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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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»Isabel sagt, ihre Mum legt das Geld da hin, nicht die Fee. Ich muss es wissen: Stimmt das?«
    Ich bemühte mich, ihr leichtes Stirnrunzeln zu übersehen, das Anzeichen aufkeimenden Argwohns, der in Logik wurzelte. Die Lüge ging mir sehr leicht über die Lippen, mehr brauche ich dazu wohl nicht zu sagen.
    Ihre Schultern sanken erleichtert herab. »Die arme Isabel, sie glaubt wirklich, es ist ihre Mum!«
    Doch wer hätte geahnt, dass sie im Lauf der Zeit ein ausgefeiltes Ritual für die Fee entwickeln würde? Briefchen. Kleine Geschenke, die sie in ihrem Zimmer verteilte. Jamie mag es üppig, nicht minimalistisch, in dem Punkt kommt sie eher nach mir als nach Frank. Ich fand das sehr niedlich, aber allmählich graute mir vor jedem wackelnden Zahn. Eines Nachts habe ich es dann wohl einfach vergessen. Wahrscheinlich bin ich vor ihr eingeschlafen. Am nächsten Morgen stand sie am Fußende meines Bettes. Warum hatte die Zahnfee ihren Zahn abgelehnt?
    »Jamie, Liebling, die Zahnfee gibt es gar nicht. Das war ich.«
    Tränen traten ihr in die Augen.
    »Immer? Warst das immer du?«, fragte sie. In demselben Tonfall würde eine betrogene Ehefrau fragen: »Wie lange geht das schon so?«
    Ich nickte. Es gab kein Zurück mehr.
    »Du bist eine böse Hexe«, schrie sie und rannte hinaus. Ihre Tür schlug krachend zu, das handbemalte Laubsäge-J fiel herunter, und ein Stück davon brach ab. Und da war es erst vier Minuten nach sechs.
    Von dem Tag an lebe ich mit den Konsequenzen und sitze meine Strafe ab: Wie soll ich irgendwas glauben, das du sagst? Du hast mich schon mal belogen. Ich traue dir nicht.
    Man könnte auch sagen, dass wir als Eltern zwangsweise zu Betrügern werden. Vielleicht bleibt uns gar nichts anderes übrig, als unsere Kinder zu belügen. Vielleicht müssen wir die Ersten sein, die ihnen das Herz brechen, damit sie bereits wissen, wie man das überlebt, wenn andere es tun. Ich hoffe jedenfalls, dass es so läuft.
    Ich lächle Maeve an.
    »Unsere Kinder kommen irgendwann zu uns zurück. Sie kommen immer zurück«, versichert sie mir.
    »Jamie würde dreitausend Kilometer von mir weglaufen, wenn ich sie nicht daran hindern würde. Aber sie ist einfach noch nicht so weit, allein in die Welt hinauszuziehen.«
    »Vielleicht«, Maeve zögert, »bist du diejenige, die noch nicht so weit ist.«
    Das meint sie gewiss nur gut und nett. Ich höre keinerlei Verurteilung heraus. Da liege ich also in der Herbstsonne, atme die weiche, milde Landschaft tief ein, tippe in Großbuchstaben ICH HAB DICH LIEB. LIEBER ALS KÄSEKUCHEN. MUM XXX und drücke auf »Senden«.

17  Die Auserwählten

    W as CJ und Summer zum Mittagessen zu bieten haben, ist langweilig und vorhersehbar – Scheibchen von industriell verarbeitetem Fleisch, Käse, Essiggurken und die billigsten Brötchen mit dem höchstmöglichen glykämischen Index, als wären Leinsamen oder Sauerteig noch nicht erfunden. Und das, möchte ich betonen, haben sie zu zweit zustande gebracht. An jedem beliebigen Abend der Woche bringe ich ein Abendessen auf den Tisch, das dem kleinsten gemeinsamen Nenner entspricht: Spaghetti mit Hackfleischbällchen, Hähnchenschnitzel mit Ofenkartoffeln, Würstchen und Kartoffelbrei. Und das bei uns, wo Gemüse wie Bürger zweiter Klasse behandelt und nur dank der Nachtischbestechung toleriert werden. Ohne ein »Frittiert«-Visum und in Begleitung von Pommes frites ist auch Fisch nicht unbedingt willkommen.
    Wenn man das zu viele Jahre lang macht und keine vorbeugenden Gegenmaßnahmen ergreift, kann das zum Tod der eigenen kulinarischen Standards und lukullischen Empfindsamkeit führen – und das ist jetzt keine theatralische Übertreibung. Genau so werden Mütter natürlich dick: indem sie von der Kinderspeisekarte essen. Alles, was die Bezeichnung »Nugget« oder »Stäbchen« trägt, ist für den Metabolismus eines vierjährigen Kindes geschaffen. Wenn man nicht acht Stunden pro Tag im Garten herumrennen und auf Klettergerüsten spielen will, sollte man diese Lebensmittel meiden wie die Syphilis.
    Wenn wir also schon mal, was selten genug vorkommt, ohne kleine Menschen zusammensitzen, erwarte ich zumindest einen Hauch von Stil am Esstisch. Ich spreche keineswegs von Hummer oder Wagyu-Rindfleisch, eher von der einen oder anderen gefüllten Olive oder marinierten Aubergine, die man im selben Supermarkt hätte kaufen können wie diesen Aufschnitt. Ohne Kito und seine gefüllten Zucchiniblüten gehört CJ immer noch zur

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