Endlich Single: schon verliebt
Kritiken.
“Es begann als Autobiographie.” Nervös verschränkte Nina die Hände im Schoß. “Das tat es wirklich, doch bei der letzten Überarbeitung hat Charity daraus einen Roman gemacht. So war es besser. Die Beurteilungen sind durchweg positiv …”
Bebend vor Zorn wedelte Jessica mit einer Kritik herum. “Hören Sie sich bloß das hier an! ‚Im Vergleich zu ‚Jane irrt’ sind die anderen restlichen Werke der Howard Press so aufregend wie eine Schlaftablette!’ Das nennen Sie eine gute Kritik?”
Nina gab auf. “Ja. Das nenne ich eine gute Kritik.”
Ihre Chefin stützte sich schwer auf den monströsen Schreibtisch. “Sie sind gefeuert.”
“Ich bin was?”
“Sie sind gefeuert! Nehmen Sie dieses Buch mit, denn ich werde die pseudoliterarischen Auswüchse Ihrer Freundin nicht herausgeben! Weder jetzt noch in Zukunft! Howard Press veröffentlicht keinen Schund.”
Ihr schlimmster Alptraum wurde wahr. Doch da Nina insgeheim damit gerechnet hatte, fasste sie sich schnell wieder. “Okay, schön, feuern Sie mich, aber verlegen Sie Charitys Buch. Es ist kein Schund. Sie haben noch keine Zeile gelesen, wie können Sie da so ein vernichtendes Urteil fällen? Um Himmels willen, Jessica, es ist bereits im Druck. Sie können unmöglich …”
Jessicas eisiger Blick ließ sie verstummen. “Ich kann und ich werde alles tun, um den Ruf dieses Verlages zu retten! Und jetzt gehen Sie!”
Am Abend erreichte Ninas Leben einen neuerlichen Tiefpunkt. “Mach die keine Sorgen, Honey.” Liebevoll nahm Alex sie in die Arme. “Du musst nicht arbeiten. Ich kann dich ernähren. Das wollte ich sowieso tun. Es wird genau so sein wie in deiner Ehe mit Guy.”
“Das ist mir wirklich ein Trost. Ich bin sicher, Charity sieht es ebenso.” Niedergeschlagen verließ sie Alex’ Apartment, um der Freundin die Hiobsbotschaft persönlich zu überbringen.
Kreidebleich sank Charity auf ihr Korbsofa. “Jessica hat es abgelehnt?”
Neben ihr vergrub Nina das Gesicht in den Händen. “Lass mich nachdenken. Bestimmt gibt es einen Ausweg.”
“Warum hast du ihr nie reinen Wein eingeschenkt?”
“Ich hielt es für besser. Ich dachte, sie würde es einfach akzeptieren müssen.”
“Da hast du falsch gedacht.”
Ninas Kopf schoss hoch. “Hör zu, ich bringe das wieder in Ordnung!”
“Wie? Es ist vorbei.”
“Zur Hölle ist es das!” Nina sprang auf. “Howard Press ist nicht der einzige Verlag auf der Welt. Mit dieser Unmenge positiver Vorabkritiken könnten wir ‚Jane irrt’ jederzeit woanders anbieten.”
Auch wenn Charity nickte, ihr Herz war nicht bei der Sache. “Sicher, Nina. Was immer du sagst.”
“Ich bringe es in Ordnung!” versprach Nina entschlossen.
“Ich bin nicht sicher, ob ich das in Ordnung bringen kann”, gestand Nina Max am nächsten Abend beim Dinner. Der gesamte Moore-Clan hatte sich zum Geburtstag des Familienoberhauptes bei Kuchen und Scotch versammelt.
“Es ist eine Moore-Tradition.” Allen Protesten zum Trotz füllte Max Ninas Glas. “Wenn die Kerzen heruntergebrannt sind, sind wir alle sternhagelvoll.”
Kurz prosteten seine Mutter und seine Halbschwester dem Jubilar zu und verließen den Raum. Nun war Nina allein mit den Moore-Männern. Alle drei verband eine frappierende Ähnlichkeit: Sie waren groß, gut aussehend, gestresst und unglücklich.
“Hoffentlich zerrt Alex dich bald vor den Altar. Wir brauchen dringend menschliches Blut in dieser Zombie-Familie.” Max führte Nina auf die andere Seite des Wohnzimmers, da Alex und sein Vater ein kardiologisches Problem diskutierten.
“Ich halte eine Hochzeit für keine besonders gute Idee.”
“Warum? Weil du meinem Bruder einen Ausweg lassen willst, für den unwahrscheinlichen Fall, dass er erwachsen wird oder seine Meinung ändert?”
“Es könnte passieren.”
“Nicht, wenn er auch nur einen Funken Verstand besitzt. Was allerdings bei seinen Entscheidungen in letzter Zeit höchst zweifelhaft ist.”
“Ein ansteckendes Phänomen. Gerade habe ich aus purer Dummheit meinen Job verloren.”
“Erzähl Daddy alles”, forderte Max sie auf.
Ein Angebot, das Nina unmöglich ausschlagen konnte. “Bitte entschuldige, ich wollte mich nicht bei dir ausheulen”, meinte sie, nachdem Max sich auf dem neusten Stand der Dinge befand. “Aber dein Bruder will nicht darüber sprechen. Seiner Ansicht nach spielt meine Kündigung bei seinem rasanten Karriereschub gar keine Rolle. Daher erzählte ich Fred davon. Den
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