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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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war der Beifall nicht. Offenbar kannten zu viele der Anwesenden Graf Nalors guten Freund zu gut. Sonja rutschte auf ihrem Stuhl und beugte sich vor. Sendes nippte Wein.
    Nalor kehrte zu seinem Tisch zurück. Einen langen Augenblick hing das Echo seines Versprechens in der Luft, doch das Erscheinen Lord Kus’ folgte der Ankündigung nicht.
    Doch dann erklang ein lauter Knall, und Blitze zuckten in der Saalmitte. Edle keuchten, verschreckte Sklavinnen ließen ihre Tabletts fallen und schrien, Geschirr zerbrach und Kelche rollten über den Boden.
    Ein Feuer loderte auf und erlosch. Als der Rauch sich verzog, stand die hochgewachsene, finstere, dunkelgewandete Gestalt Kus’ vor Nalors Gästen.
    Er will einen Bühnenzauberer vortäuschen›die Künste des reisenden Wunderwirkers, dachte Sonja, die sofort spürte, dass er weit mehr als das war.
    Kus verneigte sich vor den völlig verblüfften Zuschauern, blickte auf den Boden und bemerkte das Bärenblut. »Ich sehe«, sagte er, »dass die Diener meines Gastgebers nachlässig in ihren Pflichten waren. Ich, freue mich, aushelfen zu können.«
    Er breitete die Arme aus, da begann das Bärenblut zu schimmern und zur Flamme aufzulodern, zu einer unwirklichen Flamme, die in Blau- und Grüntönen brannte. Augenblicke später erlosch sie, und mit ihr war das Bärenblut verschwunden. Keine roten Flecken blieben auf den Fliesen zurück, auch das gespenstische Feuer hatte keine Flecken zurückgelassen.
    Kus verbeugte sich zu sparsamem Applaus. Nalors Klatschen war das lauteste.
    »Ein paar kleine Tricks, um im vorhinein für mein Mahl zu bezahlen«, kündigte er an. »Dürfte ich um Hilfe bitten? Wer meldet sich?«
    Niemand rührte sich.
    Kus lachte. »Vielleicht eine junge Dienerin unseres edlen Gastgebers?«
    »Ja, ja!« rief Nalor und fasste eine Sklavin am Arm.
    »Mein Lord«, flehte sie. »Ich möchte lieber nicht …«
    »Zier dich nicht«, sagte Nalor kalten Tones. »Es passiert dir nichts.« Grob schob er sie um den Tisch herum und versetzte ihr einen Klaps aufs Gesäß, dass sie hastig zur Saalmitte lief.
    Verlegen stand sie da, nur mit einem knappen Lendentuch und Sandalen bekleidet. Kus begutachtete sie zufrieden. »Du wirst doch nicht Angst haben?« Seine Stimme klang wie ein Schnurren.
    Das Mädchen zitterte und sagte etwas, das schon am nächsten Tisch nicht mehr zu hören war. Doch aus Furcht vor Nalor ging sie näher auf Kus zu.
    »Du bist ein schüchternes kleines Ding, nicht wahr?« Kus lächelte. »Vielleicht wärst du nicht mehr so scheu, wenn du mehr von einer Tigerin hättest?«
    Die Sklavin schwieg.
    »Möchtest du, dass ich dir helfe?« fragte Kus. Ohne auf ihre Antwort zu warten, breitete er die Arme aus, einen an des Mädchens Rücken entlang, den anderen vor ihr. So schnell tat er es, dass seine Bewegungen verschwammen und niemand sehen konnte, was er machte. Einen Augenblick später trat er zurück. Staunendes Flüstern wurde im Saal laut.
    Das Mädchen blickte an sich hinab – und schrie auf. Auf ihrer nackten Haut, vom Hals bis zu den Knien, waren seltsame Streifen erschienen: braune, aus echtem Pelzhaar, die kreuzweise über Schenkel, Bauch, Busen und Rücken verliefen.
    »Nun, was sagt ihr dazu?« rief Kus den Zuschauern zu. »Ist sie nicht eine Tigerin?«
    Sonja murmelte etwas voll innerer Unruhe. Sendes blickte sie an. »Was ist, Sonja?«
    »Zauberei!«, antwortete sie mit belegter Stimme.
    Sendes schnaubte abfällig. »Ah, was denkst du nur! Es ist nichts weiter als eine Illusion. Ich habe schon öfter Bühnenzauberer Ähnliches tun sehen.«
    Sonja schüttelte den Kopf. »Mein Instinkt trügt nie, Sendes. Illusion mag es zwar sein, aber es steckt Zauberei dahinter!«
    Die Sklavin wimmerte und stöhnte.
    »Hm, also wohl vom Wesen her keine Tigerin.« Kus runzelte überlegend die Stirn. »Vielleicht eher eine bleiche Blume?« Er bewegte rasch beide Hände. Sofort waren die Streifen verschwunden, dafür hatte das helle Haar des Mädchens sich in einen Strauß Wildblumen verwandelt.
    Gelächter erschallte nun im Saal, und Nalors war das lauteste.
    Das verstörte Mädchen betastete den Kopf und fing zu weinen an, dann sank sie schluchzend auf die Knie.
    Kus schüttelte den Kopf. »Wie würdelos! Also auch keine Blume, eh? Du taugst wohl zu kaum etwas? Na gut …«
    Mit einer neuen Gebärde kehrte des Mädchens natürliches Haar zurück.
    »Geh jetzt!« befahl Kus. »Wein dein Leid bei einem Küchenjungen aus.«
    Die verängstigte Sklavin rannte mit

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