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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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bleiben, bis sie das Lokal schließen würde. Aber die beiden schienen es plötzlich eilig zu haben, gaben ihr ein mickriges Trinkgeld und verschwanden.
    Mit spitzen Fingern fischte Britta die Kippe aus dem Wasser. Die beiden Typen starrten weiter stumm vor sich hin.
    »In fünf Minuten ist hier finito«, Britta hielt den beiden zur Verdeutlichung die ausgestreckten Finger einer Hand vor die Brillen.
    Als die beiden sofort reagierten, war Britta zunächst erleichtert. Fast synchron tranken sie den Wein aus und stellten die Gläser mit ausgestreckten Armen an Brittas Thekenseite. Der Mann, der eben die Kippe ins Spülwasser geworfen hatte, murmelte etwas Unverständliches.
    Britta ließ den Bon aus der Kasse laufen und legte ihn vor ihn hin. Der Mann wischte ihn mit der gleichen knappen Handbewegung hinter die Theke, mit der er schon die Kippe ins Spülbecken befördert hatte.
    Er streckte beide Zeigefinger wie Pistolenläufe nach vorn und zeigte auf die leeren Gläser.
    Wieder sprach er durch kaum geöffnete Zähne.
    Sie verstand kein Wort.
    »Es ist geschlossen, ich kann Ihnen nichts mehr ausschenken«, Britta tippte auf ihre Armbanduhr.
    Ohne seine Stimme anzuheben oder sich sonst um eine bessere Artikulation zu bemühen, wiederholte der Mann seinen Satz.
    Britta vermutete, dass er genau dasselbe sagte wie zuvor. Sie hörte den gefährlichen Unterton, der mit den Worten mitschwang. Wie würde er reagieren, wenn sie wieder nichts verstand? Patron und Blut waren die einzigen Worte, die sie gehört zu haben glaubte.
    »Patronsblut? Die Sorte führen wir nicht. Kommen Sie bitte morgen wieder.« Britta bückte sich und hob den Bon auf.
    Als sie wieder hoch kam, spürte sie einen brennenden Schmerz am Hinterkopf. Jemand hatte ihre Haare gepackt. Ihr Kopf wurde nach vorn gerissen. Etwas Kaltes traf ihr Gesicht. Die Kälte erfasste den ganzen Kopf. In den Ohren rauschte es. Ihre Lungen revoltierten. Sie wollte da raus. Der brennende Schmerz wurde stärker. Ein eiserner Griff hielt ihre Haare fest. Nicht schreien! Sie war unter Wasser! Sie versuchte, mit den Armen um sich zu schlagen. Sie warf Dutzende Gläser um. Als ihr Kopf aus dem Spülbecken hochfuhr, hörte sie Klirren. Sie hustete, atmete keuchend ein, hustete und tauchte wieder ab. Ihr Kopf schien zu platzen. Sie würde sterben. Ganz jämmerlich. Sie kam wieder hoch, japste nach Luft.
    Dicht vor ihr war eine Sonnenbrille. Britta rang nach Luft. Sie spürte, wie das Wasser an ihrem Hals entlang lief. Ihr Haar wurde noch immer festgehalten. Der andere Mann stand an der Eingangstür und sperrte ab. Sie fasste sich an die Hüfte. Ihr Gürtel mit dem Kassen- und Türschlüssel fehlte.
    Sah denn niemand von draußen, was hier vor sich ging? Mist, die Scheiben waren fast komplett mit den Extraausgaben der letzten Tage zugekleistert.
    Der Mann sprach wieder. Britta versuchte, den Kopf schräg zu halten. Sie hatte Wasser in den Ohren.
    »Wollen Sie den Chef sprechen?«, Britta musste wieder husten. »Dann rufe ich ihn runter.«
    Ihr Gegenüber nickte und ließ sie los. Der zweite Mann war hinter sie getreten. Sie vernahm ein metallisches Klicken. War es von einem Stilett?
    Es läutete lange, bis sie über sich Schritte hörte und Uli ans Telefon ging.
    »Hallo Uli, hier ist Britta.«
    »Ja, was gibt’s?«, meldete sich eine total verschlafene Stimme.
    »Kannst du bitte mal runterkommen, hier sind zwei Herren, die dich sprechen wollen.«
    »Bin in zwei Minuten da.«
    Sie kam sich vor wie eine Verräterin, die Uli ans Messer lieferte. Sie hatte es nicht gewagt, ihn zu warnen. Sie hatte schreckliche Angst und zuckte zusammen, als ihr von hinten das Telefon aus der Hand genommen wurde. Das platschende Geräusch sagte ihr, dass es ins Spülbecken geworfen worden war.
    Eine Hand glitt an der Innenseite ihrer Oberschenkel hoch.
    Sie schrie auf und wich vor der Berührung zurück. Ein hämisches Lachen war dicht hinter ihrem Ohr.
    *
    Uli befand sich in der ersten Tiefschlafphase, als das Telefon klingelte. Um elf Uhr war er total erschöpft ins Bett gefallen und hatte sich auf die erste Nachtruhe seit drei Tagen gefreut. Brittas Anruf hatte ihn binnen Sekunden hellwach werden lassen. Er spürte, da war etwas faul.
    Elfie schlief wie ein Stein und hörte nicht, wie er sich hastig anzog und die Pistole aus ihrer Nachttischschublade nahm. Er kontrollierte das Magazin mit den Neun-Millimeter-Patronen, lud die Waffe durch und steckte sie vorn in den Hosenbund. Die knarrende Treppe lief

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