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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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will?« Sie warf die Haare zurück und sah mich mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an.
    »Dann lässt du’s eben sein.« Paradoxe Intervention nennt man das, hatte ich von Stefan gelernt. Kann wirken. Kann aber auch nach hinten losgehen.
    »Ja, wie?«, knurrte Nele. »Ich bin doch schon überall angemeldet.«
    Ich streckte mich auf dem Bett aus und zog sie mit dem ausgestreckten Arm an den Haaren. »Hast du was mit dem Hotte?«
    »Wie, mit dem Hotte?« Sie ließ sich neben mich plumpsen und schob mich zur Seite.
    »Also ja.«
    »Neeee …«
    »Wie, neeee?«
    »Ja, nee eben.« Sie drückte die Kippe im Aschenbecher aus, ich tat es ihr gleich. »Ich denk schon, ja, irgendwie, also, ich mein …« Sie seufzte filmreif. »Also, das könnte was werden. Weißte?«
    »Ja klar, das sieht doch ein Blinder.«
    »Was fragst’n dann?«
    »Wie alt sind wir grade?«
    Sie boxte mich in die Seite. »Also, wir haben beschlossen, da läuft jetzt erst mal nix, bis ich mit der Therapie durch bin. Und dann mach ich vielleicht noch Adaption. Weißte?«
    »Weiter!«
    Sie lächelte zufrieden und nachdenklich. »Ja, und dann … Dann gucken wir mal. Jedenfalls, ich geb ihn in Düren und dann in der Therapie als Vertrauensperson an, dass der mich besuchen kann und so.« Sie zupfte an einer Haarsträhne wie eine verknallte Vierzehnjährige. Dann fügte sie hastig hinzu: »Und dich sowieso, ich kann ja zwei angeben.«
    Sie setzte sich wieder auf und schlang die Arme um die Knie. »Der Hotte meint, er will nur ‘ne Beziehung mit mir, wenn ich hundertpro clean bin. Weil, alles andere würd uns beide kaputtmachen. Und er hat ja jetzt auch die Kinder …« Sie kramte nach ihrem Tabak, das Gesicht wieder verschlossen. »Meinste, der Pico is noch am Leben?«
    »Hörma«, Hertha steckte den Kopf durch die Tür, »ich mach Gulasch. Wenn de dat nit essen willst, musste dir wat mit rüberbringen.«
    So aggressiv hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Ich sagte ihr, das sei kein Problem. Ob ich die Getränke besorgen sollte? Oder Nachtisch?
    »Du kannst ‘n Eis holen.« Peng, Tür zu.
    Nele verdrehte die Augen. »Die is drauf! Hilfe!«
    »Die ist ab morgen wieder alleine. Die hat dich ins Herz geschlossen. Die wird dich bitter vermissen.«
    »Mich hat noch keiner vermisst.«
    »Tja, einmal ist immer das erste Mal.«
    Sie grinste wider Willen. »Ich komm ja wieder. Spätestens nach der Adaption. Wenn ich da überhaupt hingehe.«
    »Na ja, dann ziehste vielleicht lieber mit dem Hotte zusammen?«
    »Nö. Ich bleib hier. Ich brauch meine Freiheit, weißte?« Und dann so leise, dass ich sie kaum verstand: »Ich will keine Kiddies großziehen. Wenn meine Jessie bei andern Leuten ist.«
    Als ich meine Wohnungstür aufschloss, hörte ich Marys Stimme auf dem AB . Ich lief zum Telefon und bekam sie gerade noch dran. Ein Professor Heinrich Grimme, erzählte sie mir, hatte nie einen Lehrauftrag oder gar eine Professur in Stanford. Aber er hatte dort letztes Jahr einen Vortrag gehalten. Thema: »Das Lächeln der Apsaras«. Das sind die göttlichen Tänzerinnen, deren Reliefs die Haupttempel von Angkor Wat schmücken.
    »Die Restauration der Apsaras«, erklärte mir Mary, »ist übrigens ein Projekt der Fachhochschule Köln. Vielleicht solltest du da mal nach deinem Mr. Grimme fragen.«
    Das hatte ich schon. Aber da kannte ihn niemand.
    »Und jetzt höre!«, fuhr Mary fort: »Während ich für dich recherchierte, rief mich mein cousin George an. Seine Frau will mit den Kindern nach Europa kommen, aber egal. Er arbeitet für die UNESCO , und er erzählte mir, er war gerade in Kambodscha, zu – wie sagt man? – controlling the work of projects over there? Und ich habe ihn gefragt, für gut Glück, ob er einen Professor Grimme kennt. Und er sagt: ja!«
    »Nein!«
    »Er ist in dem Vorstand von einer Hilfsorganisation für Kinder. Für Kinder, die wurden als Prostituierte verkauft!«
    Ich kramte hektisch nach meinen Zigaretten.
    »Katja?«
    »Ja, Mary, ich bin noch dran. Das ist ja irre! Wahnsinn.«
    »Die Organisation heißt ›Ef Ai Ci‹.«
    Ich schrieb mit und starrte ungläubig auf das Wort, das da auf dem Papier stand. F, I, C?«, fragte ich zur Sicherheit nach.«
    »Yup. Steht für ›Free The Innocent Children‹.«
    »Mary, das klingt wie ›Fick‹!«
    »Uh!«
    »Findest du nicht, dass das eine seltsam missverständliche Abkürzung ist?«
    » Fuck, you’re right. Sounds … well … Du kannst sie im Internet finden. Aber es steht da nicht

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