Endstation Mord Kommissar Morry
hieß. Frank ließ die Zeitung auf den Boden fallen. Er streifte den Pyjama ab und griff nach seiner Unterwäsche. In diesem Moment klingelte es. Er dachte sofort an Carol und schlüpfte eilig in seine Hose. Dann hastete er in den Flur, um zu öffnen. Draußen stand ein hochgewachsener junger Mann mit einem schmalen Gesicht. Am auffälligsten an dem Mann waren seine Augen... tiefblaue Augen mit einem schwermütigen und zugleich forschenden Blick. Der junge Mann trug eine graue Sportkombination. Sein drahtiges Blondhaar war unbedeckt.
„Mr. Baker?" fragte er.
„Ja, das bin ich", erwiderte Frank und betastete unwillkürlich sein unrasiertes Kinn. Er hatte sich noch nicht einmal gewaschen und war keineswegs auf Besuch eingerichtet. Außerdem war er enttäuscht, nicht Carol zu sehen.
„Darf ich Sie sprechen?" erkundigte sich der junge Mann höflich.
„Warum nicht? Aber nicht jetzt, bitte ... wie Sie sehen, bin ich gerade aufgestanden."
„Mich stört das nicht. Die Sache duldet keinen Aufschub. Sie ist sehr wichtig."
„Wer sind Sie?"
„Mein Name ist Craig, John Craig."
„Also meinetwegen, Mr. Craig... kommen Sie herein. Aber ich muß Sie warnen. Falls Sie ein Vertreter sein sollten, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß ich kein Geld habe..."
„Darum geht es nicht", sagte Craig.
Frank ging voran und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Er ließ Craig eintreten und sagte: „Nehmen Sie einen Moment Platz, bitte, und stören Sie sich nicht an der Unordnung. Bei mir ist's gestern ein bißchen spät geworden. Deshalb bin ich erst jetzt aufgestanden. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehe ich rasch mal ins Bad. Dann stehe ich Ihnen zur Verfügung.“
„Geht in Ordnung", sagte Craig.
Als Frank zehn Minuten später das Zimmer betrat, stand sein Besucher am Fenster und blickte auf die Straße hinab. Frank öffnete die oberste Schublade seiner Kommode und entdeckte, daß er kein frisches Hemd mehr hatte. Seufzend schlüpfte er in das Hemd vom Vortag. „Also, Mr. Craig... welchem Umstand verdanke ich die Ehre Ihres Besuchs?"
„Ich möchte gern ein paar Fragen ein Sie stellen", meinte Craig und wandte sich um. „Wo haben Sie die letzte Nacht verbracht, Mr. Baker?"
Frank knöpfte langsam das Hemd zu. „Sind Sie von der Polizei?“ erkundigte er sich.
„Hm. Ich bin Detektivleutnant. Hier ist mein Ausweis."
Frank warf einen kurzen Blick darauf. „Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?"
„Hätte es etwas geändert?"
„Nein, natürlich nicht", sagte Frank rasch. Er stopfte das Hemd in die Hose. „Was führt Sie zu mir?"
„Das habe ich Sie doch bereits gefragt. Ich möchte wissen, wo Sie sich in der vergangenen Nacht aufgehalten haben."
„Zu Hause. Warum?"
„Sie haben vorhin gesagt, daß Sie spät ins Bett gekommen seien."
„Stimmt. Es war ziemlich spät... so gegen Mitternacht, würde ich sagen."
„Wo waren Sie bis dahin?"
„In der Kneipe."
„Hm . . . und kurz nach zwölf Uhr sind Sie zu Bett gegangen?"
„Ja!"
„Kann Ihre Wirtin das bezeugen?"
„Nein, die ist verreist."
„Das ist schlecht für Sie", meinte Craig. „Sehr schlecht sogar!"
„Wollen Sie mir nicht endlich verraten, worum es sich handelt?" fragte Frank.
Craig wies auf die aufgeschlagene Zeitung, die vor dem Bett am Boden lag. „Sie haben ja bereits davon gelesen", sagte er. „Es geht um den Toten, der am Central-Park gefunden wurde."
Frank spürte ein eisiges Kribbeln in den Fingerspitzen. Er hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, aus der es keine Flucht gab. „So?" fragte er und bemühte sich, ein verdutztes Gesicht zu machen. „Was hat das mit mir zu tun? Ich verstehe die Zusammenhänge nicht..."
„Ich bin noch nicht sehr alt", sagte Craig, „aber in meinem Beruf bin ich ein alter Hase.
Sie sollten nicht versuchen, mich bluffen zu wollen."
„Bluffen? Warum sollte ich das versuchen?"
„Los, packen Sie schon aus!"
„Ich kenne den Mann nicht!"
„Sie behaupten, ihn noch niemals gesehen oder gesprochen zu haben? Überlegen Sie genau, bevor Sie meine Frage beantworten!"
Frank spürte, daß der Beamte mehr wußte, als er im Augenblick sagte. Das war beunruhigend. Wie und woher konnte die Polizei erfahren haben, daß er diesen verdammten Joe kannte?
„Ich will mit dieser Geschichte nichts zu tun haben!" erklärte Frank mürrisch. „Sie sind bei mir an der falschen Adresse, wenn Sie meinen, daß ich Ihnen ein paar Hinweise über die Tat und den Täter geben kann!"
„Warum lügen
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