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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Augenblick lang frage ich mich, ob sie gerade einen Anfall erleidet. »Das ist wirklich unglaubliches Pech«, sagt sie und schüttelt den Kopf.
    »Was denn?«
    »Ich habe es versucht. Ich habe versucht, meine Eizellen zu verschenken.«
    »Wie meinst du das?«, fragt Virginia.
    »Als Jake und ich uns damals entschieden haben, dass wir keine Kinder mehr wollen, habe ich eine Anzeige in den Highland Chronicle gesetzt, mit dem Angebot, meine Eizellen zu spenden. Ich habe ein paar Anrufe bekommen und mich mit einigen interessierten Paaren getroffen. Es hat einfach nicht geklappt.«
    »Warum nicht?«, fragt Helen.
    »Das war wirklich bizarr. Eine Frau war so überängstlich und nervös, dass ich in ihrer Gegenwart Ausschlag bekam. Ich hätte es nicht über mich gebracht, einem Kind diese Mutter anzutun. Beim zweiten Paar war es der Mann, der mir total unheimlich war. Ich weiß nicht, vielleicht dachte er, es würde dazugehören, dass er mit mir schläft. Die Nächsten wollten unbedingt einen Jungen, und als ich fragte: ›Was, wenn es ein Mädchen wird?‹, sagten sie, sie wären bei einer Astrologin gewesen und wüssten ganz sicher, dass es ein Junge wird. Die waren mir zu abgedreht. Als das letzte Paar erfuhr, dass Olivia einen Hirnschaden hat, wollten sie meine Eizellen nicht mehr, obwohl die Ursache dafür nicht genetisch ist. Also habe ich irgendwann aufgegeben. Das macht mich heute noch fertig.« Sie presst sich eine Hand auf die Brust. »Es macht mich furchtbar traurig, dass ich meine Eizellen nicht verschenken konnte.«
    Virginia murmelt etwas, doch ich bin zu weit weg, um es zu verstehen.
    »Ich hätte nichts lieber getan, als dir meine Eizellen zu schenken. Das hätte sich angefühlt, als wäre meine Familie damit komplett. Wenn ich nur hätte erleben dürfen, wie ein anderes, wundervolles Kind auf diese Welt kommt und eine andere Frau glücklich macht.« Ereka weint ungehemmt.
    Das waren wirklich feuchte vierundzwanzig Stunden bisher. Summer kramt in ihrer Handtasche und reicht ihr ein Taschentuch. Virginias Kopf scheint furchtbar schwer geworden zu sein. Das ist einer dieser schrecklich-schönen Romeo-und-Julia -Augenblicke. Denn hier hätten wir alles für ein großes Happy End beisammen. Nur das Timing … das miese Timing.
    Ich helfe auch gern anderen Menschen. Ich spende Blut und bin als Knochenmarkspenderin registriert. Ich tue das nicht, weil ich dafür bewundert werden will, sondern weil mich gern als mitfühlenden Menschen sehe. Allerdings wäre ich nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen, meine Eizellen zu verschenken. Das ist ein Widerspruch in meinem Wesen. Wenn man mich zwingen würde, diesen Widerspruch zu rechtfertigen, würde ich sagen: weil das meine Eizellen sind. Na ja, im Grunde genommen sind sie ich. Das würde sich anfühlen, als verschenkte ich eines meiner Kinder. Ich weiß, dass viele Leute ihre Kinder zur Adoption freigeben. So merkwürdig ist das gar nicht. Wahrscheinlich können sie lächelnd in den Spiegel schauen, in dem Wissen, dass ihr Opfer sich gelohnt und einem anderen Menschen Glück und Freude gebracht hat. Diese Art Zufriedenheit werde ich wohl nie erleben. Ich muss die Tatsache akzeptieren, dass ich im Gegensatz zu Ereka eine egoistische, missgünstige Henne bin, die stur auf ihren Eiern hockt.
    Helen ist ganz still geworden. »Warum hast du mir nie etwas davon gesagt?«
    »Herrgott, Zuki, was hätte ich denn tun sollen? Dir meine traurige Geschichte vorheulen, während deine Eierstöcke Überstunden schieben?«
    »Ich wusste nicht … Ich wusste nicht einmal, dass du überhaupt Kinder wolltest.«
    »Alle Frauen wollen Kinder.«
    »Bis sie welche haben«, fügt Summer hinzu.
    »Das stimmt nicht. Meine Schwester Gail und ihr Mann haben entschieden, dass Kinder reine Geldverschwendung sind und sie ihr Leben lieber mit Reisen verbringen wollen«, sagt CJ.
    »Na ja, das ist was ganz anderes, wenn man kann und sich bewusst dagegen entscheidet. Man will sie erst recht, wenn man keine haben kann, oder, CJ?«, argumentiert Summer.
    CJ zuckt mit den Schultern.
    »Alle Frauen wünschen sich Kinder? Selbst wenn etwas schiefgeht?«, fragt Ereka. »Was, wenn du ein Kind wie Olivia bekommen hättest? Dann wird dein Leben zur Hölle, und du darfst nicht einmal mehr sterben.«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht, dass mein Kind behindert sein könnte«, sagt Virginia. »Tut mir leid.«
    »Schon gut. Niemand denkt an so etwas.«
    »Weißt du, ich denke schon die ganze Zeit über

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