Endless: Roman (German Edition)
blickte ihn verwirrt an –, »du hast mich wegen Brianna verlassen. Du hast gesagt, du wolltest mit jemandem zusammen sein, der den Menschen das Leben schenkt, nicht mit jemandem, der ihren Tod voraussagt. Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Ich hätte bei dir bleiben sollen«, antwortete David. »Wirklich. Wir zwei sind viel besser miteinander klargekommen als Brianna und ich. Warum bin ich nicht bei dir geblieben, Meena? Warum nicht? Du warst magisch mit deiner … Magie.«
Endlich dämmerte es ihr. Wenigstens wusste sie jetzt, warum er so komisch roch. Das machte ihre Aufgabe wesentlich leichter.
»Okay«, sagte sie und blickte sich auf dem Boden des Autos nach der Flasche um. Oder vielleicht war er ja noch vom Mittagessen betrunken? Wie viele Martinis mochten Zahnärzte zu sich nehmen, wenn sie sich in der Stadt zum Essen trafen?
»Weißt du noch, wie du deine Magie bei mir angewendet hast?«, sagte er. »Danach ging es mir viel besser. Mach es wieder. Ich bitte dich.«
»So funktioniert es eigentlich nicht«, erwiderte Meena,
die immer noch nach der Flasche suchte. »Ich sage nicht, dass ich dir nicht helfen kann. Eigentlich glaube ich nämlich, ich könnte es. Du musst mir bloß ein Stückchen entgegenkommen und mir sagen, wo die Flasche ist.«
In diesem Moment stürzte er sich auf sie, um sie zu küssen. Und sie fand die Flasche. Allerdings war es eher ein Flachmann, und er drückte sich durch seine Hosentasche hart gegen ihren Oberschenkel.
Nun ja, dachte Meena. Das habe ich nun davon, wenn ich versuche, den Retter zu spielen. Warum mache ich das bloß immer wieder?
Na ja, klar. Es war eben ihr Job.
Und das war auch gut so, denn sie konnte sicher nicht mit der Schuld leben, dass jemand während ihrer Wache starb. Das war schon mehr als einmal passiert, vor allem seit sie mit Lucien Antonescu zusammen war, der sich leider als einer der Dämonen entpuppt hatte, die die Geheime Garde – die Organisation, die sie eingestellt hatte, nachdem sie aus der Soap gefeuert worden war (bevor sie abgesetzt wurde) – jagte.
Und nicht nur irgendein Dämon, sondern der Herrscher aller Dämonen auf der Erde, der Fürst der Finsternis.
Meena hatte eben noch nie besonders viel Glück in der Wahl ihrer Freunde gehabt.
Und da die meisten Leute ihr nicht glaubten, wenn sie ihnen sagte, sie würden sterben, hatte sie in diesem Bereich auch nicht besonders viel Glück.
Sie war sich nicht ganz sicher, warum sie überhaupt jemals auf den Gedanken gekommen war, ihr Ex, David Delmonico, sei es wert, gerettet zu werden. Die Erde wäre
nicht schlimmer dran, wenn er einfach von ihr verschwinden würde.
Aber er hatte schließlich ein Baby. Das Baby verdiente einen Vater.
»Meena«, stöhnte David die ganze Zeit. Glücklicherweise lagen seine Lippen nicht auf ihren, sondern hatten sich an ihrem Hals festgesaugt. Das war wirklich ein Glück, sein Atem roch nämlich noch schlimmer als der Innenraum seines Autos.
Er versuchte, seine Hände in den Ausschnitt ihres Kleides zu schieben … des Kleides, das sie selbst umgenäht hatte – na ja, mit ein bisschen Hilfe von Yalena aus dem Secondhandshop der Kirche. Denn obwohl Meenas neuer Job gut bezahlt wurde, hatte sie ihre gesamte Garderobe erneuern müssen, da ihr Kleiderschrank von Lucien Antonescus Verwandten, den Dracul, zerstört worden war. Daher war das Stöbern in Secondhandshops ihr neues Hobby geworden.
»David«, sagte sie und stieß ihn mit dem Ellbogen an die Schulter. Allerdings nicht allzu fest, weil er ihr ein bisschen leidtat. Schließlich lag er sozusagen im Sterben. »Deshalb habe ich dich nicht angerufen.«
»Ja«, sagte er stöhnend. »Oh ja. Wunderschöne Meena. Was für ein Narr ich war …«
»David.« Sie zerrte seinen Kopf an den Haaren hoch und blickte in seine Augen, die er zu betrunkenen Schlitzen zusammengekniffen hatte.
»Wa…?«, fragte er benommen.
»Es tut mir leid, dass du gerade jetzt Probleme in deinem Privatleben hast«, sagte sie. »Aber du hast dich nun
einmal für Brianna entschieden. Und ich habe mein Leben weitergelebt.«
»Aber …« Sein Blick wurde etwas klarer. »Du hast am Telefon gesagt, du hättest keinen Freund.«
Sie hielt ihm weiter den Kopf an den Haaren hoch. »Das stimmt auch.« Wie nett von ihm, ihr die Tatsache unter die Nase zu reiben, dass sie Single war. Als ob sie etwas dafür könnte, dass ihr letzter Freund versucht hatte, die halbe Upper East Side abzufackeln. »Aber wie kommst du auf die Idee, dass ich
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