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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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…«
    Leise schlüpfte sie in Kettenhemd und Stiefel, zog das Schwert, öffnete die Tür und stieg auf Zehenspitzen die Treppe zum ersten Stock hoch. Oben angekommen holte sie tief Luft und bemühte sich nicht mehr, leise zu sein. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte sie die Tür zu Osumus Stube.
    Das Knarren und Knirschen von Holz verstummte.
    Sonja hörte Schritte im Innern der Stube, die näher kamen. Die Tür schwang auf und ein schwarzer Umhang flatterte. Mit blankem Schwert sprang Sonja auf die Schwelle.
    »Keine Bewegung, Hund!« warnte sie.
    Doch kein Soldat stand vor ihr, sondern eine Frau – eine ganz bestimmte Frau: Endithors Tochter!
    »Areel …?«
    »Verschwindet!« zischte Areel. »Fort von der Tür!«
    Aber Sonja trat noch näher. »Wollt Ihr mir nicht vielleicht verraten, was Ihr hier mitten in der Nacht herumzuschnüffeln habt?«
    Areel wich vor ihr zurück, wandte sich um und rannte durch die Stube. Vor einem geschlossenen Fenster drehte sie sich erneut um und lehnte sich dagegen.
    »Ihr seid Areel sin Endithor!« sagte Sonja. »Sagt mir, was, in Mitras Namen, Ihr hier sucht?« Da bemerkte sie den schimmernden Gegenstand in der Hand der Frau, den sie bisher für eine Öllampe gehalten hatte. »Was ist das …?«
    »Ich sage dir gar nichts, Hyrkanierin!« fauchte Areel nun. »Geh von der Tür weg!«
    »Hexe! Antworte mir, oder ich rufe … .«
    »Höchstens deine Vorfahren!« schrillte Areel die Hand hebend. Der schimmernde Gegenstand, den sie hielt, begann zu glühen. Sein Leuchten blendete Sonja. Eine seltsame Schwäche beschlich sie und ihre Knie drohten nachzugeben …
    »Verdammt!« Sie kippte ein wenig seitwärts, da kehrte ihre Kraft zurück. Sofort riss sie mit der Linken ihren Dolch aus der Scheide und warf ihn. Areel knurrte und sprang zur Seite.
    Der Dolch bohrte sich in den hölzernen Fensterladen. Im gleichen Augenblick wurde es dunkel in der Stube.
    Polternd erwachte unten das Haus. Sonja stürmte mit dem ausgestreckten Schwert vorwärts. Areel riss die Fensterläden auf und schwang sich auf das steinerne Sims.
    Sonja schrie auf, als Areel in die mondhelle Nacht hinaussprang und ihr schwarzer Umhang flatterte.
    Sonjas Schwert, das sie bereits vorgestoßen hatte, drang in das Holz des Fensterrahmens.
    »Verdammt! Sie ist schneller als eine Fledermaus!«
    Plötzlich spürte sie einen Stein oder Ähnliches unter der Stiefelsohle – etwas Schimmerndes. Sie bückte sich, um es aufzuheben.
    Es war der Talisman!
    »Sie hat ihn fallenlassen!« murmelte Sonja. Schnell griff sie danach und steckte ihn in ihren Gürtelbeutel, dann lehnte sie sich aus dem Fenster, um zu sehen, wohin Areel verschwunden war. Doch kein Schatten, keinerlei Bewegung war auf der Straße unten zu sehen.
    Als sie Geräusche an der offenen Tür hörte, drehte sie sich um.
    »Was bei allen Höllen geht hier vor?«
    »Mitra! Hörte sich an, als trample eine ganze Armee hier oben herum!«
    »Jos, frag sie, was bei der Hölle …«
    Der Hauswirt und seine Mieter! Jos, der feiste Einäugige trat in die Stube und versperrte Sonja den Weg, falls sie vorhaben sollte, an ihm vorbeilaufen zu wollen. »Was bei allen Höllen geht hier vor?« fragte er erneut.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sonja wahrheitsgemäß. »Einbrecher, glaube ich. Ich hörte Geräusche und rannte hoch. Es war eine Frau …«
    »Eine Frau?«
    »Ja, eine Frau. Sie war hier, sprang jedoch aus dem Fenster und konnte sich in Sicherheit bringen.«
    »Eine Einbrecherin?«
    »In dieser Stube!« versicherte ihm Sonja. Sie erinnerte sich an ihr blankes Schwert und steckte es in die Scheide. »Sie war hier, Jos. Jemand war hier – wenn es keine Frau war, dann ein Dämon mit Gestalt und Stimme einer Frau. Jedenfalls ist sie jetzt fort, und mitgenommen kann sie nichts haben, denn es war ja nichts hier.«
    Jos stieß unzufrieden einen langen Seufzer hervor. »Na gut, na gut. Ich weiß nicht, was vorgeht, aber seht alle zu, dass ihr in eure Stuben zurückkehrt. Ihr ebenfalls, Hyrkanierin. Geht schon.«
    »Ja – ja«, murmelten die Hausbewohner.
    Unter dem misstrauischen Blick des Hauswirts kehrte Sonja über die Hintertreppe zu ihrer eigenen Kammer zurück.
    Dort setzte sie sich aufs Bett, holte den Talisman aus dem Beutel und betrachtete ihn eingehend. Es war ein merkwürdiges, ungewöhnliches Ding aus silberfarbigem Metall, doch weit schwerer als Silber, in das dunkle Edelsteine und Knochen- oder Elfenbeinsplitter eingelegt waren – gewiss ein magisches

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