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Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
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gelassen, wie die Wirtin ganz richtig behauptet hatte; entweder blieb der Vater oder der Sohn bei ihr.
    Zweitens : Obgleich man sie so ängstlich bewahrte, ließ man ihr doch die Freiheit, im Flur auf- und abzugehen, wenn auch nur auf kurze Zeit.
    Drittens : Das rote Kreuz schien in einer geheimen Beziehung zur Anwesenheit der Männer im Hause zu stehen, denn es wurde eines Abends fortgewischt, als beide mit dem Mädchen ausgegangen waren, und erschien eine Stunde später wieder an der Tür, als Vater und Tochter allein zurückkehrten.
    Viertens : Der Vater machte die nötigen Einkäufe, und der Sohn übernahm offenbar dieetwaigen Handstreiche, welche sie vorhatten. Erster ging meist gegen Abend, letzterer nicht vor Mitternacht aus. Doch geschah es häufig, daß der Sohn sich am Nachmittag auf kurze Zeit entfernte, wahrscheinlich um in der Schenke einen Trunk zu tun, den er nicht entbehren konnte.
    Fünftens : Es waren Leute von großer Körperkraft aber wenig Gewandtheit; ihr Rücken und ihre Schultern hatten eine furchtbare Breite, aber in den Bewegungen waren sie schwerfällig und unbeholfen.
    Als mit Hilfe dieser Ermittelungen mein Angriffsplan endlich zur Reife gediehen war, sah ich mich genötigt, so schwer es mir ankam, meinen Beobachterposten auf kurze Zeit zu verlassen, um mich ins Polizeibureau zu begeben.
    Ich legte die Pappfiguren, welche ich während der letzten Tage verfertigt hatte, in ein Körbchen und begann dabei so heftig zu husten, daß der Mann im Nebenzimmer laute Verwünschungen ausstieß, und Luttra mit teilnahmvollem Blick an der Türe erschien und sich mir näherte.
    Komm' zurück, schrie der Vater, was hast du immer mit dem krächzenden Halunken zu schwatzen? Der Alte trat auf den Flur und sah uns mit bitterbösen Blicken an.
    Was treibt ihr zusammen, und was ist in dem Korbe da? fragte er ingrimmig.
    Nur kleine Spielsachen, die er verkaufen will, gab sie leise zur Antwort.
    Weiter nichts?
    Nein, das ist alles, verlaß dich darauf.
    Gnade dir Gott, wenn etwas dahinter steckt, sagte er, ihr die schwere Hand auf die Schulter legend, und führte sie ins Nebenzimmer zurück.
    Ich zögerte noch eine Weile, dann schleppte ich mich mit schwachen, wankenden Schritten die Treppe hinunter und begab mich geradeswegs zu Gryce.
    Dieser war hocherfreut über meine Mitteilungen. Das Schicksal scheint Sie in diesem Falle zu begünstigen, sagte er; ich bin unterdessen nicht imstande gewesen, auch nur die kleinste Spur zu entdecken. Heute morgen war Herr Blake bei mir; ich sage Ihnen, er wird es an Dankbarkeit nicht fehlen lassen, wenn die Sache zu einem befriedigenden Abschluß kommt.
    Ich schlug Gryce vor, Herrn Blake wissen zu lassen, daß wir den Aufenthalt seiner Frau entdeckt hätten, und sie unter unserem Schutze sei. Auch bat ich ihn, mir für den Notfall einige unverfängliche Zeilen in französischer Sprache von Frau Daniels Hand zu verschaffen, natürlich ohne Namen undUnterschrift. Die Haushälterin sollte darin ihrem Glauben an Herrn Blakes Zuneigung für seine Gattin Ausdruck geben, damit letztere Vertrauen zu uns fassen könne. Hing doch das Gelingen meines Vorhabens zum großen Teil davon ab, daß sie sich meinen Anordnungen fügte.
    Nachdem Gryce versprochen hatte, mir das gewünschte Billet bis zu einer bestimmten Stunde zu schicken, teilte ich ihm noch die anderen Einzelheiten meines Planes mit und hatte die Genugtuung, daß er sich mit meinen Vorschlagen völlig einverstanden erklärte.
    Wir wollen von Herzen hoffen, daß uns der Fang glückt, fügte Gryce hinzu, ich wenigstens werde mein möglichstes tun, um Ihnen zu einem Erfolg zu verhelfen, an den Sie Ihr Lebenlang mit Stolz und Freude zurückdenken können.

Siebzehntes Kapitel.
    Am andern Morgen zur bestimmten Zeit steckte mir die Wirtin verstohlen das kleine Billet zu, welches mir Gryce versprochen hatte. Der Wortlaut war ganz unverfänglich, und ich behielt es bei mir,um die erste Gelegenheit zu benützen, es Luttra Blake in die Hände zu spielen.
    Eine Stunde nach der andern verging; ich vernahm aus dem Nebenzimmer nur von Zeit zu Zeit einige abgerissene Worte, die zwischen Vater und Sohn gewechselt wurden, einen kurzen Befehl an die Tochter oder einen derben Fluch aus dem Munde des einen oder anderen der rohen Gesellen, wenn etwas sie in ihrer Ruhe störte.
    Endlich konnte ich meine Ungeduld nicht länger zähmen. Ich faßte einen kühnen Entschluß, nahm den Brief in die Hand und klopfte an die Türe mit dem seltsamen roten

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