Endlich Single: schon verliebt
finde schon allein nach Hause.” Hoheitsvoll rauschte sie zur Tür.
Max eilte ihr nach. “Warte, ich bringe dich. Hier bin ich im Augenblick sowieso nicht besonders beliebt.” An der Tür verabschiedete er sich von seinem Vater: “Lass dich pensionieren, Dad, und mach eine Entziehungskur. Das ist das Einzige, was dich rettet.” Kopfschüttelnd wandte er sich an Alex. “Der Himmel weiß, was dich retten kann.”
“Und was dann?” fragte Charity am folgenden Abend bei Amaretto-freien Milchshakes.
“Dann ging ich nach Hause und weinte mich in den Schlaf. Aber es war die richtige Entscheidung. Dessen bin ich mir hundertprozentig sicher. Ich habe mich den ganzen Tag in der Bibliothek verkrochen und anhand einer Liste von Herausgebern unsere neue Buchverkaufsstrategie geplant, damit Alex mich nicht zu einer Rückkehr in dieses lausige Luxusleben überreden konnte. Auch wenn ich mich miserabel fühle, weil ich diesen Bastard liebe, eine weitere Ehe wie die erste hätte ich nicht ertragen. Der Mann war ja vollkommen irre. Und das Einzige, was ihm als Rechtfertigung für seinen Egotrip einfiel, war diese höhnische Bemerkung über den Incredibra.”
Charity runzelte die Stirn. “Das kapiere ich nicht. Wieso hasst er den Incredibra?”
Warum musste ihr das jetzt wieder herausrutschen? “Weil ich ihn erst ausziehe, wenn das Licht aus ist.”
Charitys Milchshake schwankte bedenklich. “Nur, damit wir uns recht verstehen: seit sechs Wochen schläfst du mit Alex, und er hat deine Brüste nie bei Licht bewundern können?”
“Ich bin vierzig Jahre alt! Ich …” erwiderte Nina kläglich.
“Hat es ihm etwas ausgemacht? Hat er gesagt ‚Ich hasse deine vierzigjährigen Brüste, trag einen BH im Bett’?”
“Natürlich nicht! Alex sagte immer, wie schön er mich findet, und bittet mich immer, nicht so ängstlich zu sein, aber …”
“Aber dir war dein eigenes Ego wichtiger als seine Wünsche. Du bist genauso schlimm wie er.”
Nina straffte sich. “Wage es nicht, uns beide zu vergleichen! Er hat dieses verdammte Haus gekauft, ich dagegen …”
“Du dagegen versteckst dich hinter einer Ritterrüstung! unterbrach Charity sie erneut. “Du glaubst ebenso wenig wie Alex an bedingungslose Liebe. Lieber werft ihr beide das Beste weg, das euch je im Leben widerfahren ist, nur weil ihr weder an den anderen noch an euch selbst glaubt!”
Nina suchte nach einer Erwiderung, einem Weg, Charity ihren Irrtum aufzuzeigen. Das war jedoch schwer, denn es klang so richtig.
Ein Klopfen an der Tür rettete sie.
Alex!
Für eine zu allem entschlossene Frau nahm ihr Herzschlag einen beängstigend schnellen Rhythmus an.
Es war Jessica. “Ich habe den ganzen Tag versucht, Sie telefonisch zu erreichen. Wo sind Sie gewesen? Ist ja auch egal. Darf ich für einen Moment hereinkommen?”
Mit Verspätung kam Nina wieder zu sich. “Oh. Sicher.”
Im Wohnzimmer nutzten Charity und Fred die Unterbrechung zu einer unerlaubten Brezelfütterung.
“Hallo, Charity. Ich habe gestern Abend Ihr Buch gelesen.” Es folgte eine spannungsgeladene Pause. “Es ist großartig! Ein echter Knüller!”
Diesmal verschlug es auch der sonst so wortgewandten Charity die Sprache. “Im Ernst?”
“Ja.” Da Jessica keinen Stuhl fand, setzte sie sich neben Charity auf den Teppich. “Was trinken Sie da?”
“Schokoladen-Milchshakes. Früher haben wir einen Schuss Amaretto hinzu gegeben. Neuerdings leben wir streng abstinent.”
“Gut. Ich brauche Sie bei klarem Verstand. Beide. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Nina. Sie hatten Recht. Ich war völlig verbohrt. Wie konnte ich Charitys Buch nur von vornherein ablehnen? Es ist wundervoll!”
“Aber Howard Press verlegt keine Romane.”
“Die Zeiten haben sich geändert. Wir ändern uns mit ihnen. Sie sind wieder eingestellt.”
“Oh. Gut. Ich hole schnell noch einen Milchshake.” Als auch Jessica einen Drink hatte und sie alle gemeinsam auf dem Boden saßen, Fred eingeschlossen, erkundigte sich Nina vorsichtig: “Sie wollen also das Buch trotz allem verlegen?”
Jessica nickte. “Unbedingt! Allerdings ohne diese dummen Kritiken. Diesen sexbesessenen Ignoranten ist das Grundthema des Buches vollkommen entgangen! Schließlich dreht sich alles um Janes Reifeprozess.”
Charity strahlte vor Freude. “Ich mag Sie, Jessica. Nehmen Sie eine Brezel!”
Sofort seufzte Fred herzzerreißend.
“Dieses Buch ist Kierkegaard! Purer Kierkegaard!”
Charity blinzelte.
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