Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
wie ein Bügelbrett«, erzähle ich.
Ich will damit nicht angeben, ich erinnere mich nur. Damit war es vorbei, als mein Frauenarzt mir die über zehn Jahre mit Situps gestählten Bauchmuskeln durchtrennte, um Jamie auf die Welt zu bringen. Ich reibe mir den vernarbten, überdehnten Bauch. Irgendwann sollte ich meiner Mutter verzeihen, dass sie mich nicht rechtzeitig beiseitegenommen und mich darüber aufgeklärt hat, dass all die Straffheit nur geliehen war und man sie eines Tages wieder abgeben muss. Einerseits arbeitet die Schwerkraft gegen einen. Feste Brüste und ein straffer Bauch sind leider nicht nachhaltig zu bewerkstelligen. Andererseits ist die Sehnsucht danach ein stiller, persönlicher kleiner Tod.
»Zumindest ist meine Muschi nach wie vor schön eng. Dem Kaiserschnitt sei Dank.«
»Du Glückliche«, seufzt sie. »Nach vier natürlichen Geburten ist meine so weit wie der Grand Canyon.«
»Was ist mit Beckenbodentraining?«
»Hör mir bloß auf … Ich weiß nicht mal, wo mein Beckenboden ist. Wahrscheinlich da, wo ich auch meine Libido verloren habe.«
»Du brauchst bloß die Muskeln anzuspannen, als wolltest du dir das Pinkeln verkneifen.«
»Ach, bitte. Außerdem ist meine eh kaum noch in Gebrauch.«
»Nie?«
»Etwa alle halbe Jahre.«
»Und David hat damit kein Problem?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Wichst er?«
»Wahrscheinlich.«
Wir liegen eine Weile da und denken über all das nach, obwohl ich nicht unbedingt ein Bild vor Augen gebraucht hätte, wie David sich einen runterholt. Nicht, dass ich prinzipiell etwas dagegen hätte. Oder gegen die Vorstellung, dass ein Fremder sich einen runterholt. Callum, zum Beispiel. Aber das Sexleben unserer Freundinnen – ebenso wie das unserer Eltern – ist geheim, ein Tabu. Ich quatsche für mein Leben gern mit meinen Freundinnen über Sex, aber ich finde es verstörend, mir vorzustellen, wie sie jemandem einen blasen, es mit der Zunge gemacht bekommen oder jemand in sie eindringt. Allein deshalb wäre ich im Swingerclub völlig fehl am Platz. Ich hoffe für David, dass er nach Herzenslust wichst, um seiner sexuellen Gesundheit willen, aber verdammt noch mal, warum muss ich mich damit befassen?
»Ach, habe ich dir schon die gute Neuigkeit erzählt? Sie wollen mir demnächst die Gebärmutter entfernen. Dann darf ich sechs Wochen lang nicht aufstehen, Auto fahren oder kochen. Ich kann’s kaum erwarten«, sagt Helen.
Die Verzweiflung muss wirklich groß sein, wenn man sich auf einen chirurgischen Eingriff freut wie auf einen wohlverdienten Urlaub.
Ich gebe zu, dass auch ich es im Stillen genossen habe, nach der Operation neulich für eine Weile von allen mütterlichen Pflichten befreit zu sein. Etwas war in mir gewachsen – bedauerlicherweise nichts Metaphorisches. Ich fand, dass ich aussah wie im dritten Monat schwanger, obwohl ich so viel abgenommen hatte. Mein Arzt, der immerhin in Oxford studiert hat, teilte mir mit, meine Gebärmutter sei »durchwuchert von Myomen«. Leider konnte er mir nicht schlüssig erklären, warum Myome so einfach auftauchen, welche Absichten sie hegen, ob sie bloß harmlose Untermieter sind oder eher wie die Schweine in Farm der Tiere, die erst ganz treuherzig wirken, aber in Wahrheit alles übernehmen wollen. Ich hatte drei Möglichkeiten: die Myome entfernen lassen, auf die Wechseljahre warten (wenn sie mit sinkendem Östrogenspiegel verschrumpeln wie ein Lieblings-T-Shirt aus Baumwolle, das mit in den Trockner geraten ist) oder gleich die Totaloperation.
Ich hatte mich mit Helen am Telefon beraten.
»Wozu willst du denn deine Gebärmutter behalten? Die hat ihre Aufgabe längst erfüllt und macht dir nur noch Ärger. Wenn es um eine Angestellte ginge, hättest du so jemanden schon vor Jahren gefeuert.«
Frank war da anderer Ansicht. »Du solltest sie nicht einfach so entsorgen. Sie ist doch ein Teil von dir«, sagte er, als hätte meine Gebärmutter einen sentimentalen Wert für ihn, wie eine seiner Marathon-Medaillen.
»Das kann nur jemand sagen, der in seinem Leben noch nicht einen Tag geblutet hat«, erwiderte ich.
Letztlich entschied ich mich dafür, sie zu behalten. Ich fand, das sei ich meiner Gebärmutter in ihren alten Tagen des Verfalls und der Vergesslichkeit schuldig – wie einem Familienhund, der sabbert und inkontinent geworden ist.
»Du hast also kein Problem damit, dir die Gebärmutter entfernen zu lassen?«, frage ich Helen.
»Man muss wissen, wann die Zeit gekommen ist, das Feld
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