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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Hals. Der Diener schlug um sich, doch Kus hielt ihn weiterhin über dem Boden, den Hals weit zurückgebogen, dass es aussah, als müsste er jeden Moment brechen. Blut schoss hoch, und Lera sah voll Entsetzen, wie Kus den Mund auf Tirs Kehle presste …
    Sie stieß sich von dem Regal ab. Die anderen Diener stürzten sich auf Kus, der sich ihnen mit hohlem, schrecklichem Gelächter zuwandte. Lera schrie gellend und war sich kaum bewusst, dass ›sie aus Areels Gemach hinaus auf den Korridor rannte …
    Und dann überwältigte Schwärze sie. Ob sie gestolpert war oder es nur zuviel für ihren Verstand war, hätte sie nicht zu sagen gewusst, als sie nach vorn stürzte, ein Stück noch auf dem Bauch schlitterte und schließlich das Bewusstsein verlor.
     
    Chost blieb noch eine Weile zusammengekauert sitzen, nachdem er Sendes in der Schenke zum Einhorn hatte verschwinden sehen. Er wusste, er sollte nun Sonja Bescheid geben, aber er war so hungrig und hoffte, wenn er noch eine Weile wartete, ins Einhorn gelangen und etwas Käse oder Brot stehlen zu können.
    Doch die Lampe im obersten Geschoß des Hauses wurde nicht ausgelöscht und brannte viel zu hell weiter. Da Chost sich nicht in die Gefahr begeben wollte, von dem offenbar noch wachen Wirt oder sonst jemandem erwischt zu werden, beschloss er schließlich aus reiner Verzweiflung, doch gleich zu Sonja zu gehen. Er wusste, wo sie nun wohnte, denn er hatte Stiva getroffen, und Stiva wiederum hatte Sonja gesehen und von ihr erfahren, wo sie untergekommen war. Er hatte ihr auch bereits dort gemeldet, dass er Sendes nicht hatte aufspüren können. So machte Chost sich also zu Sonja auf den Weg.
    Zu Sonja und dem Goldstück, mit dem er mehr Brot und Käse kaufen konnte, als er selbst jetzt in seinem nagenden Hunger zu verschlingen vermochte …
     
    In das alte heruntergekommene Haus zu gelangen, war für Areel nicht schwierig gewesen. Leise wie ein Geist war sie gewesen und hatte nicht auf sich aufmerksam gemacht. Einem Schatten gleich war sie die Hintertreppe hoch und zu Osumus Stube gehuscht, wo sie ohne Zweifel den. Talisman finden würde – das Amulett der Macht, das in ihres Vaters Tagebüchern und in einigen Büchern Osumus erwähnt wurde – den Talisman, der möglicherweise die Vernichtung Nalors und Kus’ bewirken konnte.
    Zweifellos hatte Osumu ihn versteckt, aber Areel musste ihn finden.
    Sie brauchte kein Licht, um sich zurechtzufinden, denn ihre Hexensinne, die von Tag zu Tag gewachsen waren, wiesen ihr den Weg. Alles, ein jeder Gegenstand, ein jedes Geschöpf hatte seine Ausstrahlung, seinen Duft, seine Vibration – und etwas so Mächtiges wie der gesuchte Talisman, musste eine besonders starke Ausstrahlung haben. Areel verließ sich auf ihre neuen Sinne, um ihn zu finden.
    Sie schaute sich in der Stube um, ehe sie mit den Händen über Wände und Möbelstücke strich. Nichts von der Habe Osumus schien sich mehr hier zu befinden. Vermutlich hatte der Wirt bereits alles an Händler verkauft. Doch diesen Talisman hoffentlich nicht!
    Da er eine so wirkungsvolle Waffe darstellte, hatte Osumu ihn sicher gut versteckt und nicht nur in einer versiegelten Truhe aufbewahrt oder gar einfach bloß so herumliegen lassen. Ihr Vater hatte in einem Tagebuch lediglich erwähnt, dass Osumu ihn ihm einmal gezeigt hatte und sie ihn gut versteckt hielt.
    Aber wo?
    Während sie die Stube durchquerte, um sich in der Nebenkammer umzusehen, spürte Areel etwas gegen ihren Fuß streifen – nichts Lebendes, sondern ein ungewöhnliches Gefühl, eine prickelnde Kälte – etwas, was nicht von dieser Welt war.
    Sie bückte sich und fuhr mit den Händen über die Fußbodenbretter …
    Ah, hier! Hier! Er strählte flüchtig Wärme und Kälte aus und seltsame Gefühle, wie es nur Zaubermittel vermochten – soviel hatte Areel inzwischen gelernt.
    Hier!
    Mit einer Kraft, die man bei einer zarten Edelfrau üblicherweise nicht erwartete, krallte sie die Fingernägel in den Rand eines Bodenbretts und zog daran. Eine Falltür!
    Die Tür knarrte laut, als sie öffnete.
    Unter dieser Falltür, unter den starken Trägerbalken, die den Fußboden von Osumus Stube hielten, befand sich die Decke der Stube, in der nun die Rote Sonja wohnte. Und als die Hyrkanierin das Knacken und Knarren und die Schritte über sich hörte, vermutete sie das Schlimmste.
    »Da sind wohl wieder einmal Kus und Nalor am Werk«, murmelte sie. »Diese verdammten Unholde oder ihre Helfershelfer schleichen dort oben herum

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