Endlich Single: schon verliebt
“Wer?”
“Sören Kierkegaard. Ein begnadeter dänischer Philosoph. Er sagte: ‚Erinnere dich an die Vergangenheit, träume von der Zukunft, aber lebe heute!’”
“Ein tolles Lebensmotto. Ist er Single?”
“Nur ein Scherz, Jessica. Charity hat ein vorlautes Mundwerk.”
“Sie wird sich wundervoll auf einer Buchtour machen!”
“Eine Buchtour?” Howard Press’ neue Starautorin war begeistert. Eine Zukunft voller Ruhm und Reichtümer tat sich vor ihr auf.
Während der nächsten halben Stunde schwärmten die drei Frauen bei Schokoladen–Milchshakes über die viel versprechenden Veränderungen, die ihnen mit der Veröffentlichung von Charitys angehendem Bestseller ins Haus standen.
Eine Etage tiefer feierten Alex und Max bei Cola und Kräckern die Beilegung ihres Bruderzwists.
“Du hast überreagiert! Wir waren keine Alkoholiker!”
“Wir haben bloß jeden Abend einen über den Durst getrunken, kippten aus den Latschen und hatten einen höllischen Kater.”
Trotz allen Elends musste Alex lachen. “Wir sind nie aus den Latschen gekippt. Du übertreibst.”
“Trotzdem hatte ich Recht.”
“Du hattest Recht.” Alex legte den Kopf in den Nacken und zog Bilanz nach einem Tag der Neuanfänge. “Was ist bloß passiert? Wie konnte ich nur so völlig ausrasten?”
“Reine Panikreaktion. Du wolltest Nina nicht verlieren. Dass sie dir im Gegenzug deine eigene Unsicherheit vorhielt, war dem Frieden auch nicht besonders förderlich. So behandelt man keinen erwachsenen Mann!”
“Mäkle nicht an Nina herum!”
“Ich doch nicht. Ich bin verrückt nach ihr … Und sie ist verrückt nach dir.”
“Ja. Deshalb verschwindet sie den ganzen Tag. Das Telefon nimmt sie auch nicht ab. Sie hat sogar ihr Fenster verschlossen!” Das traf ihn am härtesten.
“Es würde helfen, wenn du den Hauskauf rückgängig machtest und die Kardiologie sausen ließest! Du bist nämlich nicht ganz unschuldig an der Sache, weißt du?”
“Alles schon erledigt. Außerdem habe ich Dad die Rufnummer der Anonymen Alkoholiker gegeben. Damit stehen wir jetzt beide auf der Abschussliste.”
Über ihnen erklangen Schritte. “Was hält dich dann noch? Geh und hol dir Nina!”
“Vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden nannte sie mich einen Mistkerl und hat ihr Fenster verschlossen. Es könnte ein bisschen früh sein.”
“Du musst dich schließlich noch umziehen.” Vielsagend deutete Max auf die unvermeidlichen Duck-Shorts.”
“Mach dich nicht lustig über meine Duck-Shorts! Sie erinnern mich an Nina.” Alex geriet ins Philosophieren. “Das sind meine Glücks-Shorts. Mit diesen Shorts bekomme ich auch Nina zurück.”
“Jetzt fällt mir wieder ein, wieso ich mich in deiner Gesellschaft in den Alkohol flüchten musste. Stocknüchtern klingst du wie ein Schwachkopf. Lass mich das mal klarstellen: Du trägst deine Glücks-Duck-Shorts, weil du nur damit Nina zurückbekommst?”
“Nina bekomme ich so oder so zurück. Aber es ist noch zu früh. Ich trage diese Shorts, weil ich Nina höllisch vermisse und sie mich an sie erinnern.”
“Und wann passt es dir zeitlich für deine Entschuldigung?” fragte Max sarkastisch.
“Sobald ich genug Mut gefasst habe.” Alex seufzte. “Du hast dir wirklich einen höllisch schlechten Zeitpunkt für deine Abstinenzlerkampagne ausgesucht!”
Charity und Jessica gingen um elf, immer noch in eine angeregte Diskussion über die geplante Buchtour vertieft.
Nina blieb zurück in ihrem Apartment, allein mit Fred.
Genau, was sie wollte. Genau, was sie Alex weisgemacht hatte.
Nun, sie hatte gelogen. Sie wollte Alex. Nicht in diesem Prunkbau in Lehigh Terrace, doch den konnte sie ihm ausreden. Er wollte dieses Luxusleben schließlich ebenso wenig. Jetzt musste sie ihn nur überzeugen, dass sie an ihn glaubte. Sie hatte noch nie vorbehaltlose Liebe erlebt. In ihrer Ehe mit Guy zählten allein Oberflächlichkeiten. Auf der richtigen Party zu sein bedeutete mehr als mit den richtigen Menschen zusammen zu sein. Mit Alex dagegen hatte sie den richtigen Menschen. Das Problem war, sie hatte in der Vergangenheit gelebt, statt in die Zukunft zu sehen.
Kierkegaard wusste schon, wovon er sprach.
Ihr missmutiger Vierbeiner sprang auf ihren Schoß.
“Alex liebt mich, Fred. Das weiß ich. Zweifelsfrei. Mir ist bloß mein Ego im Weg. Ich wollte ihm einen perfekten Körper bieten, aber alles, was er wirklich wollte, war meiner.”
Fred winselte.
“Einen Schokokeks”, gestand sie ihm zu.
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