Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Dosenöffner-Fraktion. Bei diesem Gedanken fühle ich mich, als hätte ich gerade unabsichtlich einen Fluch über CJs und Kitos Beziehung gesprochen. Sofort versuche ich einen Gegenzauber, indem ich an einer Essiggurke knabbere und mich darauf konzentriere, wie köstlich sie schmeckt.
Nach unserem riesigen Frühstück hat keine von uns richtig Appetit. Also liegt die Salami schwitzend in der Sonne, während Ereka sich immer wieder kleine Stückchen Käse abschneidet. Langsam, aber stetig arbeitet sie sich durch den Brie und den Roquefort.
»Wie schwer kann es sein, einen Schlüssel zu finden?«, brummt Virginia, als sie auf die Terrasse zurückkehrt. Sie hat gerade geduscht, das nasse Haar klebt zurückgekämmt an ihrem Kopf.
»Ein reizender junger Mann«, murmelt Ereka vor sich hin.
»Ich würde ihn gern mal Zumba tanzen sehen«, sagt Summer. Dann kichert sie. »Oje, erzähl Craig bloß nicht, dass ich das gesagt habe, CJ, ja?«
Sie baumelt. Ständig schwankt sie zwischen Kultiviertheit und mädchenhafter Albernheit und kann sich einfach nicht entscheiden.
»Warum machst du Zumba nicht zu deinem Hauptberuf?«, frage ich. »Es ist offensichtlich das, was du am allerliebsten tust.«
Sie wirft mir einen forschenden Blick zu, als hätte ich gerade in die tiefsten Tiefen ihrer Seele geblickt. Dabei habe ich das gar nicht. Ich wollte nur ein bisschen Konversation machen.
»Du hast so absolut recht – am allerliebsten. Nur leider ist damit nicht viel zu verdienen. Und ich bekomme irre Provisionen, wenn ich Häuser verkaufe. Ich spare gerade für eine Schönheits-OP. Vielleicht danach.« Sie grinst mich so breit an, dass ich zurücklächeln muss.
»Wie interessant«, entgegne ich und frage mich, was jemand diesem bereits perfektionierten Gesicht noch hinzufügen will. Vielleicht spart sie ja auch auf eine Vaginalstraffung?
Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, sagt sie: »Nicht für mich, für meine Tochter.«
Ereka beugt sich über den Tisch und drückt Summers Hand.
Ich würde ja gern behaupten, dass das weniger verwerflich sei. Doch diesen Schönheitswahn an die eigene Tochter weiterzugeben birgt allerhand unterschwellige Gefahren, selbst wenn dabei eine hübsche Nase oder ein paar Körbchengrößen mehr für das Mädchen herausspringen. Jetzt mal im Ernst: Warum mache ich mir überhaupt Gedanken deswegen? Ist wirklich nicht mein Problem. Ich bin hergekommen, um mich zu entspannen.
»He, Virginia, magst du nichts essen?«, fragt Ereka. »Du hast noch nicht einmal gefrühstückt.«
»Später vielleicht. Ich fühle mich ziemlich mau …«
»Fehlt dir was, Cati?«, fragt Helen.
»Mir ist nur ein bisschen schlecht, Zuki. Ein Glas Rotwein, und alles wird wieder gut.«
»He, vielleicht bist du schwanger?« Helen lächelt. »Es wird Zeit für ein Baby, Cati. Stell dir nur vor – ich wette, es würde schon im Kreißsaal Shakespeare zitieren und das Periodensystem aufsagen.«
Virginia entgegnet hastig: »Unwahrscheinlich.«
»Du musst mehr Sex haben als ich. Ich glaube, sogar Tote haben mehr Sex als ich.«
»Ich bin ganz sicher nicht schwanger.«
»Du bist nicht zu alt dafür – noch nicht«, setzt Helen nach.
Virginia wendet den Blick ab. Sie sieht wirklich nicht besonders gut aus.
»Heute Morgen habe ich einen Youtube-Clip von einer Frau gesehen, die mit über sechzig ein Kind bekommen hat«, erzählt Summer. »Was sagt man dazu? Gruselig, oder? Wenn ich weiß, dass ich in zehn oder zwanzig Jahren sterben werde, warum dann einem Kind so was antun? Es absichtlich als Waise auf die Welt kommen lassen?«
»Das kommt darauf an, wie sehr man sich Kinder wünscht«, erklärt Ereka. »Manche Leute geben es nie auf. Ich finde das schön. Der menschliche Geist kann unbezwingbar sein.«
Virginia betrachtet die Aufnahmen in ihrer Kamera.
»Ach, komm. Deine verkrusteten alten Eierstöcke packen das«, sagt Helen. »Die haben nämlich schon mal einem wütenden Nilpferd ins Auge geblickt.«
»Zuki«, sagt Virginia. »Ich. Bekomme. Kein. Kind.«
Wenn jemand so betont spricht, mit lauter Großbuchstaben und Punkten, hat das irgendetwas zu bedeuten. Mein Blick fliegt von Virginia zu Helen. Maeve hat ebenfalls mitbekommen, dass wir anscheinend von flachem Geplänkel in ernsthaft tiefe Kummergewässer geraten sind.
»Kluge Entscheidung«, sagt Summer und fängt an, ihre künstlichen Fingernägel zu feilen.
Virginia streicht eine Falte in ihrer kastanienbraunen Jogginghose glatt. »Nicht direkt.«
»Jetzt
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