Endstation Färöer
gelegt.
Die Schlafzimmer und das Bad waren oben. Nur Hugos altes Zimmer wurde noch benutzt. Es sah fast aus wie vor fünfundzwanzig Jahren. Eine große Kommode, fast mannshoch, war das Erste, was ins Auge fiel. Daneben noch Schreibtisch und Bett.
Auf dem Schreibtisch lag alles Mögliche. In den Schubladen einige Papiere und ansonsten der übliche Mist.
Auf der Kommode stand eine größere Anzahl von Modellen, vor allem Flugzeuge und Schiffe. Das Interesse für Modellbau hatte uns zusammengebracht.
In den Schubladen nur Kleidung.
Ich konnte nichts von besonderem Interesse entdecken. Andererseits hatte ich nicht die geringste Ahnung, wonach ich eigentlich suchte. Etwas, was die Ereignisse vom letzten Abend erhellen konnte? Wer hatte Hugo umgebracht, falls er umgebracht worden war? Und was war mit Sonja?
Es war mir bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, die Polizei anzurufen. Erst jetzt kam mir der Gedanke. Eins war sicher: Ich hatte genug um die Ohren, als dass ich zu jeder passenden oder unpassenden Zeit zum Verhör rennen wollte. Aber informiert werden mussten sie nun mal.
Ich ging denselben Weg wieder hinaus. Doch diesmal ohne niedergeschlagen zu werden. Hugo rührte sich nicht. Ich hatte zu viel Respekt vor der Polizei, um seine Taschen zu durchsuchen. Oder vor dem Tod?
Bevor ich die Pforte zur Straße öffnete, schaute ich mich links und rechts um. Dort war niemand. Wahrscheinlich war das Fernsehprogramm noch nicht zu Ende.
Von der Telefonzelle aus rief ich 11448 an, erzählte ihnen, wo ein toter Mann zu finden sei, und legte wieder auf.
Ich ging zurück zum Ølankret, um mich zu stärken. Hoffentlich hatte der Barkeeper etwas, was stark genug war, um die Handwerker in meinem Kopf dazu zu bringen, sich eine Weile still zu verhalten.
8
Als ich am nächsten Vormittag aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen. Die Nachwehen des Schlages, den ich in Hugos Keller erhalten hatte, würde ich zweifellos noch einige Tage spüren. Der Höcker war ziemlich groß, wie von einem mittelprächtigen Kamel entliehen.
Mein Zustand hatte sich nicht dadurch gebessert, dass ich bis zur Sperrstunde um halb eins im Ølankret gesessen und Gammel Dansk und Bier in mich hineingeschüttet hatte. Mit ein bisschen Fleiß kann man in zwei Stunden eine ganze Menge schaffen.
Ich dachte wieder an Hugo und Sonja. Was war mit den beiden passiert? Und warum? Die Antworten kamen nicht flotter als gestern im Restaurant, aber Hugo hatte auf jeden Fall Recht gehabt, als er von Gefahr sprach.
Als ich mich entschlossen hatte, auf die Färöer zu fahren, hatte ich nicht ernsthaft vermutet, dass ein Verbrechen vorliegen könnte. Es waren nur ein paar Kleinigkeiten nicht so gewesen, wie sie hätten sein sollen. Sonja verschwand trippelnd auf dem Støðlafjall und fiel zu weit. Jetzt war ich überzeugt davon, dass beide ermordet worden waren.
Aber immer noch hatte ich keine Ahnung, warum sie umgebracht worden waren. Oder wer mich im Keller niedergeschlagen hatte. Doch das würde ich schon herausfinden. Einmal weil ich es nicht leiden kann, von hinten eins übergezogen zu bekommen, und zum anderen weil ich Sonja gern gehabt hatte. Hugo war mir eigentlich ziemlich egal, aber in diesem Fall hing er mit Sonja zusammen. Und neben diesen hochmoralischen Abwägungen dachte ich auch an die Story, die in der Sache steckte; schließlich lebte ich davon, Geschichten zu schreiben.
Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Sonjas Wohnung war schon längst wieder vermietet. Der Wohnungsmarkt in Tórshavn war so katastrophal, dass man sich kaum zur Arbeit traute, aus lauter Angst, es käme einer und nähme die Wohnung, besetzte sie einfach, während man weg war. Da war also auch nichts zu holen. Dann war da Hugo. Zweifellos hatte man ihn inzwischen abgeholt und es wimmelte an allen Ecken und Enden von Polizisten oder aber das Haus war versiegelt. Am besten wartete ich ein Weilchen, um dann eine gründlichere Durchsuchung des Hauses vorzunehmen als gestern.
Ich konnte ebenso gut Sonjas Schwester anrufen. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich fand Tvøroyri im Telefonbuch und darunter die Schwester. Während ich die Nummer wählte, fiel mir ein, dass Sonja gesagt hatte, ihre Schwester sei fromm, eine der wenigen in Tvøroyri, hatte sie lachend hinzugefügt.
»Hallo, wer ist da?«, fragte eine Frauenstimme mürrisch.
Ich nannte meinen Namen und sagte, dass ich ein Freund von Sonja war.
»Davon hatte sie viele«, schnaubte sie höhnisch. »Der
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