Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
lass die Andeutungen und sag einfach, was du sagen willst, Herrgott noch mal«, poltert Helen.
»Ist keine große Sache.«
»Was ist keine große Sache?«
»Ich habe mich vor einiger Zeit gründlich untersuchen lassen.« Virginia legt ihre Kamera in den Schoß. »Die Arthritis ist ziemlich schlimm geworden, und ich dachte, ich lasse mal alles Mögliche abklären …«
Wir alle warten darauf, dass sie fortfährt.
»Und?«, drängt Helen.
»Das Ganze ist medizinisch etwas kompliziert, aber unter dem Strich läuft da drin gar nichts mehr«, sagt sie und tätschelt ihren Bauch. »Die Eierstöcke sind völlig vertrocknet. Zwei kleine Steine. Vorzeitige Menopause. Das zu erfahren, war schon nicht schön. Komisch, ich hatte bis dahin noch nie über meine Eierstöcke nachgedacht, aber wenn, dann hätte ich sie mir eher weich und saftig vorgestellt, wie eine Frucht und nicht wie einen Stein.«
»Oh, nein«, sagt Helen. »Ist das ganz sicher?«
Virginia nickt. »Dreitausendfünfhundertsechsundvierzig Dollar sicher. So viel haben die ganzen Tests gekostet.«
»Für das Geld hättest du auf dem Schwarzmarkt ein Kind kaufen können«, bemerkt CJ.
»Mach dir nichts draus«, sagt Summer tröstend. »Du kannst immerhin dein eigenes Leben leben.«
»In meinem Leben wäre sowieso kein Platz für ein Kind. Das kommende Jahr zum Beispiel wird echt hektisch.«
Mein Herz sackt in sich zusammen, als hätte jemand einen Baiserkuchen fallen lassen. Mein Inneres fühlt sich halb zerflossen und verspritzt an. Erlaube dir ja nicht, mich zu bemitleiden. Maeve war da sehr streng. Aber ich kann nicht anders. Ich habe mich immer gefragt, wie kinderlose Menschen ihre Tage füllen – nach den Tennisstunden und Konzerten, ihr wisst schon. Wem sie ihre Liebe schenken.
»Bist du traurig deswegen?«, fragt Ereka leise. Das Wort schiebt sich in die kalte Unterhaltung wie eine warme Kinderhand.
»Eher fassungslos, glaube ich. Das fiel auch noch mit der Gewissheit zusammen, dass Celia im Sterben liegt, und … Es wird wohl ein bisschen dauern, bis ich sagen kann, wie ich mich fühle. Vor etwa einem Monat hatte ich so eine Phase, in der ich es nicht ertragen konnte, auf der Straße eine Mutter mit ihrem Baby zu sehen. Fällt das unter traurig?«
Ereka nickt. »Das tut mir sehr leid, Virginia.«
Ich versuche gar nicht erst Tut mir leid, wie schrecklich für dich oder etwas Ähnliches zu sagen.
Virginia streckt unbehaglich die Arme von sich. »Sollte eben nicht sein. Ich werde es überleben.«
»Kinder werden völlig überbewertet«, sagt CJ. Sicher glaubt sie, das sei jetzt hilfreich. »Du kannst dich glücklich schätzen.«
Virginia sieht allerdings nicht so aus, als wäre sie glücklich.
»Oh Mann, Cati …« Helen wirkt bekümmert. Diesen Gesichtsausdruck habe ich bei ihr noch nicht gesehen.
Virginia reibt sich die geschwollenen Fingerknöchel.
Wie kommt es, dass jemand reproduktiven Schiffbruch erleidet? Pech? Schlechtes Karma? Oder … indem man zu lange wartet? Immerhin haben wir nicht alle Zeit der Welt. Es gibt da eine biologische Deadline. Für mich war es schon immer meine Bestimmung, Mutter zu werden – so, wie Harry Potter dazu bestimmt war, Voldemort zu töten, und König Artus dazu, Excalibur aus dem Stein zu ziehen. Ich habe dieses Ziel so besessen verfolgt wie ein Twilight -Fan – ihr wisst schon, diese kreischenden Mädchen, die wegen eines Autogramms von Robert Pattinson zur Stalkerin werden könnten. Ich hätte alles dafür aufgegeben – Reisen, Beruf, Liebhaber, Reichtum. Wenn ich es recht bedenke, habe ich das auch.
Ich wollte meine Mutter nicht provozieren, als ich ihr an meinem neunundzwanzigsten Geburtstag verkündete, dass ich in spätestens einem Jahr ein Baby bekommen würde. Mit wem? So weit hatte ich nicht gedacht. Frank und ich verliebten uns bald danach. Bei unserer dritten Verabredung sagte ich ihm, dass ich im nächsten Jahr ein Baby wolle und nicht mit ihm zusammen sein könne, wenn er nicht so weit sei.
Es war viel zu früh in unserer Beziehung, um das als Ultimatum zu betrachten. Wir hatten uns gerade erst ineinander verliebt. Natürlich ließ ich ihm Zeit, um darüber nachzudenken, denn ich habe schon immer auch diejenigen respektiert, die sich gegen Kinder entscheiden. Ich weiß nicht, was er damals gedacht haben muss. Aber spielt das eine Rolle?
Deshalb frage ich mich, wie man diesen Zug verpassen kann – wenn man davon ausgeht, dass die Maschinerie funktioniert hat, bevor sie
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