Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
getragene lange Unterhose waren nur von oben und von außen beschmutzt, auch nur sehr wenig – also waren sie zu diesem Zeitpunkt schon heruntergezogen.«
»Tut mir leid«, wandte Wilde ein, »heute bin ich hier wohl die Spaßbremse, aber wir müssen schon alle auf einem guten Stand sein mit unseren Informationen. Erstens ist es nicht zwingend, dass sofort alles aus dem Mann herausläuft – das haben Sie ja schon erwähnt, Herr Rau. Und wenn es passiert, müssen keine großen Mengen hervortreten, der Mann steht ja zum Zeitpunkt seines Todes nicht körperlich unter Hochdruck. Aber eines stimmt natürlich: Wenn die Unterhose nur von außen oder am oberen Hosenbund beschmutzt und innen komplett sauber ist, dann muss das zu einem Zeitpunkt herausgelaufen sein, als die Hosen schon runtergezogen waren.«
»Was für eine Sauerei!«
Feulner atmete tief durch. Kerzlinger kaute wie verrückt, Schneider und Ernst sahen sich nachdenklich an.
Christa Häbele hatte Arnie Weißknecht erst droben beim kleinen Kastell gesucht, dann auf den Hochsitzen der Umgebung, und schließlich kraxelte sie vorsichtig das letzte schmale Wegstück zur Gallengrotte hinunter. Bevor sie losgefahren war, hatte sie noch einen ordentlichen Schluck Rotwein genommen, der sie etwas entspannte, aber nun erleichterte ihr der Alkohol den strammen Marsch durch den Wald nicht gerade.
Der Erdboden war hart gefroren, der Schnee auf dem Trampelpfad machte den Abstieg noch tückischer, aber Schritt für Schritt schaffte sie es doch nach unten, bis sie endlich vor den großen, mit grünem Moos und mit Schnee überzogenen Steinbrocken stand, die hier wie achtlos hingeworfen übereinander lagen. Senkrechter Fels bildete den Hintergrund der Grotte, sie ähnelte eher einem Gesteinsabbruch als einer Höhle. Rechts stand die Felswand frei vor ihr, knapp über dem Boden hatte jemand etwas in den Stein gemeißelt, das nur noch undeutlich zu entziffern war. »20.8.18«, stand dort, und: »Einmal wird Friede sein.«
Christa sah sich um, Arnie war nicht zu sehen. Sie kletterte um einige Steinbrocken herum und spähte in den kleinen Tunnel, der sich in den freien Räumen unter den aufgetürmten Felsstücken bildete. Dort fand sie ihn: eingezwängt zwischen den Felskanten, auf altes Laub gebettet, eingewickelt in mehrere Decken, und trotzdem schlotternd und bibbernd.
»Arnie, komm da raus, du holst dir ja den Tod!«
Er sah erschrocken zu ihr hin, und fast wirkte es, als müsste er sich erst besinnen, wen er da vor sich sah. Dann huschte ein wehmütiges Lächeln über sein Gesicht.
»Hallo, Christa«, krächzte er.
Seine Stimme klang heiser, vermutlich hatte er sich schon längst eine ordentliche Erkältung zugezogen.
»Jetzt komm schon raus, Arnie. Wir müssen dich ins Warme bringen. Ich mach dir was Heißes zu trinken oder eine Suppe, aber jetzt komm erst mal raus da.«
Arnie schüttelte den Kopf.
»Los, raus mit dir!«
Sie hatte einen scharfen Ton angeschlagen, und Arnie zuckte kurz zusammen.
»Auf, Arnie, komm bitte jetzt her zu mir«, fügte sie etwas weicher hinzu.
Schließlich kam Bewegung in ihn, umständlich schälte er sich aus seinen Decken, wickelte sie zu einem dicken Bündel, das er sich unter einen Arm stopfte. Mit dem anderen stützte er sich ab, wuchtete sich hoch und mühte sich zu Christa hinauf, die ihre Arme um sich geschlungen hatte und nun ebenfalls zu frieren begann. Die Wanderung durch den Wald hatte sie während der Suche nach Arnie leidlich warm gehalten, aber wie sie da stand, in der verschneiten Grotte, drang die Dezemberkälte nun doch durch ihre Jacke.
»Was machst du nur hier draußen?«, fragte sie ihn, als er endlich neben ihr stand. »Meinst du, das hilft dir?«
Arnie zuckte mit den Schultern.
»Gehen wir?«
Er nickte und machte Anstalten, den Wanderweg in Richtung Ebnisee einzuschlagen. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er wieder stehen. Christa war ihm nicht gefolgt.
»Nicht da lang, Arnie. Wir gehen hier rauf, ich hab meinen Wagen oben am Parkplatz beim kleinen Kastell stehen.«
Damit machte sie sich wieder an den Aufstieg, und Arnie folgte ihr.
»So, Herr Meier, nun erzählen Sie uns mal, was gestern Nacht passiert ist.«
Schneider und Maigerle saßen im Vernehmungsraum nebeneinander am Tisch, vor sich Bechertassen mit dampfendem Kaffee, gegenüber den Tatverdächtigen Manfred Meier. Ernst lehnte wie üblich im Rücken des Befragten an der Wand und hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt.
Meier schwieg,
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