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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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war und weggehen musste, um sich behandeln zu lassen, und dass er wahrscheinlich nie wiederkommen wird. Was ja auch irgendwie stimmt.«
    »Warum hast du ihnen nicht die Wahrheit gesagt?«
    »Möchtest du einer Zehnjährigen erklären, was Pornografie ist?«
    »Das wissen sie doch sowieso«, sagt CJ. »Heutzutage wissen sie einfach alles. Liam hat schon einen kleinen Penthouse -Vorrat in seinem Zimmer versteckt. Außerdem sieht man so was überall im Internet.«
    »Und das erlaubst du ihm?« Ich bin schockiert.
    Sie zuckt mit den Schultern. »Jungen in dem Alter gehorchen da ihren eigenen Gesetzen. Warte nur, bis Aaron so weit ist. Dann fällst du schneller von deinem hohen Ross, als du ›nicht jugendfrei‹ sagen kannst.«
    »Ich werde diesen Müll in meinem Haus nicht dulden.«
    »Du wirst gar nichts davon merken«, erwidert CJ. »Das läuft alles hinter deinem Rücken ab.«
    Summer nickt. »Ja, genau. Egal, was du sagst, sie machen das Gegenteil.«
    »Ich habe meinen Kindern schon erklärt, was Pornografie ist. Das müssen sie wissen, damit sie nicht überrascht sind, wenn ihnen so etwas begegnet, genau wie bei Zigaretten oder Drogen.«
    »Zu viele Informationen und zu früh«, sagt Helen zu mir. »Dein Problem ist, dass du ihre Unschuld nicht respektierst.«
    Das ist so was von gelogen. Ich bin überzeugte Kindheitsschützerin, sozusagen der David Attenborough der Unschuld. Unermüdlich habe ich daran gearbeitet, sämtliche nicht jugendfreie Dreckbrühe von den reinen Teichen der Seelen meiner Kinder fernzuhalten. Bis heute bin ich gezeichnet von meinem misslungenen Versuch, die Zahnfee für Jamie zu erhalten. Helen dagegen hat schon ihren kleinen Kindern gnadenlos gesagt: »Die Zahnfee gibt es gar nicht.«
    »Natürlich respektiere ich Unschuld, verdammt noch mal. Genau deshalb darf Jamie nicht zu einem Siebzehnjährigen ins Auto steigen, der gerade erst den Führerschein gemacht hat, und sich bis in die Puppen in irgendwelchen Einkaufszentren und Konzerthallen herumtreiben.«
    »Herrgott, Jo, Jamie ist vierzehn«, sagt CJ.
    »Sie ist immer noch dreizehn.«
    »Du siehst Gespenster.« Helen kichert.
    »Entschuldige mal, ich habe mir ja wohl nicht eingebildet, dass Jamie Bulger aus einem Einkaufszentrum entführt wurde.«
    »Er war zwei«, sagt CJ.
    »Tja, darauf kann ich nur eines erwidern: Madeleine McCann. Da draußen passieren ständig schlimme Dinge.«
    »Die arme Kleine«, sagt Maeve.
    »Glaubst du denn nicht, also … dass es die Eltern waren?«, fragt Summer.
    Ich weiß, sie versucht nur, sich am Gespräch zu beteiligen, aber ich finde es entsetzlich, wie beiläufig die unvorstellbaren Tragödien anderer Leute breitgetreten, verdreht und in einem Nebensatz hingespuckt werden. Tratsch ist so was von grausam. Ich sollte dringend damit aufhören. Irgendwann.
    »Du machst wohl Witze!« Helen schnappt nach Luft.
    Summer sieht aus, als hätte sie es sich schon wieder anders überlegt. »Na ja, das ist nur meine Meinung. Ich finde, die Mutter sieht aus wie eine Mörderin, stimmt doch, CJ?«
    CJ antwortet nicht.
    »Was für eine Mutter würde so etwas tun?«, fragt Helen.
    »Man hört oft von Müttern, die ihre eigenen Kinder umbringen«, sagt Summer. »Manchmal absichtlich und manchmal aus Versehen. Aber das ist immer die Person, die man am wenigsten verdächtigt, meint ihr nicht?«
    »Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass es die Eltern waren.« CJ zügelt ihre Freundin mit juristischer Logik.
    »Solche Mutmaßungen sind tückisch«, greift nun auch Maeve ein. »Es erscheint mir wenig sinnvoll, darüber zu spekulieren, findest du nicht? Immerhin hat man die Kleine nie gefunden.«
    »Ich verstehe schon nicht, warum sie ihre Kinder überhaupt allein gelassen haben«, sagt Virginia. »Ist so was denn normal? Ich weiß es nicht, ich habe ja keine Kinder, aber das kam mir reichlich merkwürdig vor.«
    »Wir alle haben schon mal unsere Kinder allein gelassen, obwohl wir es eigentlich nicht hätten tun sollen«, gesteht Helen.
    »Ich hätte meine Kinder nicht allein gelassen«, widerspreche ich. »Nicht in diesem Alter.«
    »Weil du neurotisch bist«, sagt Helen.
    »Glaubst du nicht, die McCanns wünschten, sie wären ein bisschen neurotischer gewesen?«
    »Du gibst doch nicht im Ernst den Eltern die Schuld, oder?«, fragt CJ.
    »Ich gebe niemandem die Schuld. Ich sage nur, dass mir so etwas nicht passieren könnte, weil ich niemals ein schlafendes Kind in einem Hotelzimmer allein lassen würde. Das käme für mich

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