis morgen abwarten und eine vertrauenswürdige Ender wie Lauren bitten, die Marshals zu verständigen«, schlug Michael vor.
    Hyden wandte sich an mich. »Willst du abwarten?«
    Ich hatte nur die erschöpften Züge meines Vaters vor Augen. »Niemals«, sagte ich. »Wir sind unserem Ziel jetzt so nahe …«
    Hyden nickte. »Bringen wir es hinter uns.«
    Michael lehnte sich zurück. Ich bin sicher, dass er uns für unbesonnen oder gar verrückt hielt. Ich konnte es ihm nicht verdenken, aber schließlich war es auch nicht sein Vater, den der Old Man gefangen hielt.
    Das Navigationsgerät meldete, dass wir am Ziel waren.

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