Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Fotoapparat wirklich finden konnten, war mehr als unwahrscheinlich.
Schneider und Ernst hatten noch Bürokram erledigt, und nun freuten sie sich auf einen gemeinsamen Abend: Sybille Schneider und Ernsts Freundin Sabine hatten schon den ganzen Nachmittag ein mehrgängiges Menü vorbereitet, auch Ernsts Eltern würden dabei sein, und seit dem frühen Morgen lag schon ein Karton mit Schneiders liebstem Merlot auf der Rückbank des Sportwagens.
Ein anderes Stück Karton, die Visitenkarte einer gewissen »Larissa«, hatte Sabine zwei Tage zuvor in Ernsts Jackett gefunden – doch bisher hatte sie es noch nicht übers Herz gebracht, ihn darauf anzusprechen. Natürlich hoffte sie, dass das irgendetwas mit seinem aktuellen Fall zu tun hatte, aber ganz sicher war sie sich nicht.
Die beiden Kommissare wollten auf der Heimfahrt noch nach den Kollegen sehen. Rau und die Taucher bogen gerade aus dem Uferweg in die Hauptstraße ein, als Schneider die Stelle ebenfalls erreicht hatte. Sie winkten Rau kurz zu, aber der sah so wütend aus, dass sie ihn lieber ohne weitere Begrüßung ziehen ließen.
Schneider stellte den Porsche ab und ging mit Ernst ein paar Schritte am See entlang. Alles lag idyllisch vor ihnen, und nichts deutete darauf hin, dass nur etwa vierhundert Meter entfernt ein Mann brutal ermordet wurde. Als sie das Nordende des Ebnisees erreicht hatten und auf ein niedriges Gebäude zuhielten, das nur eine kleine Wiese vom Ufer trennte, kam ihnen eine Frau entgegen und hielt einen metallisch glänzenden Koffer in die Höhe.
»Sie sind doch von der Kripo, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Schneider und stellte sich und Ernst vor.
»Ich habe den Einbruch bei uns in der Waldschenke gemeldet.«
Sie deutete auf das Gebäude hinter sich.
»Ihre Kollegen haben mich gefragt, was alles gestohlen worden sei. Es war nicht viel, ein paar Getränke, ein paar Schokoriegel, so was eben. Aber der hier …«
Sie hob den Koffer noch einmal hoch.
»Der hier ist bei uns zurückgelassen worden. Wir haben ihn erst gar nicht bemerkt, ich hab ihn erst heute früh gefunden und dann den Tag über wieder vergessen. Der stand ganz hinten zwischen Kistenstapeln – grad so, als hätte ihn dort jemand versteckt. Keine Ahnung, was da drin ist, aber vielleicht nehmen Sie ihn am besten mit. Ihre Kollegen habe ich gerade verpasst, aber Sie können den doch sicher auch mitnehmen, oder?«
»Klar, mach ich. Haben Sie reingesehen?«
»Nein, da ist ein Zahlenschloss dran.« Dann fügte sie noch hinzu: »Aber ich hätte natürlich auch sonst nicht hineingesehen!«
»Natürlich nicht«, sagte Schneider und ließ sich den Koffer geben.
Allzu schwer war er nicht, er schüttelte ihn, etwas im Inneren klapperte. Der Verschluss ließ sich nicht öffnen, also ließ er es dabei bewenden – sollten sich doch Raus Leute mit dem blöden Schloss herumärgern. Er verabschiedete sich von der jungen Frau, kehrte mit Ernst zum Wagen zurück und legte den Koffer neben dem Weinkarton auf die Rückbank. Dann trat er das Gaspedal durch, und Sekunden später war der gelbe Porsche mit quietschenden Reifen um die nächste Kurve verschwunden.
Schneider sah zu Ernst hinüber, der in den Beifahrersitz gedrückt wurde und über den Übermut seines Kollegen nur grinsend den Kopf schüttelte, dann lachte er auf.
Das Leben war eine Lust. Sein Wagen lag wie ein Brett auf der Straße. Kurz dachte er daran, einen weiteren Umweg einzulegen, um mit dem Wagen noch ein wenig durch den Schwäbischen Wald zu flitzen, dann fiel ihm wieder ein, wie sehr Sybille ihn gemahnt hatte, heute Abend nur ja pünktlich zu sein. Also bog er in Ebni gleich nach dem Schwobastüble rasant von der Hauptstraße in Ernsts Wohngebiet ab und kümmerte sich nicht weiter um das Hupen eines von Althütte her entgegenkommenden Lieferwagens.
Im Inneren des kleinen Koffers auf dem Rücksitz zählte währenddessen eine digitale Zahlenanzeige lautlos Sekunde um Sekunde herunter:
0:00:00:03 …
0:00:00:02 …
0:00:00:01 …
0:00:00:00
ENDE
Dank
Danke an alle, die sich auch seltsame Fragen gefallen ließen und die diesem Buch informative und skurrile Details etwa zu Polizeiarbeit und Rechtsmedizin, zum Ebnisee und zu Kalendern und Kultur der Maya bescherten – die Fehler, falls Sie welche finden, kreiden Sie einfach mir an.
Sollte sich jemand in diesem Buch wiedererkennen, danke ich für das (unverdiente) Lob: Wie in Krimis üblich, sind Handlung und Personen frei erfunden. Für Versuche, herauszufinden, was
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