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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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nur», mault Kamil und kratzt sich am Hinterkopf.
    Behutsam fährt Sir Butterworth fort: »Wir vermuten, dass jemand deine Medizinalflaschen vertauscht hat, James. Kannst du dir vorstellen, wer so etwas tun könnte?»
    Doch dem Professor sinken die Augendeckel über die glasigen Augen. Er seufzt und atmet schwer.
    «Ich – ich – ich – weiss – nicht – wer – so etwas – tun – könnte.» Nach jedem Wort atmet er schwer. »Es – haben – viele – etwas – gegen – mich. Erfolg», er hustet fürchterlich, «Erfolg, ist – eben – nicht … Neider», hier reisst er die Augen wieder auf, «das Li-Licht, Motten. -enger, dieser Be-Betrüger!»
    «Was? Zenger? Ja, den haben wir befragt, aber es ist nicht viel dabei herausgekommen. Verdächtigst du ihn?»
    Jetzt fuchtelt der Professor schwach mit den Armen herum, dann greift er sich mit beiden Händen an den Hals. Sein Gesicht ist rot und fleckig geworden. Besorgt interveniert der Doctor, der Professor brauche jetzt unbedingt wieder Ruhe.
    Widerwillig muss Amalia einsehen, dass es so keinen Zweck hat. In den Gesichtern der anderen ist ebenfalls nichts als Ratlosigkeit zu lesen. In diesem Zustand ist von McGregor nicht viel Brauchbares zu erwarten.
    «Lassen Sie es uns wissen, wenn der Patient sich ein wenig stärker fühlt», sagt Sir Butterworth zu Doctor Feelgood.
    Dieser zuckt nur mit den Schultern und meint, er könne nichts versprechen. Vermutlich müsse man damit rechnen, dass der Patient nicht mehr befragt werden könne. In diesem Zustand würde er ausserdem delirische Phasen durchmachen, da sei sowieso mit Vorsicht zu geniessen, was man aus ihm herausbringe.
    Amalia weiss, was das bedeutet. Doch Sir Butterworth wird nicht aufgeben, davon ist sie überzeugt. Er will für sich und die anderen Gäste Klarheit schaffen. Er hatte ihr sogar erklärt, ihm gehe es darüber hinaus um die Sicherheit aller zukünftigen Gäste aus Grossbritannien. Amalia fand das zwar etwas hochgestochen. Als er aber erwähnte, dass die «London Times» solche Neuigkeiten natürlich nur zu gern verbreiten würde, und zwar unter Ausschmückung aller Tatsachen und Gerüchte, da wurde Amalia wieder ganz übel. So etwas darf nicht an die grosse Glocke gehängt werden. Schon gar nicht in der Zeitung, wo sich dann eine sensationshungrige Londoner Gesellschaft an einem möglichst tragischen Unfallbericht ergötzen würde. Ganz zu schweigen von den schriftlich ausgetragenen Grabenkämpfen und Rivalitäten in den Leserbriefen. Gerade die Bergsteigergemeinde ist dagegen nicht gefeit. Konkurrenz ist ihnen sozusagen in die Wiege gelegt.
    Amalia hofft, dass Sir Butterworth in England dafür sorgen wird, dass alles wieder ins Lot kommt. Ein Bericht über eine Schneelawine oder den Absturz eines Bergsteigers in eine Gletscherspalte mag auf ein allgemein interessiertes Publikum anziehend wirken. Ein Artikel über einen rätselhaften Todesfall in einem Berghotel könnte der neu aufgekommenen Reisefreude hingegen enorm schaden. Es kommen heute ja nicht nur Bergwanderer, sondern eine wachsende Schar von Schaulustigen, die sich eigentlich schon damit zufrieden geben, die Gefahren der Berge von der Hotelterrasse aus mitzuerleben. Gerade für diese Klientel ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie selber an einem absolut sicheren Ort weilt und abends in ein trockenes, einigermassen warmes Bett schlüpfen kann.
    «Übrigens, Madam Germanier», meldet sich jetzt der Doctor, «können Sie mir vielleicht jemand anders schicken? Diese Vreni hat grosse Mühe mit der Situation, sie weint fast dauernd.»
    «Wo ist sie überhaupt?», erkundigt sich Amalia.
    «Drüben bei Lady Penelope.»
    «Maria könnte ja dableiben», schlägt Amalia vor und sieht Maria fragend an. Diese nickt kurz und macht sogar einen kleinen Knicks.
    Das Grüppchen trippelt zum Nachbarzimmer, wo Penelope ihre Nerven schont.
    Auf dem Gang nimmt Sir Butterworth Amalia kurz zur Seite:
    «Sind Sie sicher, Madam Amalia, dass man Maria vertrauen kann? Der Doctor will sie mit dem Kranken allein lassen. Er meint, er muss sich um Penelope kümmern.»
    «Absolut, Sir Butterworth. Für sie lege ich meine Hand ins Feuer. Sie kennt ihn von früher. Da war sie oft mit ihm auf der Alp unterwegs zu Krankenbesuchen.»
    «Was, mit Professor McGregor?»
    Amalia nickt.
    «Aber der ist doch Geologe und nicht Arzt!», staunt Sir Butterworth.
    «Er hatte eben immer einen Apothekenkoffer bei sich und konnte den Menschen mit allerlei Tinkturen und Pillen

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