Endlich ist Mommy wieder glücklich!
retten.“
Müde lehnte er sich ans Laufband. „Diesmal ist es etwas anderes.“
„Inwiefern?“
„Hör zu, das ist mein Problem, nicht deins. Nicht mal meine Eltern wissen bis jetzt davon. Du solltest dich auf dein Training konzentrieren. Ich krieg das schon allein hin.“
Seine gönnerhafte Art ärgerte sie maßlos, doch offenbar gab es im Moment keine Möglichkeit, die meterhohe Mauer zu durchdringen, die er um sich aufgebaut hatte. Aber so leicht gab sie nicht auf. „Ich bringe jetzt Stormy nach Hause. Falls du deine Meinung änderst und darüber reden willst, kannst du mich ja nachher anrufen.“
„Ich muss das auf meine Weise erledigen.“
„Und deine Weise ist, es ganz allein zu machen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Hast du es nicht irgendwann mal satt, die Last der ganzen Welt auf deinen Schultern zu tragen?“
„Ich will dich doch nur schützen. Die ganze Sache ist nicht schön. Ich bin nicht sicher, ob du damit …“ Er blickte zu Boden.
„Verstehe. Ob ich damit fertig werde, wolltest du sagen. Jetzt behandelst du mich genau so, wie es Jeff früher getan hat. Und du verhältst dich auch wie er. Er dachte immer, es wäre ein Zeichen von Schwäche, negative Gefühle zu zeigen. Ich wusste nie, ob er wegen Stormys Krankheit Angst hatte oder traurig oder wütend war. Meist wusste ich überhaupt nicht, was er empfand, und so kann man keine Beziehung führen. Damit will ich nicht noch einmal etwas zu tun haben.“
„Was soll das heißen?“
„Dass eine Beziehung aus Geben und Nehmen besteht. Man teilt nicht nur die guten Dinge, sondern auch die schlechten. Anstatt die ganze Last allein zu tragen, weil man sich sonst nicht als ganzer Mann fühlt.“
Damit hatte sie offenbar ins Schwarze getroffen, denn er schwieg.
„Deshalb sind also deine anderen Beziehungen gescheitert?“, fragte sie. „Weil du dich nicht wirklich öffnen konntest?“
Er warf das Handtuch auf den Boden und strich sich durchs Haar. „Ich kann mich damit jetzt nicht befassen, Erica. Aber wenn das hier vorbei ist, dann reden wir darüber.“
„Und wann wird das sein? In einer Woche? Einem Monat? Wenn du ganz allein damit fertig geworden bist?“ Es fiel ihr schwer, fortzufahren, doch es musste sein. „Spar dir die Mühe. Ich sehe keinen Grund, weiter darüber zu reden. Du bist offenbar noch nicht bereit, eine ernsthafte Beziehung zu führen.“
Jetzt wirkte er verblüfft. „Das sagst du einfach so? Du machst Schluss?“
Was blieb ihr anderes übrig? „Ich muss auch an Stormy denken“, sagte sie leise. „Wenn du nicht bereit bist, dich für diese Beziehung ganz zu öffnen, dann beenden wir sie besser, bevor sie denkt, wir sind mehr als Freunde.“
„Ich will aber nicht nur ein Freund für dich sein.“ Er trat einen Schritt auf sie zu, hielt dann aber inne, als wage er es nicht, sie zu berühren. „Ich will, dass das mit uns funktioniert. Wirklich, ich will es so sehr.“
„Aber es wird nicht funktionieren, wenn du mich beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten aus deinem Leben ausschließt, weil du denkst, ich werde mit schlechten Nachrichten nicht fertig. Oder weil du jedes Problem allein lösen willst. Letztes Wochenende habe ich dir Dinge von mir erzählt, die ich noch nie mit jemandem geteilt habe – weil ich dir vertraue. Und ich erwarte ebenso Vertrauen.“
Als er schwieg, fuhr sie fort: „In einer perfekten Welt würde niemals etwas Schlimmes passieren, aber diese Welt ist nun mal nicht perfekt. Und manchmal kann man eben nur damit fertigwerden, wenn man sich auf die Menschen verlässt, die einem nahestehen. Wenn du das nicht lernst, wirst du nie eine richtige Beziehung haben können, es sei denn, du bist mit jemandem zusammen, den es nicht interessiert, wie es dir geht. Aber ich will das wissen. Du bedeutest mir sehr viel.“
Er seufzte. „Du bedeutest mir auch sehr viel. Und das hier fällt mir wirklich nicht leicht, glaub mir.“
Nun waren sie einen Schritt weiter. „Wenn das so ist, dann solltest du gründlich darüber nachdenken. Und wenn du mir nicht geben kannst, was ich brauche – und ich brauche jemanden, der mehr kann, als mir den Kopf zu tätscheln und zu sagen, ich solle mir keine Gedanken machen –, dann wünsche ich dir alles Gute für die Zukunft.“
Erica schaffte es, das Büro und den Klub zu verlassen, ohne in Tränen auszubrechen. Sie musste sich zusammenreißen, bis sie Stormy ins Bett gebracht hatte. Dann konnte sie weinen.
10. KAPITEL
Seit Ericas
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