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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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tauben Obermieter zu hören, als wären wir in einem Raum. Lapp-Lisa und ihre Tochter sangen Kinderglauben wie an allen andern Sonntagen auch.
    Das Wetter war besser als gestern. Mild und trocken mit einer leichten Brise. Auf dem Weg in die Stadt schien es mir, als könne ich Nólsoy erahnen. Aber das war vielleicht nur Wunschdenken?
    Im Hotel Hafnia, bei Selterwasser zum Butterbrot, versuchte ich herauszukriegen, was Hugo damit gemeint hatte, dass es zu gefährlich sei, im Club zu reden. Er hatte auch gesagt, dass es etwas mit Sonja zu tun hätte und er deswegen in Dänemark gewesen sei. Ich überlegte, was Sonja und Hugo wohl Gefährliches vorgehabt haben könnten – und Sonja war schließlich tot.
    Hugo war ein Ingenieur von der Sorte, die man in jedem zweiten Haus auf den Färöern findet, und Sonja Journalistin. Sie sah überdurchschnittlich gut aus, ansonsten war an ihr nichts Außergewöhnliches. Die beiden waren ganz normale Menschen, die sich in nichts einmischten, wenn es nicht zu ihrem Vorteil war. Was könnte das in diesem Fall gewesen sein? Politisch waren sie völlig passiv, diesen Weg brauchte ich also gar nicht weiter zu verfolgen.
    Ich wusste zu wenig, deshalb beendete ich die Gehirnakrobatik und las stattdessen die Anzeigen im Amtsblatt vom Samstag, während ich Kaffee trank.

6
    In den Bierclubs herrscht oftmals eine zweifelhafte Munterkeit, hervorgerufen durch Alkohol und den Wunsch, für den Augenblick alles Vergangene zu vergessen. War man selbst mittendrin, konnte das ganz lustig sein. Ganz fern im Hinterkopf nagte etwas, wahrscheinlich die Erziehung und die Moral, aber die wurden immer schnell beiseite geschoben. Man fühlte sich in diesen Momenten erregt, ließ die Zügel schleifen und schlug über die Stränge, während man prahlte und den Prahlereien der anderen glaubte. Mitten in allen Strapazen war man kurz davor, einen Augenblick des Glücks zu erleben. Aber nur kurz davor. Die Augenblicke waren nicht lang und mit den Jahren wurden sie immer seltener. Bevor man es gewahr wurde, verlor man den Anschluss und war nicht mehr in der Lage, sich unter ganz gewöhnlichen Menschen zurechtzufinden.
    Und dennoch gab es glückliche Momente. ›Der Fünfer‹ war so einer. An jedem Freitag, und zwar ausschließlich freitags, war zwischen fünf und sechs Uhr geöffnet. Jedes Mitglied, das überhaupt die Gelegenheit hatte, beeilte sich, nach beendeter Arbeitswoche in den Ølankret zu kommen, um nicht nur das Bier zu genießen, sondern auch um für eine Stunde mit glücklichen Menschen zusammen zu sein. Die Freude über das Wochenende, das vor der Tür stand, prägte diesen Augenblicken ihren fröhlichen Stempel auf.
    Etwas anderes war der Sonntagnachmittag. Wie üblich war es rappelvoll und nur an Sonntagen wimmelte es außerdem noch von Kindern und Hunden. Die Väter waren eine Runde spazieren gegangen und ganz zufällig im Club gelandet. Es war der Tag der Anekdoten und das Gelächter wogte üppig zwischen den mit Juteleinwand bespannten Wänden hin und her. Als ich gegen sechs die Bar betrat, war der beste Teil des Nachmittags schon fast vorbei. Zwei der Tische waren noch besetzt, also würden die drei Stunden, bis ich Hugo treffen sollte, auf gemütliche Weise vergehen.
    Ich schaute auf die Uhr an der Bar, und als die Zeiger sich der Neun näherten, war es Zeit zu gehen. Ich leerte mein Glas, murmelte ein paar Worte zu meinem Tischnachbarn und ging. Als ich auf die Treppe hinaustrat, schien es mir, als käme ich aus der Tiefe an die Oberfläche. Es war noch ganz hell, und wie Leute, die mitten am Tag aus dem Kino kamen, musste ich gähnen. Nur einen Augenblick knackte es in der Leitung zur Umwelt, aber das Gefühl verschwand und danach herrschte Harmonie.
    Ich eilte den Hügel hinunter zum Ende des Jóannes Paturssonargøta, bog links in die Tróndargøta und kurz darauf rechts in die Kongagøta. Ich ging weiter, bis ich zu einer Sackgasse kam, die mein Ziel war.
    Das Haus war ein dunkelgrünes Holzhaus von der Sorte, wie es sie viel in den älteren Teilen von Tórshavn gibt. Doch es war eines der größeren.
    Ich drückte auf den Klingelknopf, aber er war festgerostet, und das offensichtlich seit vielen Jahren. Ein Türklopfer mit einem brüllenden Löwenkopf bot seine Dienste an. Ich umfasste den Löwen und versuchte, ihm eine Gehirnerschütterung zu verursachen.
    Das Geräusch erzeugte in der engen Straße ein Echo. Aber als es verhallte, war es so still wie zuvor. Es war keine Menschenseele zu

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