Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Sie, Herr Schneider, mit der Leitung der Ermittlungsgruppe betrauen – haben Sie da irgendwelche Einwände?«
»Nein, wenn ich dafür nicht im Büro festhänge und draußen mitermitteln kann, ist mir alles recht.«
Feulner grinste.
»Dass Sie diesen Job etwas anders angehen, als es üblich ist, weiß ich ja schon. Machen Sie nur.«
»Danke.«
»Wollen wir der Soko trotzdem noch einen Namen geben? Im Grunde genommen sind wir ja mit der Arbeit schon fertig, bevor sie richtig begonnen hat – aber … na ja … irgendwie gehört so ein Name doch dazu, nicht wahr?«
Er grinste in die Runde.
»Wie wär’s mit ›Weltuntergang‹? Oder ›Soko Maya‹?«, schlug Maigerle vor, und er machte dazu ein betont ernsthaftes Gesicht, aber einige in der Runde lachten trotzdem los.
»Also bitte!«, mahnte Feulner.
Susanne Forberger hob die Hand, als wolle sie sich in der Schule zu Wort melden.
»Nicht so förmlich, Frau Forberger«, ermunterte sie der Staatsanwalt.
»Sollen wir nicht einen Bezug zum See nehmen? Oder zu Ebni, dem Dorf direkt daneben?«
»Bitte nicht«, seufzte Ernst. »Das hauen mir meine Nachbarn sonst noch in ein paar Jahren um die Ohren, glauben Sie mir.«
Sie sah ihn fragend an.
»Der Kollege wohnt in Ebni«, erklärte Schneider.
»Ich schlage ›Soko Lagerfeuer‹ vor«, warf Pressechef Herrmann ein. »Wir können den Journalisten kaum vorenthalten, wo wir den Toten gefunden haben. Da werden sich vermutlich einige drauf stürzen, ist ja auch spektakulär zu beschreiben – und das hätten wir dann mit dem Soko-Namen schon mal abgefeiert. Da müssen wir vielleicht gar nicht mehr so eindeutig auf die heruntergelassenen Hosen eingehen.«
»Gut«, nickte Feulner. »Dann ist das auch schon besprochen. Und wenn es weiterhin so gut läuft wie bisher, dann sollten wir heute am Nachmittag der Presse schon einen Erfolg melden können. Das kann sich sehen lassen, nicht wahr?«
Er sah noch einmal zufrieden in die Runde und wollte gerade aufstehen, als ihm das betrübte Gesicht von Kriminaltechniker Frieder Rau auffiel.
»Was ist denn noch, Herr Rau? Sie sehen nicht sehr zufrieden aus.«
»Alle Spuren, über die wir bisher gesprochen haben, deuten tatsächlich auf Manfred Meier als Täter hin – aber es gibt auch andere Spuren.«
»Gut«, sagte Feulner. »Dann schießen Sie mal los. Wir wollen uns ja nicht vorwerfen lassen, wir hätten uns zu früh und ohne Not auf einen Verdächtigen eingeschossen.«
Rau stand auf und schaltete den Touchscreen ein. Der Fundort der Leiche wurde sichtbar. Die Zelte. Der übel zugerichtete Tote, der rücklings auf dem Lagerfeuer lag. Der verbrannte, verkohlte und verformte Körper. Jutta Kerzlinger, die bisher noch recht entspannt an ihrem Platz gesessen hatte, versteifte sich, atmete ein paar Mal tief durch und wurde etwas bleich. Henning Brams kramte in seiner Tasche und reichte ihr einen Kaugummi.
»Wie Sie wissen, hat es in der Nacht am Ebnisee geschneit. Laut Wetteramt hat der Schneefall am See etwa von halb drei bis dreiviertel drei gedauert, danach blieb es trocken bis zu unserem Eintreffen. Damit müsste der Mord vor halb drei passiert sein, und die ersten Eindrücke von Frau Dr. Wilde bestätigen das.«
Die Rechtsmedizinerin nickte.
»Ja, wir können von etwa ein Uhr dreißig als Tatzeitpunkt ausgehen, plus minus eine Stunde. Nach der Obduktion heute Mittag kann ich es noch etwas genauer sagen.«
»Danke«, fuhr Rau fort. »Also: keine Spuren auf dem frisch gefallenen Schnee, aber wir konnten darunter Einiges sichern. Ich warte noch auf die Antwort eines Kollegen vom LKA, der ein wahrer Crack im Einordnen von Abdrücken auf angefrorenem Boden ist – aber schon jetzt würde ich mich darauf festlegen, dass Manfred Meier und der Tote nicht die Einzigen waren, die sich zum Tatzeitpunkt am Lagerfeuer befanden.«
»Na ja«, wandte Feulner ein, »da entscheiden ja schon ein paar Minuten Abweichung, ob jemand die Tat begangen oder miterlebt hat oder eben nicht. Und so genau wird es auch Ihr Stuttgarter Kollege nicht sagen können, oder?«
»Das wohl nicht, aber wenn die Spurenlage nicht mehr eindeutig oder nicht mehr ausschließlich auf Meier hinweist …«
Er ließ den Satz unvollendet und zuckte mit den Schultern.
»Gut, Herr Rau, ist klar. Und sonst?«
»Wir haben mehrere sich überlagernde Schuhspuren gefunden, die Schuhgrößen, soweit wir sie definieren konnten, scheinen darauf hinzuweisen, dass Meier als Letzter am Lagerfeuer herumgelaufen
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