Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
…«
»Aber klar doch«, beeilte sich Lena Lohrmann zu versichern. »Kommen Sie rein, es ist halt nicht besonders aufgeräumt bei uns, aber wenn Sie das nicht stört.«
Sie ging den Kommissaren voraus die Treppe hinauf, Hummel schloss die Tür und trabte hinterdrein.
Oben führte Lohrmann sie in eine geräumige, einfach eingerichtete Küche und bot ihnen Platz am Esstisch an. Der Raum war hell, und die Fenster gingen zum Feldweg hin. In nordwestlicher Richtung schloss sich eine große Scheune an den Wohntrakt an, von hier aus war die Wiese, auf der die Leiche auf dem Lagerfeuer lag, also nicht zu sehen.
»Trinken Sie einen mit?«, fragte Hummel und hielt die Glaskanne der Kaffeemaschine hoch.
»Ja, gern«, sagte Schneider und sah sich um. Eine Tür führte in einen Nebenraum, vielleicht eine Art Speisekammer, aber ein altertümlicher Küchenschrank war vor den Durchgang geschoben worden.
»Ist das nicht etwas unpraktisch?«, fragte er und deutete auf den Schrank.
Hummel und seine Freundin zuckten zusammen und sahen sich an. Schneider stand auf, Ernst folgte ihm.
»Kommen Sie, Herr Hummel, wir helfen Ihnen, den Küchenschrank wieder an seinen Platz zu rücken. Lange steht er da ja wohl noch nicht, nehme ich an.«
»Ich … Wir …«
»Das Schrankrücken war draußen deutlich zu hören«, sagte Schneider und grinste. »Die Bullen-Warnung übrigens auch …«
»Oh …«, machte Hummel und packte mit an.
»Tut uns leid«, sagte Lena Lohrmann und kümmerte sich um den Kaffee, während die drei Männer den Küchenschrank in seine ursprüngliche Position zurückschoben.
»Darf ich?«, fragte Schneider der Form halber und ging durch die Tür – dahinter befand sich tatsächlich ein Vorratsraum. Ernst folgte ihm interessiert, Hummel blieb dicht hinter ihnen und beobachtete sie besorgt.
In der Speisekammer stapelten sich Kartons, in Obstkisten lagerten Kartoffeln, Zwiebeln und nicht etikettierte Wein- und Schnapsflaschen. Hinter der Tür waren einige niedrige Holzkisten gestapelt, aus denen spitze Blätter mit gezacktem Rand hervorlugten, die hier offenbar getrocknet wurden. Schneider sah Ernst an, dass er die Pflanzen ebenfalls sofort erkannt hatte. Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Kollegen, dann kehrten sie in die Küche zurück. Sie hatten einen Mord zu ermitteln, da nahmen sie ein paar Handvoll selbstgezogenes Hanf zwar zur Kenntnis, aber fürs Erste mussten sie den beiden jungen Leuten daraus keinen Strick drehen.
»Sagen Sie mal, Herr Hummel: Kennen Sie eigentlich die Leute, die dort hinten auf der Wiese am Waldrand zelten?«
Hummel schluckte und sah ein paar Mal unsicher zu Schneider hin, dann schien er zu dem Schluss zu kommen, dass die Polizisten sein Hanflager nicht entdeckt hatten.
»Nicht so richtig. Wir sehen die halt ab und zu vom See her am Haus vorbeigehen, aber über Nacht sind die, glaube ich, noch nie geblieben. Ist ja auch viel zu kalt zum Zelten.«
Lena Lohrmann stellte Tassen auf den Tisch und wartete, bis jeder eine genommen hatte. Der Kaffee war stark und dampfte. Schneider und Ernst nickten der Frau dankend zu.
»Ich kenn zwei von denen«, sagte sie schließlich. »Wenn auch eher nur dem Namen nach.«
»Aha? Und können Sie uns die Namen sagen?«
»Der Arnie ist mit dabei, Arnie Weißknecht, der wohnt drüben in Gschwend. Und dann noch sein durchgeknallter Kumpel, der seit einiger Zeit den Maya-Freak gibt. Der nennt sich … hm … tut mir leid, ich komm grad nicht drauf.«
»Xumucane und so weiter?«
»Ja, so ähnlich. Eigentlich völlig bescheuert, der Manne.«
»Wie: der Manne?«
»Na, dieser Xumu… soundso heißt in Wirklichkeit Manne Meier, stammt aus Welzheim und geistert seit ein paar Jahren als Untergangsprophet hier durch die Gegend.«
»Ach? Und ›Manne‹ steht für Manfred, nehme ich an?«
»Ja«, warf Ernst nun ein. »Manfred Meier, Bestsellerautor von eigenen Gnaden, Prophet des nahenden Weltendes – darauf, dass der hinter diesem Xumucane steckt, hätte ich auch selbst kommen können. Ich kenn ihn bisher nur vom Hörensagen, ab und zu hat er Plakate zu seinen Büchern und zu seinen Vorträgen aufgehängt. Volker Reezer, der Postenleiter in Welzheim, hat mir mal von ihm erzählt. Sie können ihn nachher gleich fragen, er ist auch schon hier.«
»Wie: ein Postenleiter, um diese Zeit schon?«
»Ja«, lachte Ernst. »Als es vor ein paar Jahren mal spätabends einen versuchten Raub in Seiboldsweiler gab, wurde er nicht sofort informiert,
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