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Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Titel: Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silberburg-Verlag GmbH
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vermutlich auch die Obduktion keine endgültige Klarheit bringen.«
    Zora hatte den Satz ganz lässig dahingesagt, aber ihre rauchige Stimme und das Thema sorgten doch dafür, dass Ernst ein wenig unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte. Er vermied es sorgfältig, die Rechtsmedizinerin anzusehen, und hielt seinen Blick starr auf den großen Bildschirm gerichtet.
    »Wie auch immer«, fuhr Rau nach einer kurzen Pause fort, »wir hätten damit mindestens einen Zeugen oder eine Zeugin für den Mord.«
    »Falls sie dann noch«, begann Feulner, unterbrach sich kurz und korrigierte sich: »Falls sie oder er dann noch anwesend war.«
    »Davon würde ich ausgehen. Erstens bleibt in einer Dezembernacht wohl niemand länger mit heruntergelassenen Hosen stehen als unbedingt nötig – und zum anderen …«
    Rau rief ein weiteres Bild auf, das den Boden zu Füßen der Leiche noch detaillierter zeigte.
    »… zum anderen hätte ich irgendwo hier Blutspritzer erwartet.«
    Er beschrieb mit beiden Händen einen Korridor, der sich von den Schuhen des Toten ausgehend verbreiterte.
    »Wir haben den Schnee hier überall vorsichtig entfernt, das sehen Sie auf dem Foto. Wir konnten Schuhspuren sicherstellen, aber kein Blut. Viel hatte ich nicht erwartet, vielleicht nur zwei, drei Tropfen – aber hier haben wir gar nichts gefunden.«
    »Sie könnten die Tropfen auch übersehen haben«, wandte Feulner ein, und er hob sofort beschwichtigend die Hände, als der Kriminaltechniker den Kopf schüttelte. »Kein Vorwurf, Herr Rau! Wenn die Blutspuren klein genug sind, haben Ihre Leute sie vielleicht mit dem Schnee weggewischt … könnte das nicht sein?«
    »Nein, bis zum Einsetzen des Schneefalls wäre sehr wahrscheinlich etwas davon in die Erde eingesickert, diese Flecken hätten meine Leute nicht übersehen.«
    »Gut, dann also nicht. Ich will Ihrer Mannschaft ja auch gar nicht am Zeug flicken. Aber das Fehlen der erwarteten Blutspritzer allein beweist für Sie, dass zum Zeitpunkt des Mordes jemand vor dem Mann gestanden oder meinetwegen gekniet haben soll?«
    Rau nickte. Wilde schaltete sich ein.
    »Ich glaube zwar wie Herr Rau, dass sich zum Zeitpunkt des Todes jemand vor dem Opfer befunden hat – aber fehlende Blutspritzer sollten Sie dafür lieber nicht als Indiz nehmen.«
    Sie stand auf und klickte sich zwei Bilder zurück, bis die Leiche wieder ganz zu sehen war. Sie tippte auf den aus der Brust ragenden Eisenpfahl.
    »Sehen Sie? Das Eisen hat das Herz durchbohrt, was erklären kann, warum der Tote nicht noch versucht hat, sich in seinen letzten Augenblicken irgendwie vom Lagerfeuer herunterzubewegen. Eine solche Wunde führt sehr schnell zum Tod, aber der Stichkanal wird von der Eisenstange auch gleich wieder abgedichtet. Da kann es sein, dass mit der Spitze vorne ein oder zwei Blutstropfen aus dem Körper geschleudert werden – aber es muss nicht sein, und mehr spritzt auf keinen Fall. Wenn Sie also keine Tropfen oder Flecken auf dem Boden vor der Leiche gefunden haben, muss das nicht zwingend bedeuten, dass jemand, der sich vor dem Opfer befand, Blutspritzer gewissermaßen abgefangen hat.«
    Rau sah etwas enttäuscht aus.
    »Und wenn Sie sich vorstellen, dass der Mörder mit diesem Eisen eine richtige Sauerei angerichtet hätte, wäre die Verletzung beispielsweise der Halsschlagader oder irgendwo im Lendenbereich sehr stark blutend gewesen und hätte sicher auch eine vor dem Opfer befindliche Person eingesaut – aber dann hätte das Opfer noch lange genug gelebt, um sich vor der Hitze des Feuers in Sicherheit zu bringen.«
    »Wir haben also eine tödliche, aber nicht stark blutende Wunde«, fasste Feulner zusammen.
    »Zumindest nicht nach außen.«
    »Okay, nicht nach außen. Also nicht zwingend Blutflecken auf dem Boden vor dem Toten.«
    Wilde nickte.
    »Und bevor wir uns womöglich zu Unrecht auf diese Geschichte mit der zweiten Person einschießen: Könnte der Mann nicht auch ermordet worden sein – und danach hat ihm jemand die Hosen heruntergezogen?«
    Rau schüttelte den Kopf, er rief ein weiteres Foto auf, das die angekohlten Unterschenkel des Toten und die heruntergelassenen Hosen zeigte, zusätzlich zu einigen Brandflecken waren auch andere Verschmutzungen zu sehen.
    »Wir haben hier Rückstände von Exkrementen gefunden. Bei einem so schnellen Tod, wie ihn unser Opfer vermutlich erlitten hat, entleeren sich Darm und Blase manchmal sofort. Das wäre buchstäblich alles in die Hose gegangen. Aber der Slip und die darüber

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