Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Frösche.«
»Da bin ich aber erleichtert.«
»Auf die Schwarzottern müssen Sie dagegen aufpassen. Und auf die Mulgas. Wenn eine von denen Sie beißt, leben Sie noch eine halbe Stunde, Maximum.«
»Ach, tatsächlich?«, flöte ich.
Normalerweise würde mich eine Unterhaltung über Giftschlangen kein bisschen antörnen. Wirklich nicht. Aber ich ertappe mich dabei, dass ich mit ihm flirte. Himmel, wie dämlich ich sein kann – mich wegen zwei starken Armen und einem männlichen Bartschatten so albern aufzuführen. Falls ich bei ihm irgendwelche erotischen Gefühle wecke, dann eher solche, die man selbst in Porno-Kreisen wahrscheinlich als leicht pervers betrachten würde. Diese Vorstellung könnte doch an einem richtig miesen Tag glatt Gedanken an Selbstmord wecken.
»Ich werde mich nicht mehr von der Veranda wegbewegen.«
Er lacht herzhaft. »Ach was, laufen Sie ruhig ein bisschen herum. Sie müssen nur die Augen offen halten. Ein paar tödliche Exemplare haben wir hier schon. Aber die sind nicht so zutraulich wie Matilda. Die gehen Ihnen eher aus dem Weg.«
»Woher wissen Sie das?«
Er zuckt nonchalant mit den Schultern. »Stochern Sie nur nicht mit irgendwas im Gebüsch herum, und tragen Sie feste Wanderschuhe, wenn Sie im Wald spazieren gehen wollen.« Er weist auf das üppige Grün hinter dem Damm.
Ich sollte mich über seine Nachlässigkeit ärgern. Ihr gebt mir doch sicher recht, dass er für unsere Sicherheit keinesfalls garantieren kann. Genauso, wie wir keinerlei Gewissheit haben, dass das Universum unsere Kinder nicht morgen von einem Blitz erschlagen lassen oder ihr Leben bei einem Autounfall auslöschen wird – so etwas passiert täglich.
Egal, wie gut man ausgebildet ist oder wie viel man zu wissen glaubt, manchmal kann man ein Unglück nicht kommen sehen. Wie meine Freundin Leonie, die mir versicherte, dass Persephone »niemals einem Kind …«. Im selben Augenblick schlug ihr Labrador, der angeblich keiner Fliege etwas zuleide tat, die Zähne in Aarons Kopf. So einen Schwall Blut will man wirklich niemals aus dem Körper eines Kleinkindes fließen sehen. Er musste genäht werden, mit dreizehn Stichen. Übrigens war niemand so aufrichtig schockiert wie Leonie.
Hat Callum etwa vor, mich mit Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten, falls ich einen anaphylaktischen Schock erleide?
»Na, dann will ich die Damen mal sich selbst überlassen«, sagt er. »Sagen Sie mir ruhig Bescheid, wenn Sie Lust auf eine kleine Führung um das Anwesen haben. Mein Häuschen liegt hinter dem Silver Pond – so heißt der Stausee – und dann an der Rotbuche vorbei.« Damit schlendert er davon, um Unkraut zu jäten oder sonst irgendwelche gärtnerischen Pflichten zu erledigen.
Sobald er außer Sichtweite ist, sieht Helen mich mit einem Seufzen an und sagt: »Der dürfte mich jederzeit ans Bett fesseln.«
Helen liegt mit geschlossenen Augen in der Hängematte. Sie hat sich das T-Shirt hochgezogen und streckt die Brüste wieder der Sonne entgegen.
Ich lasse die Gedanken schweifen und lande bei der Überlegung, was ein heißblütiger Fünfundzwanzigjähriger als Gärtner auf einem so abgelegenen Anwesen zu suchen hat. Soweit ich mich erinnere, sind Jungs in dem Alter praktisch nur mit Ficken beschäftigt. Ich habe keine Kneipen, geschweige denn Nachtclubs gesehen, als wir durch Bowral gefahren sind. Wahrscheinlich hat Callum eine feste Freundin. Eine niedliche Kellnerin, die ihn zwischen ihren Schichten im Café hier draußen besucht. Mit Nabelpiercing, perfekt gezupften Augenbrauen, die einmal im Monat ein Brazilian Waxing machen lässt.
Letzte Woche habe ich beim Duschen im Fitnessstudio eine Entdeckung gemacht. Als ich hastig in meine Duschkabine schlüpfte, verriet ich mein Alter allein dadurch, dass ich die einzige Frau mit Schamhaar war. Ein junger Kerl wie Callum hat wahrscheinlich noch nie im Leben auch nur ein weibliches Schamhaar zu sehen bekommen. Natürlich könnte er schwul sein, das ist heutzutage oft schwer zu sagen. Tja, wie ihr seht, neige ich dazu, lächerlich viel Zeit mit Gedanken über das Leben anderer Leute zu verschwenden. Ist ja nicht so, als hätte ich keine eigenen Probleme.
Ich sehe wieder einmal nach meinem Handy. Nichts. Nein, schon gut, emotionale Folter ist das besondere Vorrecht einer Tochter. Das wird Konsequenzen haben. Ich hoffe nur, dass dieses kleine Miststück, das meine Jamie auf Facebook mobbt, nicht wieder zugeschlagen hat. Savannah Basingthwaite.
Ich habe die Sache
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