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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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sind. Alle Zaubermittel …
    Jetzt …
    Jetzt, während Areel fort war – während sie die Gelegenheit hatte, die Sachen an sich zu nehmen und zu fliehen, diesem Wahnsinn zu entkommen …
    In ihrem dünnen Nachtgewand huschte Lera die Treppe hoch zu Areels Gemächern, ehe ihr Wagemut ihr richtig bewusst wurde. An der Schwelle zu ihrer Herrin finsterem Zaubergemach, ermahnte sie, beruhigte sie sich, doch selbst da gab sie ihren Entschluss nicht auf. Es musste getan werden! Allein die Kühnheit dieses Unterfangens verlieh ihr nun Mut, während das Planen zuvor Furcht und Zagen geweckt hatte.
    Sie kannte sich hier fast blind aus. Schließlich diente sie ihrer Herrin seit über vier Jahren. An einem Tischchen beim Bett brannte eine Lampe. Von einem Ständer neben der Tür holte Lera sich eine zweite Lampe und einen langen Holzspan, den sie an der ersten Lampe anzündete und mit ihm dann die zweite. Mit der Lampe in der Hand schaute sie sich um, betrachtete die unzähligen alten Bücher auf den Regalen, all den Krimskrams, die Amulette, Tiegelchen, Fläschchen und die merkwürdigen Instrumente. Sie hatte keine Ahnung, wofür die einzelnen Dinge waren, doch sie spürte das Grauen, das von ihnen ausging und ihr Angst machte. Alle Zaubermittel … Aber was konnte sie mitnehmen und verstecken, das Areels Macht genügend schmälern würde …
    Ein plötzliches Geräusch.
    Mitra! Kam ihre Herrin so bald zurück?
    Hastig griff sie nach mit seltsamen Zeichen bemaltem Zierrat und wollte die Öllampe auf einen Tisch stellen. Dabei fiel ihr Blick auf das Fenster.
    Etwas war dort, hatte sich vor den Mond geschoben – es war schwarz und wallend wie ein lebender Schatten – doch nicht stumm wie ein echter Schatten. Es verursachte klickende, scharrende Geräusche –. und es kam durch das Fenster!
    Lera schrie!
    Krachend schlugen die zwei Fensterflügel auf. Gegen das Mondlicht wirkte das schwarze Etwas verschwommen und unwirklich – doch dann nahm es festere Form an.
    Lera schrie und schrie. Die Öllampe entglitt ihren Fingern. Der Fußboden fing Feuer.
    Herbeihastende Schritte waren zu hören – Tirs und die anderen eilten die Treppe hoch …
    Der bedrohliche schwarze Schatten zog sich im Mondlicht zusammen und wurde im orangen Glühen der Öllampe und der zuckenden Flammen beständig: er hatte einen hochgewachsenen Körper, ein funkelndes, gelbes Augenpaar und einen zischenden Mund mit weißen Fängen.
    Da stürmten Tirs, Siloum und die vier anderen Diener in Areels Gemach.
    Die Gestalt, nun ein fast hagerer, schwarzgewandeter Mann, blickte ihnen mit glühenden Augen und einem zum finsteren Grinsen verzerrten Mund entgegen. Ohne auf die Flammen zu achten, machte er eine gebieterische Geste. Die Diener blieben stehen. Lera duckte sich vor Furcht.
    »Keinen Schritt näher!« befahl der Schwarzgewandete. Dann wandte er sich an Lera. »Wo ist Areel?«
    »Sie – sie ist nicht da. Ihr Götter!« Ihre Stimme erschien ihr wie ein Echo. Sie zitterte am ganzen Leib und kalter Schweiß rann ihr über den Rücken.
    »Nicht hier? Dann verrate mir, wo sie ist!«
    Lera zuckte heftig zusammen. Die allmählich erlöschenden Ölflammen hatten fast den Saum ihres Nachtgewandes erfasst. Sie sprang erschrocken rückwärts und prallte schmerzhaft gegen ein Regal.
    »Sag mir, wo sie ist, Mädchen!«
    »Wer seid Ihr?« schrie Lera und schloss die Augen, dann öffnete sie sie wieder voll Grauen. »Was seid Ihr?«
    Der hagere Mann hob stolz den Kopf. »Ich bin Kus.« Der Name kam zischend über seine Lippen. »Kussss – und ich bin gekommen, um Areel zu vernichten. Sag mir, wo ich sie finden kann!«
    Lera sank fast in Ohnmacht. Sie konnte sich gerade noch an dem Regal festhalten. Sie überlegte verzweifelt, was sie tun, wie sie entkommen könnte …
    Tirs griff als erster an, die anderen folgten seinem Beispiel. Sie bewegten sich schwerfällig, und Kus lachte.
    »Geistlos!« Er lachte hässlich. »Seelenlos! Durch Zauberei gefangen! Sterbt, ihr Toren!«
    Mit einer Hand packte er Tirs am Hals und hob ihn vom Boden. Tirs trat mit den Beinen. Siloum, der von der anderen Seite angriff, hob die Faust. Der Zauberer fasste ihn mit der freien Hand. Seine krallengleichen Nägel bohrten sich ins Fleisch. Stumm fiel Siloum zurück, während Blut aus der Kehle trat.
    Zischend zog Kus Tirs näher heran. Lera sah, wie der rote Mund sich weit öffnete und die spitzen Zähne im Lampenlicht schimmerten. Und dann, wie eine zustoßende Kobra, grub Kus das Gesicht in Tirs

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