Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Wir werden keine weiteren Datenabfragen zu Herrn Meiers Konten oder zu seinen Telefonverbindungen mehr auslösen.«
»Und sein Haus?«
»Wir werden fürs Erste auch keine weiteren Unterlagen in seinem Haus sicherstellen.«
»Und Sie geben die bereits gesicherten Unterlagen wieder heraus?«
Schneider sah zu Feulner hin. Letztlich war der Staatsanwalt der Herr des Verfahrens, der Leiter der Soko führte die Ermittlungen in seinem Auftrag.
»Ja, das können wir Ihnen zusichern«, sagte Feulner schließlich. Schneider war irritiert, weil der sonst so ehrgeizige Staatsanwalt diesmal ungewohnt ruhig das Feld räumte.
»Vielen Dank, meine Herren«, sagte Brandt höflich und erhob sich. »Nun werde ich mich noch ein wenig mit meinem Mandanten beraten und ihm auch die gute Nachricht bringen, dass Sie an einer einvernehmlichen Lösung dieser unangenehmen Situation interessiert sind.«
Er nickte noch einmal allen zu, gab Feulner und Binnig die Hand und verließ den Raum. Als Brandt draußen war und sich seine Schritte im Flur entfernt hatten, lehnte sich Feulner zurück und gönnte sich zu Schneiders Überraschung ein breites Grinsen.
»Ich habe mich ein wenig über Herrn Dr. Brandt erkundigt. Brandt ist in Bremerhaven und Umgebung als brillanter Anwalt bekannt, er ist der Hausjurist der Reederei, die Frau Kristensen leitet. Sie hat ihn für Meier angeheuert. Brandt ist spezialisiert auf Wirtschaftsrecht, aber seine Stammklientel paukt er notfalls auch aus allen möglichen anderen Schwierigkeiten heraus – vom Verkehrsvergehen bis hin zu Nachbarschaftsstreitereien, Stalking, Betrug … er ist sehr flexibel und ziemlich clever, und die freche Masche von gerade eben könnte ihm in manchen Verfahren wirklich Erfolge beschert haben. Mit Mord hatte er allerdings bisher noch nicht zu tun. Da Brandt sehr von sich überzeugt ist, geht er gerne den direkten Weg ganz nach oben – offenbar hat er auch in Baden-Württemberg gute Kontakte. Deshalb haben wir uns, als er hier war, so … nun ja: eingeschüchtert präsentiert, das scheint seinem Ego zu schmeicheln. Damit hat er keinen Grund, uns über die Beziehungsschiene Ärger zu bereiten und uns von der Arbeit abzuhalten – und wir haben ihm im Prinzip nur das zugestanden, was uns nicht schadet.«
»Wird er Meier freibekommen?«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht – aber dafür muss er einen Haftprüfungstermin beantragen, wahrscheinlich macht er das noch heute. Das dauert seine Zeit: Drei, vier Wochen wird er schon warten müssen, unser lieber Dr. Brandt. Und bis dahin soll er ruhig glauben, dass er uns ordentlich ins Bockshorn gejagt hat. Die Unterlagen haben Sie alle kopiert und gespeichert, nehme ich an?«
Schneider nickte.
»Na, gut, dann können wir ja jetzt in Ruhe weiterarbeiten.«
Die Luft war kalt, aber von angenehmer Frische. Der Wald hielt den Wind ab, und Susanne und Sam hatten bald jeder einen Arm voll trockener Äste gesammelt. Sam, der vorneweg marschierte, hielt die Zweige, die er sich aus dem Weg biegen musste, fest, bis Susanne sie mit ihrer Hand übernommen hatte. Und als ihm doch einmal ein Zweig aus den Fingern rutschte und zu ihr hinschwang, warnte er sie mit einem kurzen Zuruf und sah gleich ganz besorgt nach ihr, ob sie sich womöglich verletzt hätte.
Sie fand seine Gegenwart sehr angenehm, er redete nicht zu viel, verhielt sich charmant – und mit seinen breiten Schultern und dem freundlichen, männlich markanten Gesicht war er ohnehin ganz nach ihrem Geschmack. Die Zeit verging wie im Flug, und als sie auf dem Rückweg ein Stück seitwärts im Unterholz das Knacken von Ästen und das Kichern einer Frauenstimme hörten, zwinkerten sie sich zu, legten das gesammelte Holz zur Seite und schlichen auf die Geräusche zu.
Hinter einem größeren Gebüsch rangelten Flaatz und Tobel spielerisch miteinander. Er hatte eine Hand in ihrer Bluse und schnappte mit dem Mund nach ihren Lippen, sie streichelte ihm über den Bauch und wich kichernd immer wieder ein bisschen zurück.
Vorsichtig schlichen Susanne und Sam zurück, nahmen ihr Brennholz auf und gingen schweigend, bis Sam es nicht mehr aushielt und vor Lachen prustete. Er war ohnehin sehr zufrieden mit sich: Als falscher Teilnehmer dieses Maya-Meetings hatte er gleich Susanne kennengelernt. Er fragte sich nur, wie eine so attraktive und sympathische junge Frau auf diesen Mumpitz hereinfallen konnte. Und eben war es ihm gelungen, ein paar Fotos von Roman Flaatz und seiner Geliebten zu schießen,
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