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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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er barfuß hinunter.
    Unten atmete er tief durch und trat ein. Er rechnete damit, gleich an der Tür empfangen zu werden. Zwei Typen saßen an der Theke. Britta stand wie ein begossener Pudel da und schaute ihn mit ängstlichen Augen an.
    »Die Herren wünschen?«, Uli wusste selbst nicht, warum er so redete, warum er sich auf diese Situation einließ. Aber wenn er die Polizei gerufen hätte, wer weiß, wie lange die gebraucht hätten. Um ein Uhr den Rausschmeißer zu machen, das war nicht ihr Ding. Und hätte er gesagt, es handele sich um zwei womöglich gefährliche Typen, wären sie mit mehreren Einsatzwagen angerückt und inzwischen wäre es Britta womöglich schlecht ergangen.
    Uli wollte zu Britta hinter die Theke, als er in eine Scherbe trat. Er bückte sich und betastete seinen Fuß. Über ihm griffen zwei Arme ins Leere.
    »Scheiße«, Uli zog eine Scherbe aus der blutenden Ferse. Als er sich wieder aufrichtete, sah er die beiden Kerle von zwei Seiten auf sich zukommen. Er überlegte noch, ob er das Ganze für einen Scherz halten sollte – die zwei sahen aus wie eine schlechte Kopie der Blues Brothers – als ihn eine Faust hart am Kopf traf. Die Wucht schleuderte ihn mit dem Rücken gegen ein Wandregal. Er wurde in den Schwitzkasten genommen. Fingernägel krallten sich so fest in seine Lippen, dass er den Mund weit öffnete. Eine Hand kam auf ihn zu. Er erwartete wieder einen Schlag und versuchte sich zu ducken. Er klemmte fest wie in einem Schraubstock.
    Papier wurde in seinen Mund gepresst. Es drückte seine Zunge nach unten, wurde immer weiter hineingedrückt, bis es an seinem Gaumen Brechreiz erzeugte.
    Mit dem Knebel im Mund stieß man ihn zum Büro. Dort flackerte noch die Headline des Extrablatt auf den Bildschirmen. Mit kraftvollen Handbewegungen fegte einer der Typen die Bildschirme vom Tisch. Sie gaben jeweils ein dunkles Ploppen von sich, als sie nacheinander auf dem Boden implodierten.
    Der Typ kam ganz nah an Ulis Ohr und flüsterte: »Dat nächste Mal machen mier dich platt.«
    *
    Der Dielenboden knarrte. Die Sonne warf den Schatten des Fensterkreuzes auf den Tisch, wo eine halb geleerte Flasche Bier stand. Walde döste wieder ein. In der Küche rauschte der Wasserhahn. Er fuhr mit einem Ruck hoch und schaute auf die Uhr. Kurz vor sechs. Barfuß tappte er durch den Flur. Im Bad hing Doris’ Parfumduft.
    Eine Viertel Stunde später ging er im Bademantel mit nassem Haar in die Küche. Es roch nach frischem Kaffee und Toast. Der Tisch war leer, in der Kaffeemaschine fehlte die Kanne. Er ging zurück in die Diele. Die Tür zum Schlafzimmer war angelehnt. Doris saß im Bett, vor sich ein Frühstückstablett.
    »Warst du heute Nacht hier?«, fragte Walde.
    Sie nickte: »Und du?«
    »Ich bin auf der Couch eingeschlafen, ich wusste nicht, dass du …«
    »Komm’ her«, Doris klopfte neben sich auf die Bettdecke.
    Er setzte sich vorsichtig hin. Zwei Tassen Kaffee waren eingeschenkt.
    »Was möchtest du drauf?« Sie hielt einen mit Butter bestrichenen Toast in der Hand.
    »Was Süßes.«
    »Honig oder Marmelade?«, fragte sie.
    »Noch süßer«, er stellte das Tablett auf das Nachtschränkchen. »Noch viel süßer, einen Doris-Burger«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    *
    Zwei Stunden später, am Donnerstagmorgen, befand sich Walde auf dem Weg zur Pathologie. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, als er die Stufen des grün gefliesten Treppenhauses im Stil der frühen 60er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinunterging, warum sich die Pathologien, die er kannte, ausschließlich im Keller befanden.
    Dr. Hoffmann begrüßte ihn wie gewöhnlich in seiner hyperaktiven Art, die auch nach zwölfstündiger Nachschicht ungebrochen schien: »Kennen Sie den?«
    Wider bessere Vorahnung schüttelte Walde den Kopf. Er war froh, einen Händedruck vermieden zu haben. Die meisten Ärzte wuschen sich ja schon bei den lebenden Patienten kaum mehr die Hände. Sollten Pathologen da mehr Sorgfalt walten lassen?
    »Also«, Dr. Hoffmann versuchte, seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle zu halten. »Kommt ein Skelett zum Arzt.« Er schaute Walde erwartungsvoll an: »Fragt der Arzt«, es gelang ihm nicht mehr sich zu beherrschen, er platzte lachend heraus: »Warum so spät?«
    Walde lächelte gequält, etwa so, wie es ihm in einem Fotoautomaten gelungen wäre. Er sagte sich, dass Dr. Hoffmann bei der fünften Wiederholung dieses Witzes nicht mehr von ihm erwarten konnte.
    »Übrigens, Ihr Kollege, Herr Trabbel, war auch schon

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