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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mich gesehen hat, dann weiß es auch Hobbeling«, erwiderte sie erregt. »Vielleicht ist er hier. Wir haben gar nicht mehr kontrolliert, ob er zu Hause angekommen ist. Vielleicht ist seine Praxis immer noch geschlossen.«
    »Das werden wir gleich haben.« Stephan sah auf die Uhr. Es war kurz vor zwölf. »Er müsste jetzt in der Praxis sein.«
    Er nahm sein Handy aus der Hose.
    »Sie sollten es besser lassen!«
    Jens Hobbeling stand mit drohender Gebärde in der Tür.
    »Los, das Handy her!«, befahl er, trat vor, nahm es Stephan aus der Hand, schaltete es aus und steckte es ein. Hobbeling trat die Kiste mit den Legosteinen an die Seite und lehnte sich an die Kommode. Hobbeling trug eine Jeanshose und ein hautenges schwarzes T-Shirt. Julita Rosell kam wortlos ins Zimmer. Sie schloss hinter sich die Tür und blieb stehen.
    »Seit Julita Sie hier vor dem Haus gesehen hat, wussten wir, dass Sie gegen uns arbeiten«, begann er. »Aber was wissen Sie schon? – Ich meine: Was wissen Sie schon von Julitas Ehe mit ihrem Mann? Wussten Sie, dass das gemeinsame Leben weit davon entfernt war, den Namen Ehe zu verdienen? Julita hat schon vor langer Zeit die Bindung zu Justus verloren. Daran ändert sich nichts, auch wenn der andere immer wieder seine Liebe versichert.«
    Stephan dachte flüchtig daran, was ihm Schürmann darüber berichtet hatte. Es gab keinen Anlass, Justus Rosell die Schuld für das Scheitern der Ehe zu geben.
    »Was wollen Sie?«, fragte Marie ängstlich.
    »Ich hatte gestern Abend einen Anruf von dem stellvertretenden Geschäftsführer der Firma meines Mannes«, sagte Julita Rosell. »Er berichtete, dass ein Kollege aus Ihrer Kanzlei in die Firma gekommen sei und die Geschäftsunterlagen der letzten Jahre durchgeschaut habe. Die Dokumente wurden ihm sogar herausgesucht und Ihrem Kollegen wurde ein leerer Raum zur Verfügung gestellt, damit er alles ungestört durchschauen konnte. Und warum machte der Geschäftsführer das alles? – Weil Ihr Kollege eine Vollmacht meines Mannes vorgelegt hat, mit der dieser die Prüfung der Unterlagen durch den Anwalt gewünscht haben soll. Wenn mich nicht alles täuscht, Herr Knobel, kann es nur die Vollmacht sein, die mein Mann Ihnen ganz zu Anfang in Dortmund erteilt hat, die aber, wie Sie genau wissen, keinen Eintrag hat, wofür sie verwendet werden soll. Ich weiß das genau, Herr Knobel, denn ich war damals dabei, als mein Mann unterschrieb. Also frage ich mich, wie Sie darauf kommen, ohne Wissen und Wollen meines armen Mannes die Vollmacht zu missbrauchen. Darauf hätte ich gern eine Antwort. Und ich möchte wissen, was Ihr Handlanger Löffke in der Firma meines Mannes gesucht hat. Welches Schriftstück suchten Sie denn? – Nun?«
    Sie hatte aggressiv die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Lippen waren fest und schmal aufeinandergepresst.
    »Herr Knobel, ich wünsche, dass Sie mir die Vollmacht unverzüglich zurückgeben. Mit dem Tod meines Mannes ist sie ja wohl erloschen. Und ich möchte nicht, dass Sie noch mehr Unsinn damit machen. Das Original befindet sich doch wohl in Ihrer Akte. Dieser Anwalt hatte nur eine Faxkopie vorgelegt.«
    »Haben Sie die Akte dabei?«, fragte Hobbeling ruhig.
    Stephan antwortete nicht.
    »Die Autoschlüssel bitte«, forderte Hobbeling und streckte die Hand aus.
    »Ich hole Ihnen die Akte«, sagte Stephan und stand auf.
    »Nein, ich hole sie«, bestimmte Hobbeling barsch. Er kam langsam auf Stephan zu. »Nun! – Ich warte!«
    Stephan reichte ihm die Schlüssel. Hobbeling warf sie Frau Rosell zu. Sie fing die Schlüssel und ging hinaus. Kurze Zeit später erschien sie mit der Akte wieder im Zimmer. Sie legte den Ordner auf den kleinen Tisch vor der Couch.
    »Nun!«, wiederholte Hobbeling fordernd.
    Stephan rührte die Akte nicht an.
    »Sie ist nicht in der Akte. Sie können Sie gern durchsehen. Bitte!«
    Stephan beugte sich vor und schob die Akte von sich weg.
    »Wo ist die Vollmacht, Knobel?«, fragte Hobbeling.
    Marie zuckte mit den Schultern.
    »Ist sie im Hotel?«, fragte Julita Rosell.
    »Warum sollte die Vollmacht im Hotel sein, wenn wir die ganze Akte bei uns haben?«, fragte Stephan zurück.
    »Wozu haben Sie denn die Vollmacht benutzt?«, wollte Hobbeling wissen.
    »Herr Rosell wollte, dass wir die Unterlagen nach Erinnerungsstücken durchforsten«, antwortete Marie.
    »Welche Erinnerungsstücke?«, schnauzte Frau Rosell. »Justus hat sich noch nie um die Geschäftsunterlagen gekümmert. Das Geschäftliche interessierte ihn

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