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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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heran, wischten über die Häuserdächer und klatschten gegen die Fenster. Die Straßen lagen im Großen und Ganzen verwaist, abgesehen von einigen wenigen Menschen, die schwerwiegende Gründe zu haben meinten, sich draußen aufzuhalten.
    Vor der Botschaft der Vereinigten Staaten am Strandvägen und auf den Zufahrtsstraßen allerdings prügelten sich vierhundertzwölf Polizisten mit ungefähr doppelt so vielen Demonstranten. Die Polizisten waren mit Tränengas, Pistolen, Peitschen, Schlagstöcken, Autos, Motorrädern, Kurzwellenfunk, batteriebetriebenen Megaphonen, Hunden und hysterischen Pferden ausgerüstet. Die Demonstranten waren mit einem Brief und Pappschildern bewaffnet, die immer stärker dazu tendierten, sich im strömenden Regen aufzulösen. Es fiel schwer, sie als einheitliche Gruppe zu betrachten, da alle möglichen Arten von Menschen zu ihnen gehörten, von dreizehnjährigen Schulmädchen in Jeans und Dufflecoats und bierernsten, politisch aktiven Studenten bis hin zu Provokateuren, professionellen Krawallmachern und mindestens einer fünfundachtzigjährigen Künstlerin mit Baskenmütze und blauem Seidenregenschirm. Eine starke gemeinsame Triebfeder hatte sie befähigt, nicht nur dem Regen zu trotzen, sondern auch allem, was sonst noch auf sie zukommen mochte. Aber auch die Polizisten gehörten wahrlich nicht zu den Elitekräften der Polizei. Sie waren aus allen möglichen Revieren der Stadt zusammengezogen worden, und jeder Polizist, der einen Arzt kannte oder die Kunst beherrschte, sich eine plausible Ausrede auszudenken, hatte es geschafft, sich diesem abstoßenden Kommando zu entziehen. Übrig blieben Beamte, die wussten, was sie taten, und Gefallen daran fanden, und all jene, die im Polizeijargon Grünschnäbel genannt wurden und viel zu jung und unerfahren waren, um sich zu drücken, und die außerdem nicht die geringste Ahnung hatten, was sie da eigentlich machten, geschweige denn, warum. Die Pferde bäumten sich auf und kauten auf ihren Trensen, und die Polizisten fingerten an ihren Pistolenholstern und gingen mit den Schlagstöcken ein ums andere Mal zum Angriff über. Ein junges Mädchen trug ein Schild mit der denkwürdigen Aufschrift:
    TUT EURE PFLICHT! VÖGELT MEHR POLIZISTEN!
    Drei Polizisten ä fünfundachtzig Kilo warfen sich auf die Kleine, zerrissen das Plakat und schleiften sie in einen Einsatzwagen, wo sie ihr die Arme umdrehten und ihr an die Brüste griffen. Sie war an diesem Tag dreizehn geworden und hatte noch gar keine.
    Alles in allem wurden mehr als fünfzig Personen verhaftet. Viele von ihnen waren blutverschmiert. Einige waren sogenannte Prominente, die sich womöglich an die Zeitungen wenden oder in Funk und Fernsehen beschweren würden. Bei ihrem Anblick liefen den diensthabenden Polizeiassistenten in den Revieren eiskalte Schauer über den Rücken, und sie geleiteten die Betroffenen entschuldigend lächelnd und gemessen dienernd zur Tür hinaus. Für andere gestalteten sich die obligatorischen Vernehmungen nicht ganz so angenehm. Ein berittener Polizist hatte eine leere Flasche an den Kopf bekommen, und irgendwer musste sie geworfen haben. Die ganze Operation wurde von einem ranghohen Polizeibeamten mit militärischer Grundausbildung geleitet. Er stand in dem Ruf, Experte für Fragen der öffentlichen Ordnung zu sein, und betrachtete selbstzufrieden das totale Chaos, das er angerichtet hatte.
    In der Wohnung am Skärmarbrink sammelte Kollberg die Schachfiguren ein, warf sie in die Holzkiste und knallte den Klappdeckel zu. Seine Frau war von ihrem Abendkurs heimgekehrt und sofort zu Bett gegangen. »Du lernst es nie«, sagte Kollberg vorwurfsvoll.
    »Offenbar muss man eine besondere Art von Begabung dafür haben«, erwiderte Martin Beck finster. »Schachverstand nennt man das wohl.« Kollberg wechselte das Thema.
    »Auf dem Strandvägen ist heute Abend bestimmt ganz schön was los.«
    »Anzunehmen. Worum geht es eigentlich?«
    »Sie wollen dem Botschafter einen Brief überreichen«, sagte Kollberg. »Einen Brief. Warum schicken sie ihn nicht per Post?«
    »Das würde nicht so viel Aufmerksamkeit erregen.«
    »Nein. Trotzdem, es ist so dämlich, dass man sich schämt.«
    »Ja«, sagte Martin Beck.
    Er hatte Hut und Mantel angezogen und wollte gehen. Kollberg stand hastig auf.
    »Ich komme noch ein Stück mit«, sagte er. »Was willst du denn da draußen?«
    »Ach, nur ein bisschen herumlaufen.«
    »Bei dem Wetter?«
    »Ich mag es, wenn es regnet«, antwortete Kollberg und

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