Endlich Single: schon verliebt
gewisse Aspekte an Charitys Buch missfallen würden.
Andererseits brauchte Jessica unbedingt einen Bestseller.
Also ignorierte sie das Buch, so lange es ging. Nach der Veröffentlichung könnte sie sich geschickt aus der Affäre ziehen. “Nun, tatsächlich habe ich das Manuskript vorher überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Sie können sich also meine Überraschung vorstellen, aber es läuft sehr gut, von daher …”
Aber noch wusste Jessica nicht, dass es ein Roman war. Howard Press brachte keine Romane heraus.
Nina betrachtete das Problem von allen erdenklichen Seiten. Worauf es schließlich hinauslief, war eine Herausgeberin, die einfach den Kopf in den Sand steckte und ihr die Entscheidung überließ. Und Nina hielt eine Verjüngungskur der spießigen Howard Press für unvermeidlich.
Ihr Entschluss stand fest. Als Erstes rief sie Charity an. “Wann kannst du dein Meisterwerk fertig haben?”
“Ende der Woche. Jetzt wo es ein Roman ist, läufts wie geschmiert.”
“Pscht!” zischte Nina. “Könntest du es mir dieses Wochenende vorbeibringen? Wir wollen es schnellstmöglich veröffentlichen.”
“Wieso?”
“Weil du uns den Hintern retten wirst, Baby.”
“Was ist los mit dir? Du klingst, als seist du auf Speed.”
“Mein Leben verlief in letzter Zeit ziemlich aufregend.”
“Es wäre noch viel aufregender, wenn du Alex verführen würdest.”
“Hab’ ich.”
“Was?” Polternd fiel der Hörer zu Boden. Den Geräuschen nach vollführte Charity einen Freudentanz durch die Boutique. Nach einer geraumen Weile kehrte sie ans Telefon zurück. “Das ist großartig! Das ist besser als großartig! Es war doch großartig, oder?”
“Die Erde bebte, die Sterne weinten, und die Sonne schlug Rad am Firmament. Der großartigste Sex seit Anbeginn der Zeit.”
Charity stöhnte theatralisch.
“Er hat einen Bruder. Sieht genauso aus wie Alex, bloß dunkelhaarig.”
“Max. Ich hatte bereits das Vergnügen. Nein, danke.”
“Alex bekommst du nicht! Er gehört mir!” Erst als Nina das gesagt hatte, ging ihr der tiefere Sinn ihrer vorschnellen Bemerkung auf.
“Oh. So ist das also, ja?”
Gute Frage. Am Abend erhielt Nina die Antwort.
“Dies ist nicht bloß ein Two-Night-Stand”, verkündete Alex gewichtig. Sie lagen erschöpft hinter der Eingangstür, weil sie es nicht bis ins Schlafzimmer geschafft hatten. “Wir haben eine Zukunft.”
“Eine Zukunft.” Nicht schlecht! An diese Schwindel erregende Hingabe könnte sie sich glatt gewöhnen!
“Du, ich und Fred. Für immer. Wenn du allerdings weiterhin auf diese erotischen Extravaganzen bestehst, muss ich mir Knieschoner besorgen.”
“Eine Zukunft, hm?”
“Ich weiß, was du denkst.” Alex setzte sich auf. Unter seiner glatten Haut mit dem feinen Flaum goldblonder Härchen zeichneten sich gut ausgeprägte Muskeln ab.
Wenn du wüsstest, was ich denke, wärst du wieder hier unten bei mir, dachte Nina.
“Du denkst, mir fehle es an Verantwortungsbewusstsein”, sprach Alex weiter. “Dass ich dir nicht das Leben bieten kann, das du von Guy gewohnt bist.”
“Ich will nicht …”
Alex verschloss ihr die Lippen mit einem Kuss. “Selbstverständlich würdest du niemals einen Ton über die fehlenden Reichtümer verlauten lassen, aber mir ist es wichtig. Ich will, dass du alles hast, was du begehrst.”
Nina zog seine Hand weg. “Ich habe alles.”
Alex ignorierte sie. “Darum habe ich die Stelle in der Kardiologie angenommen, zu der mein Vater mir geraten hat.”
“Was ist mit deiner heiß geliebten Notaufnahme? Ich dachte …”
“Kardiologie ist es, was ich will”, beharrte Alex.
Nina verstummte. Sie liebte einen angehenden Kardiologen! Ein Leben voller Cocktailpartys und Konventionen erstreckte sich vor ihr. Spenden sammeln für den neuen Klinikflügel. Steife Diners im Kollegenkreis. Endlose Premierenfeiern der Opernstiftung. All der Mist, dem sie mit der Trennung von Guy entkommen war. Alles begann wieder von vorn.
Das war das Schlimmste daran. Es begann wirklich alles von vorn. Sie hatte Guy beim Aufbau seiner Karriere geholfen, nun sollte sie wieder ihr Leben auf den Traum eines anderen aufbauen. Wäre sie bei Guy geblieben, wäre ihr zumindest das erspart geblieben.
Sie sah Alex an und fühlte sich schrecklich. Es war nicht seine Schuld. Wäre sie zwanzig Jahre jünger gewesen, hätte sie sich vielleicht eher dazu bereit gefunden, seine Karriere zum Mittelpunkt ihrer Welt zu machen. War das der Preis, den sie
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