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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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jetzt ausschließlich auf die Grimme-Geschichte zu konzentrieren. Und mich gleichzeitig ein wenig mit um die Kiddies zu kümmern.
    Inzwischen war es halb neun, ich würde Tina Gruber also nicht aus dem Bett schmeißen, wenn ich es jetzt bei ihr versuchte.
    Sie saß im Auto und war auf dem Weg zum Waidmarkt. »Hallo Tina«, sagte ich, »hier ist die Katja. You remember?«
    Sie lachte. »Yeah! Wie könnte ich dich vergessen?«
    »Hör mal«, fuhr ich fort, »ich würde dich gerne fragen, wie der Urlaub war und wie es dir geht. Aber ich muss etwas ganz schrecklich Wichtiges mit dir besprechen. Es geht um ein Kind. Das möglicherweise in Lebensgefahr ist.«
    »Ich muss jetzt erst mal zur Arbeit«, erwiderte sie, »aber ich könnte heute Abend bei dir vorbeifahren.«
    »Geht nicht. Es muss gleich sein.«
    »Okay, schieß los.«
    Ich versuchte ihr, so knapp es mir möglich war, die Situation zu schildern.
    Als ich fertig war, sagte sie nur: »Um Gottes willen.« Und nach einer Pause: »Ich muss erst mal mit den Kollegen reden. Ich hab gestern im Flugzeug eine kurze Meldung über den Mord an der Frau gelesen, aber ich weiß noch nicht, wer von uns das bearbeitet. Ich melde mich wieder, sobald ich kann.«
    Ich hörte, wie sie herunterschaltete und stehen blieb. »Ich bin jetzt da, Katja. Wo kann ich dich erreichen?«
    »Ich hab das Handy an.«
    Ich schwang mich aufs Rad, raste zu Paul, holte mir Grimmes Notizbuch und strampelte wie eine Verrückte wieder zurück. Als ich es gerade, völlig außer Atem, in meinen Bunkerplatz hinter den Dope-Vorrat schob, rief Tina Gruber an. Ob sie mit einem Kollegen vorbeikommen könnte. Ich sagte ihr, zu mir ja. Aber falls sie mit Marco sprechen wollte, nein. Das müsse sie allein machen. Andernfalls würde ich ihr nicht sagen, wo der Junge steckte.
    »Das ist Behinderung einer polizeilichen Ermittlung, Katja. Und das ist strafbar.«
    »Kann schon sein, Tina Gruber. Dann musst du mich eben bestrafen.«
    »Katja, ich weiß, wie stur du sein kannst. Aber überlass so eine schwerwiegende Geschichte bitte der Polizei. Wir sind die Profis.«
    »So habe ich euch aber gar nicht in Erinnerung.« – Damit machte ich sie erst mal mundtot. Die Polizei hatte in der Geschichte, die uns beide im Winter zusammengebracht hatte, keine allzu gute Rolle gespielt.
    Ich hatte gerade eingehängt, da klingelte mein Telefon.
    »Ich habe Post von dir bekommen«, sagte Mary. Mary ist eine meiner liebsten und wichtigsten Freundinnen, und sie hat Nele und mir das Leben gerettet.
    »Hast du die … äh … das Manuskript gelesen?«
    » Wish I had not . Was unternimmst du in dieser Sache?«
    Marys Deutsch ist so gut wie perfekt, aber wenn sie sehr wütend oder auch sehr glücklich ist, drückt sie sich ein wenig umständlich aus. Ich überlegte, wie offen ich am Telefon sein konnte. Kam zu dem Schluss, dass Tina mich höchstwahrscheinlich nicht würde abhören lassen. Und sonst war, soweit ich wusste, niemand daran interessiert, mit wem ich worüber sprach.
    »What the fuck are ya goin’ to do?«
    Ich hatte wohl ein wenig zu lange geschwiegen. Brachte nun Mary auf Stand. Woraufhin sie nun eine ganze Weile nichts mehr sagte. Ich wartete.
    »Can I help?«
    Wenn Mary ihr Deutsch völlig vergisst, ist es ihr sehr ernst.
    »Kann gut sein«, antwortete ich. »Ich weiß noch nicht, wie, aber ich melde mich, sobald mir etwas einfällt. Jetzt bitte ich dich nur darum, die Kopien gut für mich aufzubewahren.«
    »Ich könnte die Kinder Kung-Fu lehren.«
    Das war ein genialer Vorschlag. Ich weiß schon, warum ich Mary so liebe, obwohl sie eine steinreiche kalifornische Prinzessin ist. Ich erklärte ihr, dass Marco vermutlich erst einmal eine andere Art von Hilfe benötigte. Dass Chantal aber garantiert begeistert wäre. Und eine gute Schülerin.
    Danach rief ich Ina an und erzählte ihr die Grimme-Marco-Geschichte. Auch ihr verschlug es die Sprache. Ich sagte ihr, dass ich mich weiter um die Kiddies kümmern und das Ganze aber auch, soweit das ging, dokumentieren wollte, um ein Feature daraus zu machen. »Ich kann dir überhaupt nicht sagen, was genau das werden wird, und schon gar nicht, wann ich damit fertig bin. Aber ich wäre sehr, sehr froh, wenn du mir dafür grünes Licht geben könntest.«
    Sie würde es in die Konferenz einbringen, antwortete sie, könne mir aber jetzt schon den Auftrag dazu geben. »Da wird keiner dagegen sein. Und bitte lass es mich wissen, wenn ich den Kindern irgendwie helfen kann.«
    Ich machte

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