Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
wollte sichergehen, dass das Feuer nicht mehr brannte und keine Gefahr mehr für den Wald bestand.«
»Aber war es nicht schade, dass es aus war?«
»Wieso?«
»Na, im Schein des Lagerfeuers haben Sie doch viel besser gesehen, was in diesem etwas abseits stehenden Zelt vor sich ging.«
Heger riss die Augen auf.
»Sehen Sie«, sagte Schneider, »nun kommen wir der Sache doch schon etwas näher. Sie haben sich ab und zu spätabends vor Ihrer Runde durch den Wald ins Zeltlager geschlichen, um nachzusehen, ob es in diesem Zelt wohl wieder zur Sache ging. Wir haben mit der Frau, die Sie dort heimlich beobachtet haben, gesprochen – ihr kam es so vor, als sei jemand ums Zelt geschlichen, während sie und ihr Begleiter intim miteinander wurden.«
»Aber ich …«
»Wissen Sie, Herr Heger, ob Sie nachts Pärchen in Zelten zusehen, das ist eher Ihr Problem als meines. Aber wenn wir keinen glaubhaften Grund von Ihnen zu hören bekommen, warum Sie einen Umweg machten – dann beginne ich mich schon zu fragen, ob Sie nicht womöglich doch etwas mit dem Mord zu tun haben.«
»Ich? Mit dem Mord? Um Himmels willen, nein!«
»Also?«
Heger zögerte, dann nickte er.
»Ja, gut, ich hab die beiden eines Abends im Zelt verschwinden sehen. Dann bin ich nah ran, aber ich habe mehr gehört als gesehen – na ja, und seit ich allein lebe, fehlt mir das halt. Ich … Das hat mir gutgetan, und ich habe ja auch niemandem etwas Böses zugefügt, nicht wahr? Also bin ich ab und zu dorthin, und zwei-, dreimal habe ich die beiden belauscht. Wobei … belauscht trifft es nicht so ganz … die haben einen ziemlichen Lärm gemacht.«
»Na, bitte, Herr Heger, es geht doch. Aber warum sind Sie in der Mordnacht so spät noch hingegangen? Nach Ihrer Runde durch den Wald war es fast vier Uhr morgens – haben Sie um diese Zeit wirklich jemanden in dem Zelt erwartet?«
»Ich … Ja, eines Morgens waren frühmorgens tatsächlich zwei zugange.«
Schneider fiel ein, dass Christa Häbele das ebenfalls erwähnt hatte.
»Und zu Beginn Ihres Rundgangs?«
»Bin ich nicht zum Zeltlager.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.«
»Wann sind Sie denn losgegangen?«
»So gegen drei habe ich das Auto hier abgestellt und bin dann gleich in den Wald. Es hatte kurz zuvor ein bisschen geschneit – Ihre Techniker können doch sicher feststellen, dass ich seit dem Schneefall nur einmal im Zeltlager war, oder?«
»Ja, das können sie. Und Sie haben niemanden gesehen?«
»Den Toten halt, und das hab ich ja gleich gemeldet.«
»Niemanden außer ihm?«
Heger schüttelte den Kopf.
»Auch nicht, als Sie hier mit dem Wagen ankamen? Nicht, als Sie im Wald unterwegs waren?«
»Nein, niemanden. Nur den Toten.«
Schneider und Ernst erhoben sich.
»Fürs Erste sollten Sie damit außer Verdacht sein – und suchen Sie sich lieber eine Freundin, das mit dem Spannen kann böse enden.«
Heger brachte sie hinaus und sah ihnen mürrisch hinterher.
»Arschloch«, dachte er, »der hat doch keine Ahnung …«
Das Lagerfeuer prasselte und wärmte die drum herumsitzenden Männer und Frauen. Carola Kristensen hatte neben Susanne Platz genommen, und sie erwies sich als sehr charmante und sehr freundliche Gesprächspartnerin. Eine Zeitlang hörte Susanne ihr gespannt zu, was die Funktion als Geschäftsführerin einer Reederei alles an Aufgaben mit sich brachte – dann war sie an der Reihe. Sie erzählte das Wenige, das sie von Susanne Beyer wusste und fantasierte einiges andere dazu.
»Dass Sie aus Hanau stammen, hört man Ihnen gar nicht an«, sagte Kristensen nach einer Weile.
»Ach, ich hab schon als Kind nur Hochdeutsch gesprochen, das war meinen Eltern gar nicht so recht. Aber ich kann’s schon noch«, meinte sie leichthin und wiederholte einen kurzen hessischen Brocken, den sie mal in einer Comedysendung aufgeschnappt hatte: »Hessische Messeschdesche!«
Kristensen lachte.
»Sehr schön, aber bleiben wir lieber beim Hochdeutsch, ich versteh sonst kein Wort!«
»Gerne.«
Sie fabulierte drauflos, wie sie angeblich Xumucane kennengelernt hatte – eine Geschichte, die wahrscheinlich so oder so ähnlich auf alle hier am Lagerfeuer zutraf: seine Bücher gelesen, sich darin wiedergefunden, eine Lesung besucht, vom Charisma des Autors beeindruckt, Newsletter abonniert und dann zum Treffen hier am Ebnisee angemeldet.
Kristensen nahm einen Schluck Wein und sah ins Feuer.
»Mich beeindruckt Xumucane immer wieder«, sagte sie nach einer Weile. »Zuletzt erst jetzt, im
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