Endlich Nichtraucher!
wieder auf. Sie fragen: »Haben Sie noch mehr von dieser Salbe?« Ich biete Ihnen an: »Behalten Sie die Tube. Vielleicht brauchen Sie sie noch.« Sie cremen sich damit ein. Hokuspokus! Der Ausschlag verschwindet wieder. Jedes Mal, wenn er erneut auftritt, wird er größer und schmerzhafter, die Zeitabstände werden kürzer. Schließlich überzieht der Ausschlag Ihr ganzes Gesicht und bereitet Ihnen qualvolle Schmerzen. Er kommt alle halbe Stunde wieder. Sie wissen, dass die Salbe das Problem vorübergehend beseitigt, doch Sie machen sich große Sorgen. Wird sich der Ausschlag schließlich über Ihren ganzen Körper ausbreiten? Werden die symptomfreien Atempausen schließlich ganz verschwinden? Sie gehen zu Ihrem Arzt. Er kann den Ausschlag nicht heilen. Sie probieren andere Dinge aus, aber nichts hilft außer dieser Wundersalbe.
Inzwischen sind Sie völlig von dieser Salbe abhängig. Sie gehen nie aus dem Haus ohne eine Tube der Salbe einzustecken. Wenn Sie verreisen, packen Sie mehrere Tuben ein. Sie machen sich jetzt nicht nur Sorgen über Ihre Gesundheit, sondern haben auch finanzielle Probleme, denn ich verlange dreihundert Mark für die Tube. Es bleibt Ihnen nichts übrig, als diesen Preis zu zahlen.
Dann lesen Sie in der Medizinkolumne Ihrer Zeitung, dass nicht nur Sie von diesem Ausschlag befallen sind; vielen anderen Menschen geht es genauso. Die Pharmakologen haben entdeckt, dass die Salbe den Ausschlag nicht wirklich heilt, sondern nur unter die Hautoberfläche verdrängt. Die Salbe verursacht sogar die Ausbreitung des Ausschlags. Um auszuheilen,
brauchen Sie nur aufzuhören, sich mit der Salbe einzukremen. Mit der Zeit wird der Ausschlag dann von selbst abklingen.
Würden Sie die Salbe weiterhin anwenden?
Müssten Sie Willenskraft aufbringen, um sich nicht damit einzukremen? Wenn Sie von dem Artikel nicht ganz überzeugt wären, hätten Sie einige Tage lang Bedenken, doch sobald Sie merken, dass es zu heilen beginnt, würde Ihr Bedürfnis, sich mit der Salbe Linderung zu verschaffen, aufhören.
Ginge es Ihnen schlecht dabei? Natürlich nicht. Sie litten an einem furchtbaren Problem, das Sie für unlösbar hielten. Jetzt haben Sie die Lösung gefunden. Sogar wenn es ein Jahr dauerte, bis der Ausschlag vollständig ausheilte, würden Sie jeden Tag die Besserung verfolgen und denken: »Ist es nicht wunderbar? Ich werde nicht sterben.«
Das war das Wunder, das sich bei mir ereignete, als ich jene letzte Zigarette ausdrückte. Eins möchte ich bei dem Vergleich mit dem Ausschlag und der Salbe klarstellen. Der Ausschlag ist nicht der Lungenkrebs, die Arterienverkalkung, das Emphysem, die Angina, das chronische Asthma, die Bronchitis oder die Erkrankung der Herzkranzgefäße. Sie sind alle Dreingaben zum Ausschlag. Es sind auch nicht die Tausende von Mark, die wir verbrennen, oder der lebenslange schlechte Atem und die fleckigen Zähne, die Schlappheit, das Husten und Um-Luft-Ringen, die Jahre, in denen wir uns selber die Luft abdrehen und uns wünschten, wir täten es nicht, die Male, wenn wir echt leiden, weil wir nicht rauchen dürfen. Es ist auch nicht die lebenslange Verachtung, die andere Menschen, oder schlimmer noch, wir selbst für uns empfinden. Das sind alles Dreingaben zum Ausschlag. Der Ausschlag ist das, was uns die Augen vor all diesen Dingen verschließt. Es ist dieses panische Gefühl: »Ich brauche eine Zigarette.« Nichtraucher leiden nicht an diesem Gefühl. Das
Schlimmste, woran ein Raucher leidet, ist diese Angst, und der größte Gewinn, beim Aufhören, ist die Befreiung von dieser Angst.
Es war, als hätte sich plötzlich ein dicker Nebel aus meinem Kopf verflüchtigt. Ich konnte klar erkennen, dass dieses panische Verlangen nach einer Zigarette keine Schwäche von mir war oder auf irgendeiner magischen Eigenschaft der Zigarette beruhte. Es war von der ersten Zigarette ausgelöst worden, und jede weitere Zigarette, die ich rauchte, verstärkte dieses Gefühl nur noch, anstatt mich davon zu befreien. Gleichzeitig erkannte ich, dass alle anderen »glücklichen Raucher« denselben Alptraum durchmachten wie ich. Er war nicht so schlimm wie meiner, aber alle gaben sich redliche Mühe, sich Scheinargumente aus den Fingern zu saugen, um ihre Dummheit zu rechtfertigen.
Dabei ist es so schön, frei zu sein!
15 | Selbstversklavung
Wenn Raucher versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, hat das meist drei Gründe zur Ursache: ihre Gesundheit, finanzielle Erwägungen und soziale Achtung. Die
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