Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
Vom Netzwerk:
meines Vaters bespitzeltet«, entgegnete Hyden. »Und warum sollte ich einen Verräter retten?«
    Die Maske verbreitete einen unheimlichen blauen Schein, während im Zufallsmodus ein Gesicht das andere ablöste. In der nächtlichen Wüste wirkte das Schauspiel beeindruckender und beängstigender als je zuvor.
    »Nimm das Ding ab«, sagte ich.
    Er riss die Maske herunter und schleuderte sie zu Boden. Die Pixel flossen weiterhin zu Gesichtern zusammen. Es war wie das Zucken einer Eidechse, die sich bis zuletzt gegen den Tod sträubte.
    »Was hast du getan?«, fuhr ich ihn an. »Was hast du mir die ganze Zeit über vorgespielt?«
    »Hättest du mir je wieder geglaubt, wenn ich in diesem Fall ehrlich gewesen wäre?«, fragte er zurück. »Hättest du zugelassen, dass ich dich beschütze?«
    Trax zerrte mich rückwärts zum Jeep. Ich war so sehr mit Hyden beschäftigt, dass ich kaum Widerstand leistete. Aber Michael sprang plötzlich aus seinem Versteck und warf sich von hinten auf den völlig überraschten Trax. Wir stolperten gemeinsam rückwärts, und Trax musste seinen Griff um meine Schultern lockern, um Michael abzuwehren. Das war meine Chance.
    Ich wand mich aus der Umklammerung des Computerspezialisten, rannte vorwärts und drehte mich erst um, als ich ein gutes Stück außer Reichweite war. Trax fuchtelte mit seiner Pistole herum und zielte abwechselnd auf mich und auf Hyden, aber Michael drückte seinen ausgestreckten Arm jedes Mal wieder nach unten. Schließlich kam Hyden ihm zu Hilfe und schlug Trax die Waffe mit seiner eigenen Pistole aus der Hand. Trax versuchte sie aufzuheben, doch Michael riss ihn zurück.
    Hyden holte die Plexi-Fesseln hervor, und Michael band Trax Hände und Füße zusammen.
    Ich rieb mir die Oberarme, die immer noch von der groben Umklammerung des hochgewachsenen Enders schmerzten. Hyden und ich wechselten unlesbare Blicke. Zunächst mussten wir mit Trax fertigwerden.
    »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte uns Trax.
    »Das hängt ganz von deinen Antworten ab«, entgegnete ich. »Stimmt es, dass Brockman keine Ahnung von diesem Ausflug in die Wüste hat?«
    Trax nickte.
    »Woher wusstest du, dass wir hierherkommen würden?«
    »Die Überwachung des Chip-Scanners gehört mit zu meinen Aufgaben.«
    »Und warum hieltest du unsere Ankunft geheim?«
    »Weil er seine eigenen Pläne mit mir hatte«, warf Hyden ein. »Er wollte mich vermutlich abfangen und an meinen Vater ausliefern.«
    »Was geschieht jetzt mit ihm?«, erkundigte sich Michael.
    »Wir lassen ihn hier«, sagte Hyden.
    »Bei den übrigen Skorpionen?« Ich sah Hyden an und verkniff mir eine bissige Bemerkung.
    Michael zog mich beiseite, gerade so weit, dass Hyden uns nicht hören konnte.
    »Wie soll das Ganze nun weitergehen?«, fragte er.
    Ich rieb mir die Schläfen. Mir war immer noch schwindlig von der ungeheuren Entdeckung, dass Hyden hinter der Maske des Old Man steckte.
    »Ich will meinen Vater sehen.«
    »Aber können wir Hyden trauen? Ich schließe immer noch nicht ganz aus, dass es sich um eine Falle handelt.«
    Ich sah mich nach Hyden um. Der tastete gerade Trax ab und zog ihm einen Metallgegenstand aus der Tasche.
    »Wenn Hyden uns in eine Falle locken wollte, hätte Trax davon Wind bekommen und nicht versucht, ihn abzufangen. Außerdem hat sich Hyden nicht mit Trax verbündet, sondern uns geholfen, ihn zu überwältigen.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich das alles einsortieren soll.«
    »Die ganze Zeit hat er hinter der Maske gesteckt. Er war der Old Man.«
    Mir gingen all die Dinge durch den Kopf, die ich mit dem Old Man erlebt hatte, als er in Blakes Körper steckte. Wie sehr ich ihn gemocht hatte – ihn und nicht Blake. Welches Entsetzen ich empfunden hatte, als ich erfuhr, wer sich hinter der Fassade des Senator-Enkels verbarg. Und nun die neue Wahrheit: Der Old Man war kein Greis, sondern ein Starter. Aber wer war er wirklich?
    Und konnte ich ihm vertrauen?
    Aber was auch immer, ein Wunsch blieb. Eine Notwendigkeit, die Hydens Lügen überlagerte.
    »Ich will meinen Vater sehen«, sagte ich. »Und zwar sofort. Komm!«
    »Nehmen wir Hyden mit? In Handschellen oder wie?«
    Ich überlegte einen Moment lang. »In Handschellen würde er uns wenig nützen. Und wir benötigen gegen Brockman jede Hilfe, die sich bietet. Ich glaube ihm, dass er seinen Vater hasst. Er wird genau wie wir darauf aus sein, ihm das Handwerk zu legen.«
    Wir legten Trax gefesselt auf den Rücksitz seines Jeeps und setzten

Weitere Kostenlose Bücher