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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Eindruck, dass der eine oder andere angebliche »Schach-Organisator« gar nicht ernsthaft verhandeln, sondern nur den mysteriösen Bobby Fischer kennenlernen wollte. Bobby war zu einem der großen Unsichtbaren der Geschichte geworden, in einer Reihe mit J. D. Salinger und Greta Garbo.
    Einer der Organisatoren schlug vor, Fischer solle zwölf Partien Gothic Chess gegen Karpow spielen. Und eine Zeit lang sah es sogar aus, als könnte dieses Duell von historischer Bedeutung tatsächlich zustande kommen. (Gothic Chess wird auf einem erweiterten Brett von 10 x 8 Feldern gespielt, mit zwei Extrabauern in der zweiten Reihe und zwei neuen Figuren auf der Grundlinie: dem Kanzler, der wie ein Turm oder ein Springer zieht, und dem Erzbischof, der zieht wie ein Springer oder Läufer.) Das Preisgeld sollte 14 Millionen Dollar betragen, zehn Millionen für den Sieger, vier für den Verlierer. Karpow hatte den Vertrag bereits unterschrieben, doch als die Organisatoren in Reykjavik ankamen, verlangte Bobby, schon für die Verhandlungen bezahlt zu werden: 10 000 Dollar für das erste Treffen, 50 000 für das zweite und 100 000 für das dritte. Außerdem forderte Bobby einen Nachweis, dass das Preisgeld tatsächlich auf einem Bankkonto lag. Als der ausblieb, versandete das Ganze.
    Auch der Vorschlag, in Island ein Bobby-Fischer-Museum aufzubauen, wurde kurz diskutiert. Oder doch in Brooklyn? Wie auch immer, aus beidem wurde nichts.

    Grübelnd betrachtete Bobby das Schachbrett. Er wusste, die Züge der Partie, die er da nachspielte, waren abgesprochen, Teil einer russischen Verschwörung. Aber wie sollte er das beweisen? Er lehnte zwar das »alte Schach« verächtlich ab, konnte sich aber dennoch nicht von ihm lösen. In seiner Wohnung stand eine Schachgarnitur, die Figuren in herkömmlicher Ausgangsstellung, immer für eine Analysesitzung bereit. An jenem Tag ging Bobby wieder einmal, vielleicht zum hundertsten Mal, die vierte Partie des Titelkampfs von 1985 zwischen den sowjetischen Großmeistern Garry Kasparow und Anatoli Karpow durch. Bobby war überzeugt, dass die beiden sich abgesprochen hatten. Das nachzuweisen, hatte er zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Felsenfest behauptete er der Weltpresse gegenüber, jede einzelne Partie des Titelkampfs sei damals Zug für Zug abgesprochen gewesen. »Selbst [Zsuzsa] Polgár und Spasski, beide Weltmeister, verstehen, wovon ich rede«, erklärte er. Lauter werdend, fuhr er fort: »Die Partien sind gefaked! Kasparow muss sich erklären! Er sollte einem Lügendetektortest unterzogen werden. Dann erfährt die ganze Welt, was für ein Lügner er ist!«
    Der Schwindel bei den 1985er Titelkämpfen sei offensichtlich , wütete er. In der vierten Partie zog Karpow seinen Springer im 21. Zug. Danach, so erzählte Bobby es jedem, der zuhörte, habe der offenkundige Betrug angefangen. »Karpow machte in Folge nicht weniger als 18 Züge hintereinander auf weißen Feldern. Unglaublich!« Nun war dieser Umstand zwar ziemlich ungewöhnlich, doch statistisch nicht völlig ausgeschlossen und gewiss kein unwiderlegbarer Beweis für eine Verschwörung.
    Dennoch konnte niemand Bobby von seiner Überzeugung abbringen, dass Kasparow und Karpow »Gauner« waren. Er blieb bei seinem Standpunkt, auch wenn die Schachwelt fast einhellig erklärte, die Idee sei völlig absurd. Mark Segal, ein Wissenschaftler am Zentrum für Bioinformatik und molekulare Biostatistik an der Universität Kalifornien, wies mathematisch nach, dass der »Beweis« für den Schwindel fadenscheinig war: 18 Züge auf weißen Feldern hintereinander sind statistisch wahrscheinlicher als Fischers historische Siegesserie gegen Taimanow, Larsen und Petrosjan. Süffisant schloss Segal sein Forschungspapier mit der Unterstellung: »Vielleicht war Fischers Aufstieg zum Weltmeister ja Teil einer Verschwörung.«
    Viele Schachfreunde waren überzeugt, dass Bobby noch immer bereute, 1975 nicht gegen Karpow angetreten zu sein. Aus diesem Grund habe er versucht, den folgenden Titelkampf Karpow gegen Kasparow schlecht zu machen. Andere meinten, mit seinen Ausfällen versuche Bobby nur, auf sich und sein Random Chess aufmerksam zu machen. Und wieder andere schrieben Bobbys Theorien schlicht seiner Paranoia zu. Bobby erklärte ja auch nie, was Karpow und Kasparow denn von einer Absprache gehabt hätten. Der Titel wäre ja ohnehin in sowjetischen Händen geblieben.

    Wenn Dankbarkeit das Gedächtnis des Herzens ist, so krankte Bobby an Herz-Alzheimer. Die treuen

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