Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
keinen Fall vorwerfen lassen: dass ich meinem Sohn die Eier abgeschnitten hätte. Ja, ich habe zugelassen, dass ihm die Vorhaut entfernt wurde. Aus religiösen Gründen. Aber seine Eier habe ich gerettet. Falls mein Sohn jemals zu einem Weichei werden, kein Rückgrat haben oder eine erektile Funktionsstörung entwickeln sollte – diesen Schuh ziehe ich mir nicht an.
Also haben wir eine Abmachung getroffen. Aaron durfte eine Spielzeit lang mitmachen, solange er keine Verletzungen erlitt. Er war einverstanden und so belemmert vor Glück, dass ich um seinen Intelligenzquotienten fürchtete. In seinem ersten Spiel verwandelte er die meisten Versuche und wurde zum wertvollsten Spieler auf dem Platz gekürt. Ich hatte seine Fähigkeiten unterschätzt. Wo, wenn ich fragen darf, hatte er überhaupt Rugby spielen gelernt? Jedenfalls nicht unter meiner Aufsicht. Am Wochenende darauf fiel Aaron beim Fangenspielen von einem Zaun. Er brach sich das Handgelenk und trug den Arm sechs Wochen lang in Gips. Das war das Ende seiner Rugby-Karriere. Ich glaube, es ist mir gelungen, meine Euphorie darüber für mich zu behalten. Gott habe ich jedenfalls nur im Stillen mein Lob ausgesprochen.
Jamie nach Borneo reisen zu lassen überfordert mich im Moment noch. Trotzdem hindere ich sie nicht an ihrer Entwicklung. Wirklich nicht.
»Perverse und Spinner gibt es überall«, sage ich.
»Oh, Mann, das ist ja so wahr«, stimmt Summer zu. »Selbst da, wo man überhaupt nicht damit rechnen würde.«
»Die gibt es doch nur in deinem Kopf.« Helen lacht schallend.
»Ach, wirklich?«, entgegne ich. »Was ist mit dem Religionslehrer an eurer Schule?«
»Oh«, sagt sie kichernd. »Mister Pirelli hatte ich ganz vergessen!«
»Was ist mit ihm?«, fragt CJ.
»Das war der Fachbereichsleiter für Religion an der Schule meiner Kinder. Er wurde neulich verhaftet, als die Polizei einen Kinderpornoring gesprengt hat, wegen Besitzes von kinderpornografischem Material.«
»Immer diese unterdrückten, verklemmten Geistlichen«, brummt CJ.
»Dieses Klischee wird wohl nie vergehen«, seufzt Virginia wie eine Polizistin, die alles schon hundert Mal gesehen hat.
»Warum glauben die Leute immer, das würde nie bei ihnen passieren, in ihrem eigenen verdammten Garten?«, fragt Summer. »Wo man so etwas doch ständig in der Zeitung liest?«
»Er hat keines der Kinder in der Schule angerührt«, sagt Helen.
»Woher weißt du das?«, fragt Summer.
»Niemand hat sich zu Wort gemeldet.«
»Warum nimmst du ihn in Schutz?«, frage ich.
»Tue ich gar nicht. Ich kann nur diese öffentliche Hexenjagd nicht leiden. Er hat sich doch nur Fotos angeschaut.«
»Auf jedem Foto, vor dem er sich einen runtergeholt hat, wurde ein Kind sexuell missbraucht!«, brause ich auf. Es ist mir ein Rätsel, dass sie das nicht kapiert.
»Ja, aber er hat sie nicht selbst missbraucht.«
»Wegen Leuten wie ihm existiert überhaupt so etwas wie eine Kinderporno-Industrie«, sagt Virginia und gibt Helen einen Klaps auf den Arm. »Hast du noch nie was von Angebot und Nachfrage gehört?«
Helen wirft beide Hände in die Luft, als wollte sie sagen: »Dafür kann ich doch nichts.«
»Die Leute glauben Kindern einfach nicht – nicht einmal ihre eigenen Mütter«, sagt Summer.
»Weil Kinder immerzu Lügen über so etwas erzählen«, sagt CJ. »Ich habe das schon so oft in Scheidungsfällen erlebt – die Mutter bringt ihr Kind dazu, zu behaupten, es sei vom Vater sexuell missbraucht worden, damit sie das Sorgerecht oder mehr Unterhalt zugesprochen bekommt.«
Helle Röte kriecht an Summers Hals empor. »Aber manchmal …«
»So ist das«, sagt CJ zu ihr. »Ich habe das wirklich schon zu oft gesehen. Unschuldige Männer geraten unter Verdacht, und es ist mehr als schwierig, einen solchen Vorwurf zu entkräften. Irgendetwas bleibt immer hängen. Das ist eine grausame Art, sich an jemandem zu rächen. Mist, wieso bin nicht darauf gekommen, das bei Tom zu versuchen?«
Sie macht Witze. Bestimmt.
Summer beugt sich CJs überlegener Erfahrung mit einem Nicken, spielt aber dabei mit ihrem silbernen Herzanhänger.
»Und, wie ist es mit dem Lehrer weitergegangen?«, fragt Maeve Helen.
»Er wurde entlassen und wegen Besitzes kinderpornografischen Materials zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Ich sage euch, das ist ein Jammer. Er war ein sehr guter Lehrer. Die Kinder haben ihn geliebt.«
»Was hast du deinen Kindern darüber gesagt?«, will Maeve wissen.
»Dass Mister Pirelli sehr krank
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