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Endstation Mord Kommissar Morry

Endstation Mord Kommissar Morry

Titel: Endstation Mord Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gesicht des Zigarrenrauchers regelmäßig geschnitten, zeigte an den Schläfen einen Ansatz von Grau.
    „Setzen Sie sich!' wiederholte er. Diesmal klang es schärfer, befehlender. Es schien, als würden sich in dem verwaschenen Grau der Augen Konturen von Härte zeigen. Tone gehorchte und nahm Platz. Er warf dabei einen kurzen Blick über die Schulter. Maggins lehnte mit verschränkten Armen neben der Tür.
    „Bring ihm einen Cognac", sagte der Mann im Abendanzug. „Ich wette, er kann ihn gebrauchen. Sieht aus wie eine Wand. Kalkweiß!"
    „Ich brauche keinen Cognac", erwiderte Tone entschieden. „So leicht bin ich nicht umzuwerfen."
    Maggins lachte leise. „Der reißt sein Maul ganz schön auf!"
    „Lassen Sie sich mal so eine Gaskur verpassen!" meinte Tone wütend.
    Der Mann am Schreibtisch winkte ab. „Das kennen wir schon von Ihnen, Tone", sagte er. „Bluff ... das ist Ihr großes Geheimrezept. Damit haben Sie es geschafft, bis an die Spitze zu kommen. Aber uns legen Sie mit dieser Methode nicht aufs Kreuz. Hier bei uns werden Sie kusch machen, klar? Hier werden Sie tun, was wir Ihnen befehlen!"
    Tone rührte sich nicht. Schweigend betrachtete er sein Gegenüber und bemühte sich, dessen Alter zu schätzen. Vierzig? Fünfundvierzig? Es war nicht ganz leicht, das richtige zu treffen. Die Haut des Mannes war ziemlich schlaff, und unter den Augen hatte sich eine bläulich schimmernde Andeutung von Tränensäcken gebildet.
    „Machen wir es kurz", sagte der Mann am Schreibtisch. „Ich bin Ralph Stanley!"
    Tone holte tief Luft. Ralph Stanley! Blitzartig wurde ihm klar, was dieser Name und die Entführung zu bedeuten hatten. Wenn es darüber noch einen Zweifel gegeben haben sollte, so machte Stanley ihn mit den nächsten Worten zunichte:
    „Sie handeln mit Rauschgift, Tone, und Sie kontrollieren seit zwei Jahren die meisten Spiel- und Musikautomaten der Westseite. Dagegen ist nichts einzuwenden. Seit kurzem haben Sie jedoch begonnen, auch die Bronx in Ihren Einflußbereich einzubeziehen. Sie haben eine große Aktion gestartet, um in diesem Sektor Ihren Marktanteil entscheidend zu erweitern.“
    „Stimmt. Ich bin Kaufmann, und das ist mein gutes Recht."
    „Reden Sie nicht so geschwollen!" sagte Stanley grob. „Kaufmann! Sie sind ein Gangster. . . genau wie ich."
    „Wie sollte ich wagen, Ihnen zu widersprechen?" spottete Tone.
    „Ich habe mehr als genug Beweise. Sie bemühen sich, Ihr Geschäft auszudehnen. Warum nicht? Niemand hat etwas dagegen. Aber die Bronx ist mein Revier, und niemand hat das Recht, dort gegen meine Interessen zu verstoßen. Sie sind lange genug in der Branche, Tone, um zu wissen, daß ich einen Verstoß gegen dieses Prinzip nicht dulden werde."
    Tone klopfte sich die Anzugtaschen ab. „Wie ich bemerke, haben Sie mir mein goldenes Zigarettenetui abgenommen."
    Stanley öffnete die Schreibtischschublade und warf es ihm zu. Tone fing es geschickt auf und fragte: „Und wie steht es mit der Brieftasche?"
    „Die können Sie auch wiederhaben. Bitte!"
    Stanley nahm sie entgegen und warf einen Blick hinein. „Donnerwetter!" sagte er anzüglich. „Man hat nicht mal das Geld angerührt!"
    „Diese paar Kröten interessieren uns nicht", meinte Stanley. „Sie wissen ganz genau, daß es hier um größere Beträge geht."
    Tone schob die Brieftasche in sein Jackett. Dann öffnete er das Zigarettenetui und nahm sich eine Zigarette heraus, die er mit dem im Etui untergebrachten Feuerzeug in Brand steckte.
    „Also lassen Sie hören", meinte er dann und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Sie brennen doch sicher darauf, mir ein paar Belehrungen zu geben?"
    „Ich will Sie nicht belehren", sagte Stanley. „Ich werde Ihnen ein paar Bedingungen diktieren ... das ist alles."
    Tone beugte sich nach vorn. „Sie sprechen so schön von Einflußgebieten und Markterweiterung, und sind sogar freundlich genug, mir die Westseite zuzubilligen. Sie werden einräumen, daß ich dort leider nicht ganz allein zu arbeiten vermag. Immer wieder muß ich mich gegen Agenten Ihrer Organisation durchsetzen!"
    „Gut, daß Sie das erwähnen", sagte Stanley. „Ich habe innerhalb von drei Wochen zwei meiner besten Leute verloren. Einer davon wurde aus dem Hudson gefischt, während ich bis heute noch nicht weiß, wo sich der zweite befindet."
    „Sie sind mit meinen Leuten um keinen Deut rücksichtsvoller umgesprungen", meinte Tone.
    Stanley streifte die Asche seiner Zigarre ab. „So geht es nicht, Tone", sagte er.

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