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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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Chip-Technologie meistbietend zu verhökern. Und vieles spricht dafür, dass die Käufer das Material gegen uns einsetzen werden. Gegen unser Land.«
    Ich deutete mit spitzem Finger auf ihn. »Alles, was du da über deinen Vater erzählst, von seiner Machtgier und von seiner Technik-Verliebtheit, trifft eigentlich auch auf dich zu.«
    »Nein.«
    »Und soll ich dir sagen, warum das so ist? Weil du mehr Ähnlichkeit mit ihm hast, als du dir eingestehen willst. Deshalb verstehst du seine Beweggründe auch so gut.«
    Meine Worte hatten die gewünschte Wirkung. Sie schienen ihn tief zu treffen.
    Mein Blick fiel auf den Gebäudekomplex, der sich vor uns ausbreitete. Wir waren fast am Ziel. Ich blieb stehen und wandte mich Hyden zu.
    »Wir brauchen dich. Deshalb müssen wir zusammenarbeiten. Doch das heißt nicht, dass ich dir verzeihe oder gar vertraue – nach allem, was du angerichtet hast.«
    »Ich kann es dir nicht verdenken«, sagte Hyden. »Aber gib mir eine Chance, dein Vertrauen zurückzugewinnen. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    Ich war in diesem Moment nicht gewillt, ihm irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Michael starrte an uns vorbei auf das Firmengelände, das eigentlich ich im Auge behalten sollte.

kapitel 23 Brockmans Gebäudekomplex, der sich mitten in der Wüste erhob, erschien mir merkwürdig schutzlos.
    »Wie kommt es, dass die Anlage nicht mal eingezäunt ist?«, fragte Michael.
    »Sie liegt hier ziemlich isoliert«, entgegnete ich.
    »Eine Absperrung würde mehr Aufmerksamkeit erregen«, meinte Hyden. »Und es gibt gefährlichere Barrieren als Zäune. Es ist, als wollte mein Vater aller Welt verkünden: Meine Sicherheitsvorkehrungen sind besser als ein lausiger Zaun.«
    Wir gingen weiter.
    »Wie kommen wir am besten in die Gebäude?«, erkundigte sich Michael bei Hyden.
    »Wir nehmen den Personaleingang.« Er deutete. »Dort hinten.«
    Wir gingen um das Hauptgebäude herum. Es gab keine Gartenanlagen, nur ein paar kleine Kakteen am Wegrand. Die Fenster hoch oben in der Fassade hatten offenbar einzig und allein den Zweck, tagsüber für Helligkeit zu sorgen.
    Wir erreichten die Rückseite des Quaders. Hyden brachte uns durch eine Handbewegung zum Stehen, während er auf die hohe Flügeltür des Hintereingangs zuging. Ich ließ meine Blicke über die riesige Parkfläche schweifen. Sie bot Platz für über hundert Fahrzeuge, doch zu dieser späten Stunde zählte ich nur sieben. Das stimmte mit der Beschreibung von Trax überein und gab mir die leise Hoffnung, dass uns drinnen keine gewaltige Übermacht erwartete. Hyden zog ein Kästchen aus der Tasche und fuhr damit über eine Metallplatte rechts vom Eingang. Wir hörten ein Klicken. Dann schwang einer der Türflügel lautlos auf.
    Hyden hielt das Gerät hoch. »Der Generalschlüssel von Trax«, wisperte er.
    Er schob es wieder in die Tasche und winkte uns, ihm ins Innere des Gebäudes zu folgen.
    Der Eingangsbereich für das Personal war mit erstaunlichem Geschmack gestaltet. Die Illusion eines Bambushains, der von unten auf einen Glasboden projiziert wurde, verbreitete eine Art Zen-Atmosphäre. Ich entdeckte zur Rechten zwei Türen mit der Aufschrift Umkleide und daneben je ein Schild für Damen und Herren. Hyden und ich hatten sofort die gleiche Idee und steuerten auf die beiden Räume zu.
    Die Damen-Umkleide erinnerte an ein nobles Wellness-Center. Auch hier Illusionen, die von den Böden aufstiegen, Teakholz-Schränke, riesige Bambuspflanzen und Orchideen, ja sogar ein Wasserfall. Ich konnte mir vorstellen, dass die weiblichen Angestellten hier tagsüber von sanfter Flötenmusik verwöhnt wurden.
    In einem Spind fand ich die Luxusversion eines Laborkittels – einen kurzen weißen Kimono. Ich wickelte ihn um meine Kleidung und zog den Gürtel eng zu. Dann verstaute ich meine Haare unter einem Hygienenetz und verließ die Umkleide. Die beiden Jungs erwarteten mich bereits in einer ähnlichen Aufmachung für männliche Arbeiter.
    »Was jetzt?«, fragte ich leise.
    »Es geht los«, sagte Hyden.
    Hyden öffnete die Tür, die zu den eigentlichen Labors und Werkstätten führte. Ich warf einen Blick über seine Schulter und sah nur einen Gang, der sich weiter vorn im Dunkel verlor.
    Während wir noch abwarteten, wagte sich Hyden in den Korridor. Bewegungsmelder schalteten sanfte Deckenleuchten ein, die ihm den Weg erhellten. Hyden hatte vorgeschlagen, dass wir uns zunächst trennen sollten. Er musste erst einmal einen Computer auftreiben,

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